aufgeschlagene Bibel

Leid kann jeden treffen

Es gibt eine unschöne Wahrheit, der alle Menschen ins Auge schauen müssen: Wir leben in einer gefallenen Schöpfung. Die Welt ist nicht mehr so, wie sie sich Gott einst gedacht hat. Schuld daran ist der sogenannte Sündenfall des Menschen, also der Fakt, dass sich der Mensch von Gott abgewandt hat und sein eigener Herr sein will.

Natürlich kann man nicht jedes einzelne Leid, jedes Unglück, jede Katastrophe mit der Schuld des Menschen in Verbindung bringen. Aber die Sache an sich, Sünde und Tod sind Folge davon. Und so kann es jeden treffen, der auf Erden wandelt – und auch wir Christen sind vor schlimmen Dingen nicht gefeit.

Nicht mehr tragen können

Ein lieber Freund, der gerade mehrere Todesfälle hintereinander ertragen musste, sagte mir gerade, er hätte Gott sehr deutlich gemacht, dass es jetzt langsam reicht, dass er nicht mehr tragen und ertragen kann. Das kann ich gut verstehen.

Der Tod geliebter Menschen, die schlimme Diagnose vom Arzt, die Ungerechtigkeit anderer Menschen uns gegenüber und noch viele Dinge mehr können unser Leben so belasten, dass wir glauben, es kaum aushalten zu können.

Wie gehen wir mit Leid um?

Eigentlich ist es kaum die Frage, ob uns Leid und Not irgendwann treffen, als vielmehr, wie wir damit umgehen. Charles Niemann ist Pastor einer schnell wachsenden, großen Kirche in Texas. Man könnte meinen, ein gesegneter Mann. Aber seine Frau starb mit 62 Jahren an Krebs.

Wie Pastor Niemann mit dieser Situation umging, hat mir so viel Mut gemacht. Er hat Gott zwei Dinge gesagt. Nummer eins: „Ich werde niemals nach dem Warum fragen!“ Das ist mal ein mega versprechen. Und das zweite war eine Bitte: „Gott, lass mich mit diesem Leid richtig umgehen!“

Störfaktor

Niemann weiß, die Frage nach dem Warum würde er vielleicht nie beantwortet bekommen. Oder er würde sie von Gott sowieso beantwortet bekommen, wenn Gott meint, dass es „dran“ wäre. Alles, was geschehen würde, ist, dass das Warum ein Störfaktor zwischen ihm und Gott sein würde, ein Stachel, der immer wieder anfängt wehzutun.

Die Bitte von Pastor Niemann zeigt auf, dass er sich dessen bewusst ist, dass Tod und Leid zum Leben dazugehören und, dass es wichtig ist, dass wir darauf richtig reagieren. Der Apostel Paulus, der immer wieder gebetet hat, dass Gott ihm sein Leid wegnimmt, bekommt von Gott eine auf den ersten Blick schroffe Antwort:

„Aber er hat zu mir gesagt: »Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade, wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir.«“ (2. Korinther 12, 9 HfA). Aber die Antwort ist nicht schroff. Paulus versteht: Alles, was wir im Leben brauchen, ist die Gnade Gottes. Und die ist besonders stark, wenn du besonders schwach bist.

Gnade Gottes

„Richtig“ auf Leid zu reagieren bedeutet demnach, sich in die Gnade Gottes quasi fallen zu lassen. Leid, Krankheit und Tod können dazu führen, dass ich mich innerlich von Gott entferne, sie können aber auch dazu führen, dass meine Beziehung intensiver wird, weil ich Gottes Gnade mehr erlebe.

Es gab Zeiten, in denen ich so hart angefochten war, dass ich dachte, ich hätte kaum Kraft mehr für das Morgen. Damals war ich schon Pastor. Und jedes Mal, wenn ich anfing zu predigen, habe ich mich gefragt: Bin ich noch derselbe, der ich war, als alles in meinem Leben rund lief? Ist meine Beziehung zu Gott noch in Ordnung?

Richtig mit schlimmen Situationen umgehen

Was ist mir mein Glaube wert? Bedeutet mein Glaube, dass ich denke, ich würde mein Leben lang im Sonnenschein von einer Blumenwiese zur nächsten hüpfen oder halte ich auch an dem fest, was Jesus für mich getan hat, wenn der Druck so groß ist, dass ich es kaum aushalte.

Oder andersherum: Lasse ich es zu, dass Gott mich durch harte Zeiten trägt oder drehe ich ihm den Rücken zu, weil harte Zeiten Teil dieser gefallenen Schöpfung sind?

Heute geht es mir gut, heute kann ich nur beten. Für Menschen, die ich lieb habe und durch tiefe Täler müssen, aber auch für mich selbst, dass ich so stark bin, wie Charles Niemann, sollte mich eines Tages das Leid hart treffen.

Meine Entscheidung steht – und ich bete darum, dass auch ich richtig mit schlimmen Situationen umgehe. Wie ist deine Entscheidung?

Sei gesegnet!

„Gott verspricht nie, dass wir von Leid verschont bleiben. Aber er verspricht die ermutigende Gegenwart seines Heiligen Geistes“ (Max Lucado).

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de