Mann steht in der Abendsonne im Wasser

„Mecker-Oma“

Bei uns in der Straße wohnt eine Frau, die ich als Kind „Mecker-Oma“ genannt hätte. Wann immer Kinder irgendwo im Garten spielen, Erwachsene draußen nett zusammen sitzen, jemand eine Gartenparty schmeißt oder sie sich auch nur von Nachbarn in ihrem Wohnhaus gestört fühlt, rastet diese Frau regelrecht aus. 

Sie pfeift dann lautstark mit einer Trillerpfeife vom Balkon, schlägt auf Töpfe oder brüllt durch die Gegend. Gerade gestern lief sie wieder auf Hochtouren auf, als ich bei uns hinter dem Haus eine Abschiedsfeier für meine Sechstklässler veranstaltete. 

Neben den üblichen Attacken erhielt ich einen „anonymen“ Anruf mit Beschimpfungen und nur einen Moment später dann eine SMS, mit Beleidigungen. So ist das eben in unserer ansonsten wirklich großartigen Nachbarschaft. 

Und manchmal ärgert mich das so richtig, dass eine Person die Stimmung einer ganzen Straße verändert. Bei vielen liegen die Nerven blank. 

Grenzen stecken

Nachdem gestern dann bei uns zu zivilen Zeiten dann alles ruhig war, war weiteres, lautes Herumbrüllen und Kreischen aus der Wohnung dieser Frau zu hören. Und da hatte ich den Eindruck, dass Gott zu mir spricht. Nein, man muss sich auch als Christ nicht alles gefallen lassen. Man sollte Grenzen stecken und diese auch kommunizieren. 

Auch wir Christen sollten uns nicht beschimpfen oder beleidigen oder die gute Laune rauben lassen. Aber als Christen haben wir ein Vorrecht. Wir können barmherzig sein. „Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist!“, sagt Jesus einmal seinen Freunden. 

Ich habe das lange als eine weitere Regel in der „Gesetzesliste für Christen“ gesehen. Wieder ein bisschen mehr Druck auf den Schultern, wieder eine weitere moralische Vorgabe. Aber dem ist nicht so. Wir alle haben Barmherzigkeit von Gott erfahren. Gott hat uns vergeben, obwohl wir es nicht verdient haben. 

Gott reicht uns die Hand, obwohl wir sie so oft schon wegschlugen. Gott geht uns nach, obwohl wir so oft vor ihm weggelaufen sind. Gott liebt uns und schenkt uns deswegen immer und immer wieder Barmherzigkeit. 

Sei barmherzig

Deswegen können wir barmherzig sein, nicht, weil wir den Druck von einer Anweisung auf unserer Schulter haben, sondern, weil wir Gottes Barmherzigkeit immer und immer wieder erleben. Gott liebt dich und mich, so, wie wir sind. Aber er möchte, dass wir nicht so bleiben müssen. 

Er möchte, dass wir all das, was uns ärgert, was unser Herz hart macht, was uns verletzt und womit wir verletzen, dass wir all das loswerden und Jesus ähnlicher werden, liebevoller, relaxter, barmherziger. Denn das macht das Leben der Menschen leichter, die mit uns zusammenleben, es macht aber erst recht unser Leben leichter. 

Man könnte auch sagen: „Du musst nicht barmherzig sein, niemand zwingt dich. Aber du darfst es gerne und du kannst es, denn es lässt dich dein Leben mehr genießen!“ 

Ich weiß noch nicht, ob mir das gerade bei der erwähnten Nachbarin immer gelingen wird. Aber, wenn ich Gott an meine erste Stelle setze, ihm vertraue und seinen Rat befolge, wird es sicherlich einen guten Weg geben.  

„Ein authentisches christliches Leben hat seine eigene Rangfolge in unserem Leben: Gott an erster Stelle, andere an zweiter Stelle, ich an dritter“ (Billy Graham). 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de