Blumenladen

Bei uns um die Ecke gibt es den kleinen Blumenladen mit dem passenden Namen „Vergissmeinnicht“. Dieser ist nicht nur davon gebeutelt, dass es einfacher und vielleicht auch preiswerter ist, Blumen gleich beim Discounter mitzunehmen, sondern auch von einer gewaltigen Baustelle an der Kreuzung, an der der Laden gelegen ist. Für geraume Zeit war es kaum möglich überhaupt zum Laden zu kommen: Der Übergang über die Straße war gesperrt, zudem wurde direkt vor der Eingangstür ein gewaltiges Materiallager für Rohre, Maschinen und mehr eingerichtet, so dass der Laden so verdeckt war, dass man kaum noch die alte Werbeschrift über dem Schaufenster lesen konnte.

Aufgeben?

Und gerade, als diese Situation sich besserte, begann die Corona-Krise. Laufpublikum, das es bis dato zumindest noch sporadisch gab, brach nun völlig weg, die Straßen waren wie leer gefegt. Was mich fasziniert hat: Die Verkäuferin gab nicht auf! Ich hätte wahrscheinlich meine sieben Sachen gepackt und hätte zugesehen, dass ich mit dem geringsten finanziellen Schaden aus der Sache heraus gekommen wäre.

Kreativität

Nicht so die Blumenfrau. Sie fing an, niedliche, kleine Ostergestecke zu basteln – mit dem, was der Blumengroßmarkt durch die Corona-Beschränkungen so her gab – und diese bei Facebook anzubieten. Innerhalb kürzester Zeit waren alle verkauft. Die Übergabe wurde kontaktfrei vereinbart (Geld im Umschlag vor die Tür im Tausch gegen das Gesteck). Die Frau fasste Mut und bastelte die nächsten Gestecke.

Aufmerksamkeit

Zwei Dinge geschahen: Erstens verdiente die Frau mit ihrem Laden „Vergissmeinicht“ zumindest wieder etwas Geld. Und zweitens wurden Nachbarn durch die Aktion auf den kleinen Laden aufmerksam. Wir haben das Vorrecht ganz nah zu wohnen, und so brachte uns die Blumenfrau unseren wöchentlichen wunderschönen Strauß gestern direkt an die Wohnungstür. Im Arm hielt sie noch zwei Sträuße – wir waren also nicht die einzigen, die Blumen bei ihr gekauft hatten.

Zielstrebigkeit

Mittlerweile hat der Blumenladen „Vergissmeinicht“ wieder geöffnet – zumindest mit eingeschränkten Öffnungszeiten – aber, im Moment geht es weiter. Ich muss ehrlich sagen, dass mich diese Energie, dieses Festhalten am Traum, diese Kreativität völlig begeistern. Die Dame vom Blumenladen hat ihren Fokus nicht verloren, sondern handelt zielstrebig, besonnen und ziemlich schlau.

Schritte gehen

Das würde ich mir beim Glauben auch oft wünschen. Es geschieht so schnell, dass ich meinen Fokus verliere. Es tauchen Sorgen und Kummer auf – ich schaue nach rechts und links und nicht auf Jesus. Es braucht Entscheidungen – ich schaue darauf, was ich leisten kann und nicht darauf, was Jesus leisten kann. Ich muss Schritte gehen – ich denke nach, welche Richtung meiner Meinung nach die richtigen sind und frage nicht: „Jesus, was ist dran. Wie sieht dein nächster Schritt aus?“

Das Ziel nicht verlieren

Beim Blumenladen „Vergissmeinnicht“ geht es um etwas Geld, die Frage, ob der Weg in die Insolvenz führt oder nicht, um die Selbständigkeit der Besitzerin. Das ist (neben der Liebe zum Job und Liebe zum Laden) die Motivation, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Leben

Bei uns geht es um ein Leben, das ausfüllt (Johannes 10,10), ein Leben, das aufregend wird, weil Gott uns das Vorrecht gibt, mit unseren Gaben Sein Reich mit zu bauen (1. Petrus 4,10), ein Leben, indem wir erleben, dass Gott unser Versorger sein möchte, der uns alles gibt, was wir brauchen (Lukas 12,29), ein Leben, in dem wir erleben, dass Gott ein guter Vater ist (Johannes 1,12), der ist, der Frieden gibt (Johannes 14,27), der Gerechtigkeit gibt (Römer 8,1), der heilen möchte (Jeremia 301,7), der Licht ins Dunkel in unserem Leben schenken möchte (Psalm 27) – und in dessen Schoß ich einst falle, wenn mich der Tod von dieser Erde wegnimmt (Lukas 16).

Ablenkung

Nur, wenn wir das Ziel vor Augen behalten, werden wir das Ziel auch erreichen – und das ist mein Wunsch für uns heute, dass wir unseren Blick justieren und uns nicht von Angst, Sorgen, Nöten, Krankheit, Einsamkeit, Corona oder sonst irgendetwas ablenken lassen, sondern aufs Ziel schauen – auf Jesus – ganz wie Paulus!

Sei gesegnet!

Und last but not least: Vielen Dank lieber Blumenladen „Vergissmeinnicht“ für die großartige Motivation und Erinnerung daran, dass es gut und wichtig ist, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren (und vielen Dank für die wunderschönen Blumen jede Woche).

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de