Mann sitzt auf dem Steg

Geduldig werden

Wenn ich mich mit Menschen über den Glauben unterhalte, höre ich oft, dass manche den Buddhismus deswegen so attraktiv finden, weil er inneren Frieden geben würde und einen Menschen entspannter werden ließe. Meditation würde helfen, innere Kämpfe zu beruhigen und Ruhe zu schaffen. So könne man das Leben mehr genießen und unruhige Zeiten besser meistern.

Sicherlich ist das jetzt verkürzt dargestellt. Aber besonders Wohlbefinden, innerer Frieden und Entspannung scheinen eine große Strahlkraft in unserer hektischen Gesellschaft zu haben. Ich selber bin eher ein Hitzkopf und reagiere oft sehr impulsiv.

Ich hätte mir manch unangenehme Situation ersparen können, hätte ich relaxter und entspannter reagiert. Und innerer Frieden hat auch noch nie jemandem geschadet. David schreibt in einem seiner Lieder: „Sei ruhig in der Gegenwart des Herrn und warte, bis er eingreift. … Lass dich nicht zu Zorn und Wut hinreißen! Ärgere dich nicht, damit du nichts Unrechtes tust!“ (Psalm 37, 7-8 NLB).

Warte geduldig

Es ist manchmal frustrierend, wenn wir es eilig haben, Gott aber nicht. Wir wünschen uns, dass Gott eingreift, eine Tür öffnet, heilt, eine Lösung schenkt, Probleme beseitigt – und das möglichst sofort. Aber die Bibel sagt, dass bei Gott ein Tag wie 1000 Jahre und 1000 Jahre wie ein Tag sind.

Sprüche 19,2 (BB) sagt: „Überstürzt zu handeln, führt zu Fehlern.“

Es ist manchmal nicht leicht, wenn wir eine Sehnsucht haben, einen Wunsch, einen Traum und ihn vor Gott bringen, er uns dann aber in seinen Warteraum sitzen lässt und wir geduldig warten müssen. Das sind Situationen, in denen wir leicht anfangen, selbst nach Lösungen für unsere Probleme zu suchen, eigene Türen, durch die wir gehen könnten und uns allein auf den Weg machen.

Gott in seinem Leben zu vertrauen, bedeutet dann aber auch, seinem Timing zu vertrauen und nicht überstürzt selbst zu handeln. Wie schreibt David? „Sei ruhig!“ Wo? „In der Gegenwart Gottes“ Und dann? „Warte, bis er eingreift!“

Wir dürfen mit dem Eingreifen Gottes rechnen!

Es gibt einen entscheidenden Vorteil, den wir gegenüber der buddhistischen Praxis haben. Wir können und dürfen geduldig mit dem Eingreifen Gottes rechnen. Die Bibel erzählt davon, dass Jesus mit seinen Freunden einmal in einem kleinen Boot auf dem See Genezareth in einen Sturm kam. Die Wellen schlugen hoch und schwappten über Bord.

Die Freunde gerieten in Panik. Jesus lag hinten im Boot und schlief (Matthäus 8). Irgendwann weckten die anderen Jesus und machten im Vorwürfe. Aber würde Gott wirklich ein Boot untergehen lassen, in dem sein Sohn lag? Als Jesus den Freunden antwortete, war seine erste Frage: „Wo ist euer Glaube?“ Dann stillte er den Sturm. Siehst du, es war Gottes Timing, nicht das seiner Freunde.

Das war eine der Situationen, in denen selbst die engsten Freunde von Jesus quasi ins Wartezimmer gesetzt und zum Warten verdonnert wurden. Und selbst sie gerieten in Panik und Aktionismus. Es ist also beruhigend, dass ich nicht immer geistlich super reif bin.

Innerer Frieden

Es bleibt aber richtig, danach zu streben, mehr inneren Frieden, mehr innere Entspannung und mehr innere Ruhe zu entwickeln. Das braucht, ähnlich wie Meditation, Zeit und einen gewissen Rahmen. Aber anstatt in mich hineinzuschauen und nach Frieden und Ruhe zu suchen, lade ich in solchen Momenten der Ruhe Gott ein und bitte ihn um seine Ruhe und sein Frieden, denn er gibt, was die Welt nicht geben kann.

Nimm dir regelmäßig Zeit und lass dich von Gott beschenken. Du wirst sehen, dass du ruhiger, entspannter und friedfertiger wirst, wenn du regelmäßig in der Gegenwart Gottes bist und relaxter wirst, wenn du in Gottes Wartezimmer auf sein Timing warten musst, selbst, wenn um dich herum ein Sturm toben sollte.

Sei gesegnet!

„Christus empfangen, im Frieden der Nacht, in der Stille des Tages, in der Schönheit der Schöpfung, aber auch in Stunden heftiger innerer Kämpfe, heißt wissen, dass er in jeder Lage, dass er stets bei uns ist“ (Frère Roger).

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de