Nachthimmel

Gut, dass Gott anders ist

Stell dir vor, Gott würde uns so behandeln, wie wir oft andere behandeln. Was wäre, wenn er so mit uns umginge? Auch er klebt uns ein Etikett auf und steckt uns in eine Schublade. Er beurteilt uns nach unserem äußeren Schein, nachdem, wie wir aufgewachsen sind, womit wir unseren Lebensunterhalt verdienen, was wir für theologische oder politische Ansichten haben oder gar, welche Fehler wir schon in unserem Leben gemacht haben.
Wir treffen auf einen Menschen, scannen ihn kurz und haben innerlich ein Urteil gefällt. Gut, dass Gott das nicht tut. „Urteilt nicht über andere, damit Gott euch nicht verurteilt. 2 Denn so wie ihr jetzt andere richtet, werdet auch ihr gerichtet werden. Und mit dem Maßstab, den ihr an andere anlegt, werdet ihr selbst gemessen werden“, sagt Jesus einmal (Matthäus 7, 1-2 HfA).

Das bedeutet nicht, dass wir nicht unterscheiden sollen. Aber das Maß der Gnade, das wir gewähren, wird das Maß der Gnade sein, das wir erfahren werden.

Freundlich begegnen

Wir hatten einmal ein größeres Pfadfinder-Lager in der Nähe von Leipzig in einem Dorf. Kaum hatten wir die Zelte aufgebaut, tauchte eine Gruppe von Skinheads auf. Wir luden die Leute zu uns ans Lagerfeuer ein und behandelten sie freundlich, obwohl sie uns anfangs signalisiert hatten, wir wären nicht willkommen.

Es stellte sich heraus, dass die meisten echt nette Jungs waren, aber unter einem enormen Druck standen. In dem Dorf gab es „nur“ die Skinhead-Gruppe. Entweder man war Teil der Horde oder man war Außenseiter. Gut, dass wir mal richtig reagiert hatten.

Jesus klebt kein Etikett

Als Jesus auf einen blinden Mann trifft und seine Freunde eine Diskussion vom Zaun brechen wollen, was denn die Sünde in seinem Leben gewesen sei, dass er blind war, missbraucht Jesus diesen Anlass nicht, sondern sieht in der Situation eine Gelegenheit für Gott.

Warum der Mann blind war? „Er wurde blind geboren, damit die Kraft Gottes an ihm sichtbar werde“, antwortet Jesus knapp (Johannes 9, 3 NLB). Was für eine wunderbare Perspektive.

Jesus schaut nicht auf das, was vielleicht mal war, er sieht nach vorne auf das, was sein wird. Er sieht in dem Mann kein armes Opfer, er sieht das Wunder, das Gott an ihm und in ihm tun möchte. Jesus klebt kein Etikett, er hilft.

Gott nicht dich an

Mit wem in der Geschichte kannst du dich am besten identifizieren? Bist du der Blinde? Hat man dir auch ein blödes Etikett aufgeklebt und dich in eine Schublade gesteckt? Wenn dem so ist, dann lerne: Auch, wenn andere dich ablehnen, Gott nimmt dich an. Wenn andere dich im Stich lassen, Jesus findet dich. Wenn niemand etwas von dir wissen will, Jesus will dich haben. Wenn niemand auch nur das Geringste zu bieten hat, Jesus schenkt dir Worte des ewigen Lebens.

Oder siehst du dich eher als Beobachter, als einer, der auch schnell sein Urteil gefällt, ein Etikett geklebt hat? Wenn dem so ist, dann sieh dir den nächsten Vers an: „Solange es Tag ist, müssen wir die Taten Gottes vollbringen, der mich gesandt hat.“

Worin besteht das Werk Gottes? Menschen anzunehmen, erst zu lieben und dann zu urteilen. Erst fürsorgen, dann verurteilen. Tun wir es wie Jesus und schauen erst einmal ganz genau hin.

Sei gesegnet!

„Fromm sein ist eine eigene innere Freiheit von all den Zwängen und Urteilen der Welt“ (Margot Käßmann).

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de