Holzbuchstaben Forgive

Freiheit durch Vergebung

Manchmal, wenn wir auf das Thema „Vergebung“ angesprochen werden, tun wir so die offizielle „Ich-vergebe-dir-Sache“. Es gehört halt als Christ dazu, dass man das macht. Bei der Vergebung geht es aber um weit mehr, als wenn bei zwei Kindern ein Streit geschlichtet wird und ein Erwachsener sagt: „Kommt, vertragt euch wieder und gebt euch die Hände!“
Paulus schreibt dazu ein paar Worte, die es wirklich in sich haben: „Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorwirft. Wie der Herr euch vergeben hat, so sollt auch ihr vergeben!“ (Kolosser 3 ,13 BB).

Entscheidung

Vergebung bedeutet, zu vergeben, wie Jesus vergeben hat. Wenn du jemanden vergibst, dann bedeutet das nicht immer, dass du dem anderen die Hand schüttelst und alles wieder gut ist. Aber es hat damit zu tun, wie du über den anderen sprichst, ob du und wie du für den anderen betest, was du dir wünscht, dass dem anderen passieren soll, wie du darauf reagierst, wenn Gott den anderen segnet.

Vergebung hat erst einmal mit einer Entscheidung zu tun, nämlich der Entscheidung, bin ich bereit, dem anderen zu vergeben. Es hat nichts damit zu tun, ob der andere bereit ist, zu mir zu kommen und sich bei mir zu entschuldigen.

Vater vergibt ihnen

Wie der Herr uns vergeben hat, so sollen wir anderen vergeben. Jesus hat nicht erst gewartet, bis die anderen sich entschuldigt haben und ist dann ans Kreuz gegangen. Er ist ans Kreuz gegangen, sogar für die, die ihn ans Kreuz gehängt haben.

Und was hat er dort getan? Er hat unter furchtbaren Schmerzen für sie gebetet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23, 34). Wenn du nur den Menschen vergibst, die dir Leid angetan haben, dies einsehen und sich bei dir entschuldigen, dann wird dein Herz sehr schnell bitter und hart werden, denn selbst, wenn Menschen einsehen, dass sie Fehler gemacht haben, haben die wenigsten die Stärke, sich auch zu entschuldigen.

Keine Freiheit ohne Vergebung

Und es sind nicht nur die großen Dinge, um die es geht. Meine Mutter war Alkoholikerin und hat meinem Bruder und mir die Kindheit wirklich schwer gemacht. Mir wurde sehr schnell bewusst: Wenn ich darüber hinwegkommen möchte und ein freies und glückliches Leben leben möchte, dann muss ich loslassen und vergeben.

Keine Freiheit ohne Vergebung! Und es war kein einfacher Weg. Heute bin ich nicht dankbar für das, was ich durchmachen musste, aber ich weiß, ich bin der, der ich bin, weil ich erlebt habe, was ich erlebt habe.

Kleine Verletzungen

Bei den großen Dingen im Leben ist uns das meist klar. Aber es sind die kleinen Verletzungen, die wir auch nicht auf die leichte Schulter nehmen sollen, denn, auch wenn ich so tue, als hätte mir der andere Mensch nicht weh getan, so habe ich dennoch eine Wunde – sonst würde es mir ja nicht wehtun.

Wenn ich sie dann ignoriere, geht sie nicht von alleine weg, sondern kann sich entzünden und wird eitern. Es ist, als würde ich eine Wunde mit einem dreckigen Tuch einfach abdecken. Wenn ich dann Fieber bekomme und es rund um die Wunde furchtbar weh tut, dann hat sich eine Entzündung breit gemacht.

Ballast los werden

Und genau das nutzt der Widersacher aus. Deshalb ist es so wichtig, regelmäßig Ballast loszuwerden und Vergebung auszusprechen. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass Jesus uns das im Vaterunser – quasi dem Modell von Gebet an sich – beigebracht hat.

Er möchte, dass sich große und kleine Wunden in unserem Leben schließen und nicht entzünden oder vernarben. Er möchte, dass wir frei sind – auch emotional und unser Leben genießen können. Deshalb lass los, was dich belastet und vergib, so wie Jesus dir vergeben hat.

Sei gesegnet!

„Vergebung ist der Schlüssel zum Handeln und zur Freiheit“ (Hannah Arendt).

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de