Mann steht in der Abendsonne im Wasser

Kreidezeichen

Als mein Sohn Joshua und ich am vergangenen Samstag zu einem Casting in unserer Gemeinde waren, sahen wir eine Schablone für Straßenkreide neben der Eingangstür an der Wand lehnen. Mit ihr hatten junge Leute gerade das Logo zur aktuellen Predigt-Serie „#JESUS“ auf die Straße gesprüht – mit einer Art Kreidefarbe, also ganz legal. Als ich nur einen Tag später mit der Bahn zum Gottesdienst fuhr, machte ich jedoch eine erschreckende Entdeckung. 

Ich kam selbst vom Predigen aus einer anderen Gemeinde und war deswegen mit den Öffis unterwegs. So musste ich vom Bahnhof die knapp 400 m zur Gemeinde laufen. Das wirklich schicke Logo sollte gerade für unsere ukrainischen Gästen eine Art Wegweiser vom Bahnhof zur Gemeinde sein. 

Aber über die gesamte Strecke waren die Kreidezeichen auf der Straße mit schwarzer und roter Farbe übermalt worden. Nicht ein einziges habe entdecken können, das noch so war, wie es einen Tag vorher auf den Weg gesprüht worden war. 

Was hat Jesus falsch gemacht?

„Da hat sich aber jemand sehr große Mühe gegeben“, dachte ich anfangs. Aber warum? Was haben Menschen gegen Jesus? Dass man etwas gegen sein Bodenpersonal haben kann, gegen eine Institution, eine Kirche, eine Gemeinde, dass man Missstände und Missbräuche bemängelt und anprangert ist die eine Sache, aber was hat Jesus bitte falsch gemacht?

Selbst, wenn ich ein nichtreligiöser Mensch wäre und von außen betrachtet die Religionen vergleiche, kommt Jesus mega gut bei weg. Er hat nie einen Krieg geführt, sondern Frieden gepredigt. Er hat nie gefordert, sondern nur gegeben. 

Er hat Liebe gepredigt und Liebe gelebt, hat sich um die Ausgestoßenen und Ausgegrenzten gekümmert und ist den Schwächsten beigestanden. Er hat Versöhnung gebracht und ist selbst zur Versöhnung geworden. 

Ja, er hat sich sogar umbringen lassen und behauptet, er würde alles, was wir falsch machen, in unserem Leben, auf sich nehmen – die Strafe, die wir eigentlich verdient hätten, bezahlen. 

Der Prophet Micha schreibt: „Wo ist ein Gott wie du, der die Sünden vergibt und die Missetaten seines Volkes verzeiht? Der nicht für immer an seinem Zorn festhält, sondern der sich freut, wenn er barmherzig sein kann? Er wird sich wieder über uns erbarmen, alle unsere Sünden zertreten und alle unsere Verfehlungen ins tiefe Meer werfen!“ (Micha 7, 18-19). 

Ich kenne keinen, der so ist, wie er, der immer wieder einen Neuanfang schenkt, der aufrichtet und tröstet, der bis heute Wunder tut und heilt, der liebt, obwohl man ihn hasst – und der sagt: „Alles, was du tun musst, ist mir zu vertrauen.“

Du musst nichts leisten – nur „JA“ sagen, denn seine Liebe gilt, ganz gleich, ob du ein „guter“ oder ein „böser“ Mensch bist. 

Was haben Menschen gegen Jesus?

Warum also wird er abgelehnt, geschmäht? Man kann über die Logos auf der Straße denken, was man will. Aber was haben Menschen eigentlich gegen Jesus?

Was irgendwie fast schon wieder lustig ist, ist die Tatsache, dass das weiße Logo unter der schwarzen Farbe noch gut sichtbar ist, durchscheint – und dass die Farbe sicherlich haltbarer ist als die Kreide. Nach dem nächsten Regen wären die Logos alle verschwunden gewesen. Nun wird man sie über lange Zeit durchschimmern sehen. 

Das ist ein bisschen so, wie bei einem Menschen, der erlebt, dass die Geschichte mit Jesus wahr ist. Auch bei ihm wird die Wahrheit in seinem Leben durchscheinen – und man wird es für ewig sehen. Gut so. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de