aufgewühltes Bett

Gefühle kommen und gehen

Gefühle sind eigentlich eine tolle Sache. Wenn man überrascht wird, die Augen aufreißt und keine Worte findet, dann ist das ein wunderbares Gefühl. Auch, wenn man sich mit einem Problem beschäftigt und eine Lösung findet, fühlt sich das gut an. Liebe ist wunderbar und in Melancholie schwelgen kann auch schön sein. 

Natürlich gibt es auch Gefühle, auf die wir gerne verzichten würden: Trauer, Angst, Wut und Panik. Dennoch haben wir sie, mögen wir sonst auch noch so entspannt durchs Leben ziehen. Gefühle kommen und Gefühl gehen. 

Und das kann ein Problem sein, denn manchmal übermannen einen die Gefühle. Bei Freude oder Liebe ist das meist schön, aber wenn Angst mich befällt oder Wut, dann kann das zu einer schlaflosen Nacht führen und die Lebensqualität einschränken. 

Besonders, wenn die Gefühle regelrecht Besitz von uns ergreifen, merke ich, dass ich keinen Weg aus der Wut herausfinde, um mich zu beruhigen, dass die Depression sich festsetzt oder die Angst mich im Alltag blockiert, dann werden Gefühle zu einem Problem. Man fühlt sich den Gefühlen ausgeliefert und kann ihnen nicht entfliehen. 

Gefühle können einen übermannen

Ein Trauerspruch, den ich schon bei Beerdigungen genutzt habe, lautet: 

Trauer kann man nicht sehen, nicht hören, nur fühlen.
Sie ist ein Nebel ohne Umrisse.
Man möchte diesen Nebel packen und fortschieben, aber die Hand fasst ins Leere.  

So ist das mit vielen Gefühlen. Sie kommen, sie belagern einen und man findet kaum einen Weg, sie loszuwerden. König David hatte auch die eine oder andere schlaflose Nacht in seinem Leben. Sorgen, Ängste und Nöte begleiteten ihn – oft selbst verschuldet – sein ganzes Leben lang. Viele dieser Dinge verarbeitete er in seinen Liedern, den Psalmen.

Es gibt eine ganze Gattung, die Klagepsalmen heißen. Und trotz all der Angst, der Not, Trauer und Bedrohung ist es derselbe David, der schreibt:  „Ich kann ruhig schlafen, auch wenn kein Mensch zu mir hält, denn du, HERR, beschützt mich“ (Psalm 9, 4 HfA).

David erlebt beides: Wie ihn Gefühle übermannen (übrigens interessant, dass es kein weibliches Pendant für dieses Wort gibt) und er sich am Boden zerstört fühlt, so sehr, dass er sogar an den Punkt kommt, dass er nicht mehr weiterleben möchte. 

David erlebt aber auch, wie Gott eingreift, ihn aufbaut, ihm Ängste nimmt und Zuversicht schenkt, ihn tröstet und seine Seele beruhigt, sodass er gut schlafen kann. David erlebt, dass wir Menschen nicht völlig schutzlos unseren Gefühlen ausgeliefert sind. 

David klagt. Er klagt Gott auch zuweilen an. Und er trauert vor Gott. Er nennt Dinge, die ihn herunterziehen beim Wort. Er benennt seine Ängste konkret. Ich glaube, das ist sein Geheimnis. Er betet nicht abstrakt: „Lieber Gott, bitte kümmere dich auch um alles, was mich belastet!“ David wird sehr konkret, zeigt genau auf wunde Punkte in seinem Leben. 

Er lädt sie quasi Stück für Stück bei Gott ab – und erlebt nicht nur, wie dadurch seine Seele leichter wird, sondern wie Gott die Lücken, die dadurch quasi entstehen, durch Gefühle wie Trost, Zuversicht und Freude ausfüllt. 

Gott lässt uns nicht allein

Gefühle können uns überraschen und packen. Wir sind ihnen aber nicht schutzlos ausgeliefert, denn Gott kümmert sich auch um sie. Er kennt uns, er weiß, wie Gefühle funktionieren (er hat sie ja erfunden, und er hat selber welche) – und er lässt uns in unserem Gefühlschaos, was manchmal herrscht, nicht allein. 

Das ist doch eine gute Botschaft. Wir müssen sie aber – wie David – ergreifen. Lass nicht zu, dass deine Gefühle dich beherrschen.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de