Mann sitzt am See und schaut in die Weite

Inneres Ohr öffnen

Neben der Musik gibt es für mich noch eine weitere Sache, die mir hilft, mein Herz für Gott zu öffnen – die Stille. Das mag mir – wer mich kennt – kaum jemand zutrauen. Aber Stille hilft, sein inneres Ohr zu öffnen und empfänglich für das zu sein, was Gott sagen möchte. Wunderbare Momente!

Und das hat nichts mit dem Alter zu tun. Ab und zu versuche ich, mit meinen Schülern Stille-Übungen zu machen. Sie dürfen sich dann in Räumen mit Teppich gerne auf den Boden legen oder, wenn das nicht geht, ihren Kopf mit geschlossenen Augen in ihre Arme auf dem Tisch versenken.

Es dauert dann immer eine ganze Weile, bis die Kinder sich darauf einlassen können. Natürlich gibt es auch die, die sich darüber lustig machen, aber eben auch Schüler, die im Alltag auf mich zukommen und fragen: „Herrn Ferrarÿ (ja, das „n“ gehört dazu…), können wir mal wieder so eine Stille-Übung machen?“ Diese lieben diese Momente.

Seele baumeln lassen

Schon Kinder erleben, wie gut es tut, mal „herunterzukommen“, die „Seele baumeln zu lassen“ und mal zu versuchen, den Lärm des Alltags abzuschalten. In Psalm 63, 5 (LUT) heißt es: „Sei nur stille zu Gott, meine Seele; denn er ist meine Hoffnung.“

Das hat nichts mit fernöstlicher Meditation zu tun, denn, wenn ich versuche, still zu werden, dann suche ich weder die Erleuchtung noch einen Gott in mir. Ich weiß, dass Gott immer bei mir ist, aber er ist ein Gentleman. 

Sein Geist klopft (bildlich gesprochen) leise an meiner Seele an und fragt, ob ich ihm Einlass gewähre. Aber durch den Lärm des Alltags, den Sturm der Gedanken und den Wellen der Emotionen ist dieses Klopfen oft nicht zu hören. 

Stille tut gut

Manch ein Beschäftigter sucht deswegen Orte der Stille, zum Beispiel bei Einkehr-Tagen in einem Kloster. Stille tut gut, der Seele, dem Herzen, dem ganzen Körper. Aber Stille tut noch mehr. Stille lässt hören, das leise Reden des liebenden Gottes, der sagt: „Komm an mein Vaterherz!“

Manchmal – leider viel zu selten – nehme ich mir die Zeit in meinem Alltag. Wir reden hier nicht über Stunden. Ich setze mich auf eine Bank und schaue einfach in die Weite. Ich lege mich auf eine Wiese und blicke in den Himmel. Oder ich lege mich einfach auf den Boden in meinem Arbeitszimmer und genieße diese Momente.

Momente der Stille

Ich lasse dann meinen Gedanken einige Momente lang freien Lauf. Aber nicht so, dass ich unruhiger werde, sondern so, als würde man Wasser aus einem prall gefüllten Becken ablassen. Der Druck lässt nach – und nach wenigen Minuten merke ich, wie ich stiller werde. 

Und auch dann tue ich erst einmal nichts. Ich bete nicht – auch nicht innerlich, sondern versuche – wenn ich ruhig geworden bin – einfach nur zu hören. Manchmal beginne ich diese Zeit mit einem einfachen Satz: „Bitte Herr, sprich – ich höre!“

Solche Momente sind wertvoll. Oft habe ich Gott in der Stille reden gehört, noch häufiger gespürt, wie sein Geist mich anrührt. Fast immer merke ich, wie sich Gedanken, die mir vielleicht seit Tagen im Kopf herumgeistern, sortieren und an Macht verlieren. Und fast immer gehe ich gestärkt aus solchen kleinen Momenten hervor. 

Wie lang du solche Zeiten gestaltest, liegt natürlich zum einen an einem Terminplan, daran, wie lange du ungestört sein kannst und auch, wie gut oder nicht gut dir die Stille tut. Manches Mal nehme ich mir ein paar Minuten – ich habe aber auch schon eine halbe Stunde oder länger einfach nur meine stille Zeit mit Gott genossen. 

Versuche es doch einfach mal. Möglichkeiten und Gelegenheiten gibt es viele – und, wenn du merkst, dass es dir guttut, dann ist es auch ein Einfaches, sich dafür Zeit zu nehmen. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de