Mann mit Tasche schaut in die Sonne

Achterbahn

Genau, während ich diese kleine Serie über Vergebung schreibe, merke ich, wie mein Gefühl nicht immer tut, was mein Verstand möchte, sondern lieber Achterbahn fährt. Ich sitze gestern mit einer Kollegin in einem Raum in der Schule bei der Notbetreuung von Kindern. Wir plaudern fröhlich über dies und das – und dann spricht mich diese Kollegin so ganz nebenbei auf eine andere Kollegin an. Und während sie spricht, merkte ich, wie es in mir anfängt zu grummeln.

Die andere Kollegin hatte mich vor Monaten blöd behandelt. Und nun grummelt es immer noch in mir? Ich hatte doch Vergebung ausgesprochen. Warum kommt mein Gefühl auch nach so langer Zeit nicht hinterher? Hab ich ihr vielleicht gar nicht vergeben? Wie blöd, dass ich gerade jetzt so fühle.

Auf sicherem Weg

In Lukas 6 sagt uns Jesus, wie wir uns denen gegenüber verhalten sollen, die uns Unrecht tun. In den Versen 27 und 28 fordert er uns auf, selbst unsere Feinde zu lieben. Und nicht nur das. Jesus sagt: „Betet für das Glück derer, die euch verfluchen. Betet für die, die euch verletzen“ (Lukas 6, 28 NLB).

Und mir wird schnell klar, dass es dabei nicht darum geht, immer gute Gefühle zu haben, als vielmehr, sich für den richtigen Weg zu entscheiden. Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Ich kann einen großen Widerstand fühlen, ich kann mich dabei selbst mies fühlen, wütend, deprimiert, verletzt – und kann mich dennoch dafür entscheiden, das Richtige zu tun.

„Lehre mich, deinen Willen zu tun, denn du bist mein Gott. Dein guter Geist führe mich auf einem sicheren Weg!“, schreibt David in Psalm 143, 10 (NLB). Vergebung bedeutet, dass ich mich dafür entscheide, das Richtige zu tun, auch, wenn mein Gefühl nicht hinterherkommt.

Freundlich und Gut

Noch einmal zu Jesus in Lukas 6. In Vers 35 zeigt er, wie es gehen kann. Jesus zeigt uns, was er meint. Er weist uns an, unsere Feinde zu lieben, freundlich zu sein und Gutes zu tun, jemandem einen Gefallen zu tun, damit er davon profitiert und zu leihen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten und zu erhoffen.

Das alles kann ich tun, ohne, dass ich wunderbare Gefühle für diesen Menschen empfinde. Das mag verrückt klingen. Warum sollte ich gut zu jemandem sein, der mich verletzt hat? Warum sollte ich vergeben, wenn der andere es gar nicht verdient hat? Weil es der richtige Weg ist, der Weg Gottes, der Weg, den Jesus uns vorgelebt hat.

Für deine Feinde beten

Noch einmal: Es mag sein, dass mein Gefühl etwas ganz anderes sagt, als mein Kopf. Heute habe ich Frieden im Herzen, auch über meine Kindheit, aber das war nicht sofort der Fall.

Egal, ob es große Dinge sind, die du loslassen solltest oder kleine – alles beginnt mit deiner Entscheidung. Auch, wenn du denkst, du kannst das nie schaffen, dazu ist die Verfehlung zu groß – Vergebung beginnt damit, dass du dich entscheidest, den richtigen Weg zu gehen, den Weg Gottes.

Die Entscheidung muss von dir kommen. Du kannst dich entscheiden, nicht mehr schlecht über die zu sprechen, die dir Leid angetan haben. Du kannst dich entscheiden, ihnen mit der Güte und Barmherzigkeit gegenüberzutreten, mit der Gott dir gegenübertritt. Du kannst anfangen, für diese Menschen bewusst zu beten – nicht, dass Gott ihnen für die schlimmen Taten den Schädel einschlägt, sondern, dass Gott ihnen Gutes tut.

An Grenzen kommen

Niemand sagt, dass das einfach ist. Du wirst vielleicht an deine Grenzen kommen. Wenn du dich aber für den richtigen Weg entscheidest, dann wird Gott dir dabei helfen, indem er dich auf sicherem Weg „führt“. Er wird sich auch um deine Gefühle kümmern, wenn die Zeit dafür reif ist.

Wenn du dich aber dafür entscheidest, mit deinen Verletzungen herumzulaufen und sie nicht abzugeben, wenn du also nicht bereit bist zu vergeben, warum sollte sich Gott dann um deine Gefühle kümmern? Es wird eher so sein, dass deine negativen Gefühle dir deine Lebensfreude rauben, dich klein halten und dich bei jedem Schritt blockieren.

So hart wie es ist, entscheide dich für den richtigen Weg, selbst, wenn du das Gefühl hast, deine Gefühle werden das nie akzeptieren.

Sei gesegnet!

„Vergebung ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung“ (Arno Backhaus).

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de