Krebs

Vor einem Jahr ist einer der mir liebsten Menschen gestorben. Der Krebs hatte Martin in nur wenigen Monaten dahingerafft. Ich konnte ihn noch im Krankenhaus besuchen, kurz bevor er das letzte Mal einschlief. Dieser Besuch hat mich zutiefst verändert.

Sterben

Wir sprachen zusammen über seine Beerdigung, redeten über den Glauben und auch über die Angst vor dem Sterben. Wir beteten zusammen – und ich durfte Martin zum Abschied segnen. Eigentlich war doch im christlichen Sinn „alles gut“. Wir wissen, dass wir eines Tages gehen müssen. Und als Christen sind wir fest davon überzeugt, dass der Tod nichts Schlimmes ist, dass – egal, wie schön und erfüllt das Leben hier auf Erden ist, das Gute erst noch kommt. Eigentlich brauchen wir keine Angst vor dem Tod zu haben, denn wir sterben nicht ins Nichts, sondern in Gottes Hände.

Das Leben ist endlich

Soweit die Theorie oder der Verstand. Aber plötzlich war mir der Tod so nahe gekommen wie noch nie. Plötzlich wurde mir bewusst, was das bedeutet, dass das Leben hier auf Erden endlich ist. Und plötzlich überdeckten der Schmerz und die Trauer alles. Plötzlich fing ich im Gottesdienst bei „Another in the Fire“ von Hillsong furchtbar an zu weinen. Plötzlich war ich so nah am Wasser gebaut, dass ich aufgehört habe, auf Beerdigungen fremder Leute zu predigen.
 

Besuch

Jetzt, ein Jahr später waren wir endlich mal wieder im Hessen-Ländle und durften Martins Frau  besuchen. Wie würde die Begegnung sein? Was würde mich erwarten? Ja, wir hatten das Jahr über geschrieben, auch gesprochen, aber sich zu sehen ist ja dann doch anders.

Und dann sitzen wir in einem gemütlichen Biergarten bei gutem Essen, und ich sehe mir gegenüber keine gebrochene Witwe, sondern eine Frau des Glaubens, eine Frau die sagt: „Der Tod von Martin hat mich viel näher zu Gott gebracht.“ Natürlich ist sie eine Frau voll der Trauer.

Sie hat aber erlebt, dass Gott einen auch in der tiefsten Trauer nicht fallen lässt, ganz im Gegenteil. „Auch wenn es durch dunkle Täler geht, fürchte ich kein Unglück, denn du, HERR, bist bei mir. Dein Hirtenstab gibt mir Schutz und Trost,“ heißt es im berühmten Psalm 23.

Trauer und Leid

Auch als Christen müssen wir leider durch manches auch tiefes Tal gehen. Auch uns Christen treffen Trauer und Leid, wie jeden anderen Menschen auch. Aber als Christen wissen wir – wir sind nicht allein. Es gibt einen Hirten, der mit uns geht, der uns die Angst vertreibt, der uns tröstet.

Bewusster leben

Der Tod von Martin hat mich verändert. Das Treffen mit Cornelia auch. Ich möchte bewusster im Hier und Heute leben, weil ich nicht weiß, wie lange ich auf dieser Erde bleiben darf. Aber ich will ebenso bewusst das Ziel nicht aus den Augen verlieren, das auf mich wartet: die Ewigkeit.

Getragen in Zeiten der Trauer

Und ich will bewusst erleben, wie der gute Hirte – Jesus – sich um mich kümmert, fühle ich mich gerade himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt. Ich will auch jemand sein, der im Glauben so stark steht, wie Martins Frau Cornelia, die sich getragen wusste in den letzten Monaten der Trauer, die sich getragen weiß heute und auch in den zukünftigen Tagen.
 

Grabstein

Martin hat sich übrigens noch einen Spruch ausgesucht, der auch auf seinen Grabstein kommt: „Denn Christus ist mein Leben und das Sterben für mich nur Gewinn“ (Philippe 1,21). Amen dazu.
 
Sei gesegnet. 
 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de