Frau wendet sich vom Mann ab

Empörung

„Als die Leute das sahen, empörten sie sich über Jesus“, so heißt es in der Geschichte von Zachäus (Lukas 19,7 HfA). Was war geschehen?

Jesus hatte sich in der Stadt Jericho angekündigt. Alle waren gekommen: der Bürgermeister, Geschäftsleute, die Reichen und Schönen, aber auch die normalen Bürger der Stadt. Alle wollten Jesus sehen, den Prediger, von dem gesagt wurde, er würde nicht nur direkt in die Herzen der Menschen sprechen, sondern Wunder tun und Kranke heilen. 

Ich stelle mir vor, wie die Stadt geschmückt war, die Straßen glänzten. Die Menschen standen voller Erwartung am Marktplatz und waren so aufgeregt, dass sie fast platzten. War das wirklich der Messias, auf den sie so lange warteten? Jetzt kam er zusammen mit seinen engsten Freunden. 

Die Spannung stieg. Aber er machte nicht Halt bei ihnen. Er predigte nicht, er heilte nicht, es gab noch nicht einmal ein ganz kleines Wunder. Jesus lief einfach weiter zu einem Mann, der ganz hinten, hinter der großen Menschenmenge auf einen Baum geklettert war, weil er nichts sehen konnte. Ich wäre sauer.

Warum der?

Es war dieser Zolleinnehmer, dieser Zachäus, dieser Halsabschneider und Verbrecher. Wieso ging er denn ausgerechnet zu dem? Und was mussten die Menschen da hören? Die Nachricht verbreitete sich, wie ein Lauffeuer. Zu dem Mann wollte Jesus gehen und mit ihm essen?

Wenn ich einer der Menschen auf dem Marktplatz gewesen wäre, ich wäre auch sauer gewesen. Ich gebe mir doch im Alltag Mühe, ein guter Christ zu sein. Ich bete regelmäßig, lese in der Bibel, gehe in die Kirche. Wenn es einer verdient hat, dass Jesus ihn besuchen kommt, dann doch wohl ich – zumindest eher, als der, der die Leute immer wieder über den Tisch zieht und sich an ihnen bereichert. 

Hast du das auch in deinem Leben schon erlebt, dass du das Gefühl hast, Jesus würde andere viel mehr segnen, als dich? Ihre Gebete hört er, deine nicht. Zu ihnen spricht er, du kannst nichts hören. Die anderen wachsen ein Schritt nach dem anderen im Glauben, machen Erfahrungen und erleben Gott immer wieder – aber du, du bist genau da, wo du vor langen Zeiten auch schon warst – trotz aller Mühen, trotz aller Opfer.

Da sind Enttäuschung und Frust groß. Da ist man einfach sauer. Es wird nicht erzählt, warum Jesus nicht bei den Menschen stehen geblieben ist. Zwei Möglichkeiten kommen mir in den Sinn: 

Klarer Auftrag

Jesus hatte einen klaren Auftrag – nämlich Zachäus von der schiefen Bahn abzubringen und zurückzuholen zu Gott. Es lohnt sich, die Passage von Lukas 19, 1-10 ganz zu lesen, denn keine Predigt, und keine Drohung überzeugen den Zolleinnehmer, sondern nur allein die Präsenz von Jesus. 

Alles, was Jesus tut, ist, den Mann anzusprechen und sich bei ihm einzuladen – sofort bekennt der Mann seine Schuld und kehrt um. 

Und das könnte ein zweiter Grund sein, nämlich, dass die Menschen zwar äußerlich bereit waren – herausgeputzt und mit kleinen Fähnchen in der Hand, aber eben nicht innerlich bereit waren, auf die Botschaft von Jesus zu hören. 

Es sind nur Mutmaßungen, denn die Bibel sagt nichts darüber. Aber eines ist klar. Wenn wir von Gott enttäuscht sind, uns zurückgesetzt fühlen oder meinen, er würde uns missachten – und deshalb sauer sind, dann sind wir in guter Gesellschaft. 

Und dann wäre es gut – wie bei jeder Beziehung – darüber zu sprechen. Sprich mit Gott darüber, wo deine Erwartungen enttäuscht wurden, wo du dich zurückgesetzt fühlst und was du dir wünschst. Gott hört dir zu – und Gott wird antworten – egal, was die Gründe für deinen Frust sind. 

Sprich mit ihm und tausche am Kreuz deine negativen Gefühle ein gegen das, was Gott dir geben möchte. Friss es nicht in dich hinein, denn Enttäuschungen und Frust schädigen jede Beziehung. Sich empören ist menschlich – wie du damit umgehst, ist deine Entscheidung. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de