Mann steht in der Abendsonne im Wasser

Orientierungsloskeit

Orientierungslosigkeit macht sich breit. Viele Menschen scheinen in diesen Tagen ein ganzes Stück orientierungslos zu sein. Man sieht dies unter anderem am Kaufverhalten – dieses Mal werden Öl und Mehl gehamstert, obwohl das Toilettenpapier an manchen Orten auch schon wieder zur Mangelware wird. Menschen sind in Sorge vor Mangel und versuchen, das ihre dafür zu tun, dies zu verhindern. Das geht so weit, dass trotz Rationierung in den meisten Supermärkten heute Öl und Mehl wirklich zur Mangelware geworden ist. 

Die Sorge, die Menschen derzeit umtreibt, zerstört das Urvertrauen: Uns geht es gut und daran wird sich auch nie etwas ändern. Aber schon bei dem kleinsten Geräusch schrecken wir hoch und laufen planlos durch die Gegend, um Rettung zu finden – wie Schafe. Nur eben, dass wir Menschen anfangen zu hamstern. 
 

Innere Panik

Orientierungslosigkeit führt dann oft zu einer inneren Panik und die lässt uns eben so komische Dinge tun, wie Toilettenpapier zu horten oder neuerdings eben Öl und Mehl. Und dann sind wir, wie ein aufgeschrecktes Schaf, das planlos einfach losrennt und sich verläuft (was wollen Menschen denn mit den Mengen von Vorräten?).
 
Christen nutzen dieses Bild der verirrten Schafe gerne, um von Nichtchristen zu sprechen. Und ja, Jesus erzählt die Geschichte des Hirten, der 99 Schafe stehen lässt, um das eine zu suchen, das sich verlaufen hat. 
 
Wir Menschen sind ihm so wertvoll – jeder einzelne, dass er jedem nachgeht, weil er nicht möchte, dass auch nur einer verlorengeht. Im 1. Timotheus 2, 4 (HfA) heißt es: „Denn Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und seine Wahrheit erkennen.“
 
Das Bild, dass der Hirte das eine, verlorene Schaf gefunden hat und auf seinen Schultern nach Hause trägt, ist ebenso romantisch wie berühmt. 
 
Meine Beobachtung ist es aber auch, dass es bei weitem nicht nur die armen, orientierungslosen Schafe ohne Hirten sind, die im Moment komische Dinge tun. Wenn ich mich so umschaue, dann sehe ich Christen, denen es nicht viel besser geht. 
 

Angst und Sorgen

Auch bei Menschen, die Jesus als den Hirten kennen und ihm folgen, machen sich Angst und Sorgen breit. Ich weiß nicht, wie viele Christen ihre Speisekammern und Vorratsräume mit Mehl und Öl im Überfluss gefüllt haben, aber ich sehe und höre immer wieder, wie die Sorgen über die Zeiten, in denen wir leben, Menschen verändern, Christen wie Nichtchristen. 
 
Wir hinterfragen unser Leben, wie es bisher war, und haben allen Grund dazu. Erst war es das Corona-Virus, das unser Leben durcheinanderschüttelte, jetzt der Krieg, dessen Ausmaß und Ende bei weitem nicht abschätzbar ist. 
 

Verlorengehen

Und so gilt das Wort des Jesaja eben auch uns, der sagt: „Wir alle irrten umher wie Schafe, die sich verlaufen haben; jeder ging seinen eigenen Weg“ (Jesaja 53, 6 HfA). Wir laufen Gefahr, dass wir uns unsere eigene Theologie erdichten, uns unseren eigenen Gott basteln nach unserer Vorstellung – auch aus Angst und Sorge. 
 
So und so müsste Gott doch eigentlich sein und so und so müsste er reagieren. Und je mehr wir unseren eigenen Vorstellungen folgen, desto mehr laufen auch wir Christen Gefahr, „verloren“ zu gehen, uns von unserem guten Hirten zu entfernen. 
 
Immerhin galt das Wort des Jesaja den frommen Menschen. Ein Schaf, das seinem Herrn vertraut, wird, wenn es Angst hat, dessen Nähe suchen, denn es weiß: Der Hirte wird mich schützen, er wird mich versorgen und alles dafür tun, dass ich Krisen überstehe. 
 
Wenn uns Angst und Sorge packen, dann lasst uns nicht den Keller voller verderblicher Lebensmittel vollstopfen, sondern dort hingehen, wo es Orientierung gibt, zu dem einen, dem wir so wichtig sind, dass er 99 Schaf stehen lassen würde, nur um uns zu suchen – dem guten Hirten Jesus. 
 
Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de