Zwei Frauen fallen sich in die Arme

Ich habe mehr begriffen als alle meine Lehrer

Wenn ich irgendwo über die Bibel lehren darf und Menschen dabei sind, die noch wenig oder gar keinen Bezug dazu haben, dann lasse ich sie gerne Psalm 119, 99 (HfA) heraussuchen, wo es heißt: „Ich habe mehr begriffen als alle meine Lehrer.“  Ich bin mir dann sicher, selbst, wenn die Menschen sich nichts weiter behalten haben von dem, was ich gesagt und gelehrt habe, dann doch dieser eine Vers.

Er klingt sehr humorvoll, ein bisschen arrogant vielleicht und dennoch steckt ziemlich viel Gutes in ihm.

Todesstrafe!?

Ich hatte gerade eine Diskussion mit einem US-Amerikanischen Jugendlichen über das Thema Waffen, das dann auch in die Frage uferte, ob Menschen die Todesstrafe erhalten sollten oder nicht. Zu beiden Themenbereichen gibt es auch unter den Theologen unterschiedliche Ansichten.

Ich selbst bin fest davon überzeugt, dass Jesus weder eine Waffe besitzen würde, wenn er heute lebte, noch für die Todesstrafe sei. Der Jesus, den ich aus der Bibel erkenne, ist ein pazifistischer Jesus, was mich in Fragen, wie man auf den Überfall der Russen auf die Ukraine als Christ reagieren sollte, an meine Grenzen bringt.

Denn auf der einen Seite sagt die Bibel in Lukas 22, 36 (NLB): „»Aber jetzt«, sagte Jesus, »nehmt euer Geld und eure Tasche. Und wenn ihr kein Schwert habt, verkauft eure Kleidung, um eines zu kaufen!“ – auf der anderen Seite sollen wir als Christen auch die zweite Wange hinhalten, wenn man uns auf die erste Wange schlägt, ja, wir sollen sogar unsere Feinde lieben.

Unterschiedliche Interpretation

In Matthäus 26, 50 (NLB) dann gipfelt die Lehre Jesu im Aufruf zur Gewaltlosigkeit: „»Steck dein Schwert weg«, befahl ihm Jesus. »Wer das Schwert benutzt, wird durchs Schwert umkommen.“ Wie gesagt, unterschiedliche Christen, auch unterschiedliche Theologen interpretieren die Frage nach dem Besitz von Waffen, nach der Selbstverteidigung und sogar der Todesstrafe unterschiedlich, und ganz so einfach ist die Antwort, wie eben aufgezeigt, dann doch nicht.

Denn selbst das Gebot „Du sollst nicht töten“ (2. Mose 20,13 LUT), das im Urtext eigentlich „Du sollst nicht morden“ bedeutet, kann in Bezug auf die Selbstverteidigung und die Todesstrafe unterschiedlich interpretiert werden.

Weshalb ich mich also auf die Diskussion einließ, war, dass ich das Gefühl hatte, der junge Mann redete mit seinen 15 Jahren nur nach, was man ihm vorgekaut hatte. Er wächst in einer bestimmten christlichen Tradition auf, die eben bestimmte Ansichten vertritt. Und es hat den Anschein, dass er alles, was seine geistlichen Lehrer ihn lehrten, einfach übernehmen würde.

Ich versuchte, die Situation zu entschärfen, indem ich ihn bat, nicht auf mich zu hören, noch auf irgendwelche anderen Theologen, sondern die Bibel zu lesen und inständig zu beten: „Heiliger Geist, sei du mein Lehrer. Lehre du mich, was richtig und was falsch ist. Ich erlaube dir auch, meine Ansichten auf den Kopf zu stellen. AMEN!“

Oberste Instanz – mehr Erkenntnis

Es ist wichtig, dass wir Gott als oberste Instanz haben und nicht, was Menschen lehren. Die Bibel sagt sehr deutlich, dass der Geist Gottes und lehren und in alle Wahrheit führen wird. Deshalb ist der Vers aus Psalm 119 auch eigentlich länger, als der kleine, humorvolle Teil.

Vollständig heißt es: „Ich habe größere Erkenntnis als meine Lehrer, denn ich denke unablässig über deine Ratschlüsse nach.“ Es ist gut, danach zu streben, mehr Erkenntnis zu gewinnen, als die eigenen Lehrer, denn alle Menschen können irren und alle menschliche Lehre, sei sie auch noch so biblisch, wird immer Stückwerk bleiben.

Deswegen ist es so wichtig, nicht nur zu hören, was andere sagen, sondern selbst nachzuforschen, selbst Gott um Rat zu fragen. Nimm dir in deinem Leben vor, dass du in der Erkenntnis wächst, denn es kommt nicht von alleine.

Nimm dir regelmäßig Zeit dafür. So läufst du nicht Gefahr, merkwürdige Lehren einfach nachzuplappern. Und vielleicht kannst du mir ja irgendwann helfen, was die Frage der Selbstverteidigung und des Waffenbesitzes im Licht der Bibel angeht.

Sei gesegnet!

„Wir lernen Gottes Willen auch dadurch erkennen, dass wir Zeit in seiner Gegenwart verbringen. Der Schlüssel zur Erkenntnis Gottes ist eine Beziehung zu ihm“ (Max Lucado).

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de