Auf dem Buch, die Bibel, ist ein Kreuz

Vergleiche

Religionsunterricht in der 5. Klasse. Wir schauen uns gerade verschiedene Weltreligionen an und vergleichen insbesondere Gebete miteinander. Nachdem wir das „Schma Israel“ (Höre Israel – 5. Mose 6, 4–9) und das islamische Glaubensbekenntnis kennengelernt haben, ist uns nun das „Vaterunser“ als das zentrale und wichtigste Gebet der Christenheit an der Reihe. Besonders fällt den Kindern auf, dass es Worte sind, die Jesus seinen Anhängern gelehrt hat. Aber was bedeuten sie?

Gleich am Anfang fangen wir an zu straucheln, wo es heißt: „Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel!“ (Matthäus 6, 9 LUT). Ich stelle mich auf dumm und drücke meine Verwunderung aus: Das Vaterunser ist zwar in unserer Sprache in der Bibel zu finden, aber unendlich schwer zu verstehen. Dennoch ist es so wichtig, dass es Christen auf der ganzen Welt beten. 

Was bedeutet es, wenn Jesus uns lehrt, wir sollten Gott, wenn wir beten mit „Vater unser im Himmel …“ ansprechen? Am wenigsten Probleme haben die Kinder mit dem Begriff „Himmel“. Ein Kind sagt: „Na, ist doch klar, dass Gott im Himmel ist!“ 

Ich tue weiterhin so, als würde ich kein Wort verstehen: „Du meinst also, Gott sitzt da oben auf einer Wolke und schaut auf die Erde herunter?“ Ein Kind, das eigentlich sonst in die atheistische Lebenskunde geht und wegen Corona Gast bei mir im Unterricht ist, wirft ein: „Das habe ich mich auch immer gefragt. Glaubst du echt, dass Gott ein alter Mann mit Bart ist, der oben auf einer Wolke sitzt?“

Das erste Kind lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und antwortet: „Du willst doch später auch einmal in den Himmel kommen, oder?“ Das andere Kind nickt. „Also weißt du doch, dass es eine Welt gibt, in der es absolut cool ist, die man aber von hier aus nicht sehen kann. Das ist der Himmel. Und da ist Gott!“ 

Wow, besser hätte ich das auch nicht ausdrücken können. Das war ja schon fast missionarisch (was mir ja als Lehrer nicht gestattet ist …).

Gott Vater

Der andere Punkt erstaunt aber umso mehr, nämlich, dass Jesus uns einlädt, zu Gott Vater zu sagen. Das fällt den Kindern sofort auf. In keiner anderen Religion der Welt sprechen Gläubige ihren Gott oder ihre Götter mit „Vater“ an. Der lebendige Gott, der allmächtige Schöpfer, der, der Himmel und Erde erschaffen hat und uns in Jesus nah gekommen ist, dieser einzig wahre Gott aber sagt: „Ich biete dir eine Beziehung an, die so eng ist, so vertraut, so liebevoll, wie die eines perfekten Vaters zu seinem Kind! Du darfst »Vater« zu mir sagen!“

Die Kinder fangen an zu schwärmen und erzählen davon, wie toll ihre Väter sind – und verdeutlichen so, wie Gott ist. Nur ein Kind schaut traurig auf den Boden. Die Eltern leben getrennt und der Vater tut vieles in seinem Leben, aber wird sich als Vater bestimmt nicht mit Ruhm bekleckern. Ich kann diesen traurigen Jungen absolut verstehen. Wie gerne würde ich ihm sagen, dass Gott genau so ist, wie er sich den Vater in seinem Leben wünscht. 

Wie gerne würde ich dir sagen, dass Gott der großartigste Vater ist, den man sich vorstellen kann, nur eben dann noch unendlich viel besser. Wenn du ihn erleben möchtest, dann lade Gott ein und bitte ihn, dass er sich dir zeigt, wie er ist als dein himmlischer Vater, der es gut mit dir meint.

Das nächste Mal, wenn ich das Vaterunser bete, werde ich es ein Stück verändert beten, weil mir Kinder wieder die Augen geöffnet haben.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de

Das Vaterunser auf Suaheli …