Frau hält flatterndes Tuch in der Hand

Aufräumen

Vor vielen Jahren kümmerte ich mich um einen alten Mann. Ich ging mit ihm einkaufen, half ihm im Haushalt und vor allem – ich räumte mit ihm und bei ihm auf. Der alte Herr war Messie. Keiner der Sorte, der Dreck und Unrat in seiner Wohnung anhäufte, alle Zimmer waren mit scheinbar guten Dingen bis unters Dach gefüllt. Es gab zwei Sorten von Sammelsurien. Zum einen Erinnerungsstücke, die der Senior aus vielen Reisen und Urlauben mitgebracht hat und dann Dinge, die er irgendwo entdeckt hatte, von denen er dachte, er könne damit jemandem anderes eine Freude machen, indem er sie verschenkte.

Beides aber hatte Überhand genommen. Der alte Mann hatte irgendwann so viel Vertrauen zu mir, dass er mir erlaubte, mit ihm alle Zimmer durchzusortieren und auszusortieren. Ein Mal die Woche war ich also damit beschäftigt, ein Stück nach dem anderen zu sichten, zu zeigen und dann mit ihm zu entscheiden, was damit geschehen sollte.

Von einem Ort zum nächsten

Am Anfang rückten wir viele Sachen nur von einem Ort zum nächsten. Aber mehr und mehr durfte ich Dinge wegwerfen, an Hilfsorganisationen spenden oder Menschen, von denen wir wussten, dass sie wirklich dies oder das gebrauchen konnten. Und am Ende ließ mich mein älterer Freund ganz allein schalten und walten.

In einem Zimmer entdeckte ich nach Wochen einen Tisch und zwei kleine Sessel am Fenster. Und als ich alles so weit von Ballast befreit hatte, dass wir dort das erste Mal zusammen frühstücken konnten. Hatte der Mann Tränen in den Augen und bedankte sich rührend.

Sichten, sortieren, wegwerfen

Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth: „Der Herr wirkt nämlich durch seinen Geist. Und wo der Geist des Herrn wirkt, da herrscht Freiheit“ (2. Korinther 3, 17 BB). So wie ich bei dem alten Mann gesehen habe, wie gut es ist, zu sichten, zu sortieren und auszusortieren, abzugeben und auch wegzuwerfen, so habe ich entdeckt, dass genau dies in meinem Leben auch wichtig ist.

Nicht nur in der Wohnung, viel mehr in meiner Seele, in meinen Gedanken und Gefühlen. Wie viel habe ich an Erfahrungen mitgenommen, das mich eigentlich mehr belastet, als dass es mich weiterbringt. Gestern habe ich schon darüber geschrieben.

Aufräumen

Es ist so wichtig, dass wir in unserm Innern aufräumen und das Chaos beseitigen, denn dann erleben wir Freiheit. Gott klopft an die Tür unserer Herzen, wie ich damals Woche für Woche an die Tür des Seniors geklopft habe.

Er bietet uns an, aufzuräumen. Fange doch vielleicht an, wie der alte Mann damals. Lass Gott ein Stück nach dem anderen sichten, dir hinhalten, und du entscheidest dann, was damit geschieht. Zuerst wirst du vielleicht auch das eine oder andere Unnütze von links nach rechts räumen.

Aber je mehr du siehst, wie gut es dir tut, auszumisten, desto mehr Vertrauen wirst du entwickeln. Und wenn du an den Punkt kommst, wo du Gott alles hinhalten kannst, damit er wirklich allein entscheidet, was du brauchst und was wegkann, dann erlebst du wirkliche Freiheit – Freiheit von Verletzungen, von Prägungen, von Erfahrungen, die niemand braucht.

Wirklich frei!

Und vielleicht sitzt du dann auch mit Gott in einem Raum, der vorher das blanke Chaos war und hast beim Frühstücken Tränen in den Augen, weil du erleben konntest, dass Gottes Geist wirklich frei macht.

Schiebe es nicht auf die lange Bank, sondern bitte Gott noch heute, bei dir aufzuräumen und auszusortieren. Das ist der erste Schritt zur Freiheit!

Gebet

Vater, so vieles hat sich in mir angestaut. Vieles, von dem ich weiß, dass ich es besser loswerden sollte, aber auch vieles, was mir nicht guttut und ich dennoch daran festhalte. Bitte hilf mir, die Türen von all den Zimmern meines Herzens und meiner Seele zu öffnen und dich an die Dinge zu lassen. Leite du mich auf dem Weg zur Freiheit. Erfülle mich mit deinem Geist und schenke mir das Vertrauen, dir wirklich alles hinzuhalten. AMEN!

Sei gesegnet!

„Der Glaube ist das unglaubliche Abenteuer des Vertrauens auf Gott“ (Corrie ten Boom).

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de