Erinnerungsstücke
Ich habe in meinem Arbeitszimmer eine Vitrine, in der sich eine ganze Reihe Erinnerungsstücke befinden, vieles Mitbringsel aus vergangenen Reisen. Da findet sich ein Vulkanstein vom Ätna, dessen Ausbruch ich jüngst erleben durfte, ein paar Münzen, Muscheln und so einiges mehr. Was ich in dieser Vitrine auch habe, sind ein paar Ikonen aus Griechenland und Zypern. Ich finde sie schön, und wenn mich ein Bild von Jesus quasi anschaut, wenn ich in mein Zimmer komme, erinnert mich das an meinen Glauben. Meine Frau findet diese Ikonen ziemlich schrecklich.
Prüfen
Das hat zur Folge, dass, wenn ich irgendwo vor einem Laden stehe, in dem Ikonen verkauft werden, meine Frau einen ganz bestimmten Gesichtsausdruck aufsetzt. Sie muss gar nichts sagen, aber ich kann aus ihren Augen ablesen: „Du hast schon genug von dem Schrott, du brauchst nicht noch eine Ikone!“
Und eigentlich hat sie recht. In unserem Leben sammeln wir wahnsinnig viel Kram, der zwar für uns irgendeine Bedeutung hat, aber eigentlich wertlos ist. Manches davon können wir gebrauchen. Ich habe zum Beispiel eine Kippa, die ich in Jerusalem gekauft habe. Sie ist Erinnerungsstück, ich nutze sie aber gleichzeitig als Anschauungsobjekt, wenn ich über den jüdischen Glauben spreche.
Aber ganz ehrlich. Das meiste, was wir so sammeln ist später einmal Ballast, den unsere Kinder entsorgen müssen und werden.
Erfahrungen und Erlebnisse
Und das betrifft nicht nur materielle Dinge. In unserem Leben haben wir einen ganzen Rucksack voll mit Erfahrungen und Erlebnissen, die wir immer mit uns herumschleppen. Und wahnsinnig viel davon ist Ballast, der uns das Leben schwermacht.
So manche Erfahrung bringt uns zu Ansichten, an denen kaum jemand rütteln kann, selbst Gott nicht. Die Welt funktioniert, wie sie funktioniert, nicht, weil sie ist, wie sie ist, sondern, weil es meine Sicht der Dinge ist, die sich wiederum aus meinen Erfahrungen gebildet hat.
Ich wurde enttäuscht. Misstrauisch bin ich. Ich bin gescheitert und fühle mich nutzlos. Verletzungen habe ich und kann nicht mehr frei atmen. „Prüft aber alles und das Gute behaltet“, fordert uns der 1. Thessalonicher Brief (5, 21 LUT) auf.
Kaum noch Platz
So wie meine Vitrine ziemlich voll mit Mitbringsel ist, so ist auch mein Rucksack auf dem Rücken voll, sodass ich kaum noch Platz habe für Dinge, die Gott mir schenken möchte, Worte, die er mir sagen möchte, Türen, die er mir öffnen möchte.
Mein Bild von ihm, Gott, mein Bild von mir und von dem, was ich denke, dass ich in dieser Welt zu tun habe, ist so sehr von dem geprägt, wo ich herkomme und was ich erlebt habe, dass ich aus den ausgetretenen Pfaden kaum ausbrechen kann.
Prüfen, behalten, entsorgen
Zeit, den Rucksack der schlechten Erfahrungen, der Verletzungen, der Wut, des Frustes, der Trauer – und auch der guten Dinge, wie Segnungen, guten Erfahrungen, Gebetserhörungen, des Trostes zu öffnen und mal richtig durch zu sortieren.
Wenn du das tust, wenn du alles prüfst, wirst du sehen, wie sehr Gott dich in deinem Leben schon beschenkt hat. Das solltest du unbedingt behalten. Du wirst aber auch eine Menge Schrott finden, von dem es sich lohnt, ihn loszulassen.
Du wirst sehen, wie viel leichter du durchs Leben gehst, wenn Gott alte Verletzungen heilt, dir alte Wut abnimmt, Trauer tröstet, Misstrauen in Vertrauen verwandelt. Du wirst viel offener durchs Leben gehen, kannst Gott viel besser hören und viel eher ein Vertrauen entwickeln, zu tun, was er dir sagt, weil eben deine Prägungen und Erfahrungen dich nicht mehr einengen.
Wie wärs, wenn du heute damit anfängst? Prüfe, sortiere, behalte und entsorge.
Gebet
Gott, bitte hilf mir, meinen Schatz von Erfahrungen und Prägungen durch zu sortieren, wie einen Rucksack. Bitte hilf mir zu erkennen, was mein Leben fördert und was mein Leben fordert. Hilf mir, Gutes zu bewahren und Belastendes abzuwerfen, damit ich freier, offener, liebevoller und hörender durchs Leben gehen kann. AMEN!
Sei gesegnet!
„Erfahrungen sind nie die Grundlage unseres Glaubens, sie sind ein Durchgang zu dem, an den wir glauben“ (Oswald Chambers).
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de