Riß in einer Mauer

Einen Plan haben

Kannst du dich noch an die Olsenbande erinnern? Jedes Mal, wenn Egon Olsen aus dem Knast kommt, sagt er zu seinen beiden Mitstreitern Kjeld und Benny: „Ich habe einen Plan“, wobei er seinen Plan immer für „genial“ und „todsicher“ hält. Doch jedes Mal endet er im Desaster, sodass das Trio wieder einmal scheitert und erneut im Knast landet.

Wie oft musste ich in meinem Leben schon an Egon Olsen denken, wenn ich wieder einmal einen „genialen“ und „todsicheren“ Plan hatte, der dann doch wieder gescheitert ist. „Vielleicht hätten Sie jemanden fragen sollen, der sich damit auskennt“, so hieß es einst in der Werbung der Gelben Seiten.

Glückliches, zufriedenes Leben

Absolut Richtig. Aber was, wenn mir die Antwort und Maßnahmen des Fachmannes nicht gefällt? Ich möchte gerne, dass mein Leben so und so aussieht und dazu sind doch sicherlich diese und jene Schritte notwendig. Wenn mein Plan funktioniert, dann werde ich mit Sicherheit ein glückliches und zufriedenes Leben leben.

Werde ich das? Das Leben ist leider viel komplexer, als mein eingeschränktes Weltbild es erfassen kann. Jeden Moment kann von außen ein Einfluss kommen, der nicht nur meine Pläne zunichtemacht, sondern mir auch zeigt, dass ich weiter rechts oder weiter links viel glücklicher wäre.

„Du musst einfach Gott vertrauen“ – höre ich von älteren Geschwistern oft. Leichter gesagt, als getan. Was, wenn Gott ganz andere Pläne mit mir vorhat, als ich selbst? Und was, wenn Gottes Wege meinem genialen und todsicheren Plan widersprechen?

Unlösbare Aufgabe

Als das Volk Israel die Stadt Jericho einnehmen wollte, stand es vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Die Mauern waren so hoch und so dick, dass sie als uneinnehmbar galten. Aber Jericho ist nun einmal die erste Stadt, die im gelobten Land liegt.

Ich persönlich hätte bei der Aufgabe vielleicht aufgegeben und wäre wieder zurückgelaufen. Manche Hindernisse im Weg scheinen halt einfach unüberwindbar zu sein in unserem Leben. Gut, dass das Volk Israel das nicht tut. Die Menschen vertrauen Gott und beten um eine Lösung.

Und Gott gibt konkrete Anweisungen. Es sollen keine Flugzeuge erfunden werden, keine neuartigen Wurfgeschosse. Es soll nicht das trojanische Pferd das erste Mal eingesetzt werden und auch keine Tunnel gegraben. Gott weist an, insgesamt siebenmal um die Stadtmauer zu gehen, dann würden beim letzten Mal quasi mit Pauken und Trompeten die Mauern einstürzen.

Wenn ich ein Israelit von damals gewesen wäre, wäre das jetzt nicht unbedingt die Antwort gewesen, die ich erwartet hätte. Ich will kämpfen und Gott sagt, geh spazieren. Die Waffen will ich klingen lassen und Gott sagt: Lass die Lobpreisband spielen.

Israel vertraut und kann die bösen Feinde überwinden: „Die Priester bliesen ihre Hörner, und die Soldaten stimmten das Kriegsgeschrei an. Da stürzte die Mauer von Jericho ein. Die Israeliten stürmten die Stadt von allen Seiten und eroberten sie“, so heißt es in Josua 6, 20 (HfA).

Ungewöhnliche Maßnahmen

hat sein Versprechen wahr gemacht – und ich frage mich: Kann es sein, dass ich so manchen Sieg in meinem Leben deswegen nicht einfahre, weil ich gar nicht auf die Idee komme, dass Gottes ungewöhnliche Maßnahmen fruchten können?

Kann es sein, dass ich deswegen so wenige Durchbrüche erlebe, weil ich immer wieder meine eigenen „genialen“ und „todsicheren“ Pläne schmiede und dann auch durchziehe? Ein Kampf mit Rüstung und Schwert klingt ja nun auch mal logischer, als mit E-Gitarre und Gesang.

Kann es also sein, dass die alten Leute recht haben, die sagen: „Verlass dich nicht auf deinen eigenen Verstand, sondern vertraue voll und ganz dem Herrn!“ (Sprüche 3, 5 HfA). Wir tun gut daran, wenn wir diese Weisheit umsetzen, auch, wenn so manche Maßnahme von Gott ungewöhnlich zu sein scheint, auch, wenn sie unserer Logik widerspricht, auch, wenn wir denken, Gottes Plan könne gar nicht funktionieren.

Wenn du vor einer Mauer stehst, vor einem großen Berg, vor deinem eigenen Goliath, dann denke daran, was Gott schon alles mit seinen für uns verrückt klingenden Ideen geschafft hat. Bitte ihn darum, dir zu sagen, was der nächste Schritt ist und dann geh ihn.

Dann wirst du auch zurückblickend sagen: „Da fielen die Mauern ein!“

Sei gesegnet!

Wenn Gott in den Kampf zieht, dann erwählt er dazu die scheinbar ungeeignetsten Soldaten, rüstet sie mit den ungewöhnlichsten Waffen aus und erzielt mit ihnen die unvorhersehbarsten Ergebnisse“ (Warren Wiersbe).

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de