Frühling – säen und ernten
Ich liebe den Frühling. Wenn nach der langen Zeit der Dunkelheit und der Kälte so langsam alles anfängt, grün zu werden, dann geht mein Herz auf. Ich liebe es dann auch, unseren Balkon zu bepflanzen. Blumen kaufen und einbuddeln ist die eine Sache, aber wirklich Samen zu säen und dann darauf zu warten, das etwas passiert, finde ich aufregend.
Wenn die ersten Sprösslinge aus dem Boden sprießen, dann sehen sie noch alle fast gleich aus, aber schon bald entwickeln sich die einen Pflanzen zu Erdbeeren, die anderen zu Kräutern und wieder andere zu wunderschönen Blumen.
Nicht alles zur selben Zeit
Und nicht alle sprießen zur selben Zeit, nicht alle blühen zur selben Zeit, nicht alle, die Früchte tragen, sind zur selben Zeit reif. Und genau das ist in unserem Leben ganz genauso.
Das Buch Kohelet (oder Prediger) sagt: „Für alles gibt es eine bestimmte Stunde. und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Zeit“ (Kohelet 3, 1 BB). Es ist gut zu wissen, dass mein Leben und das Leben anderer nicht genormt ist, sondern, dass es sein kann, dass wir zu unterschiedlichen Zeiten säen und ernten.
Neidisch auf andere?
Es mag sein, dass ich noch am Säen bin, während mein Nachbar schon eine reiche Ernte einfährt. Deswegen wäre es fatal, wenn ich ständig nach rechts und nach links schielen würde und neidisch auf das wäre, was andere haben.
Wir sollten nicht vergessen, dass jeder von uns eine Zeit hat, in der er aussäht, eine Zeit, in der alles wachsen muss und dann erst eine Zeit, in der wir ernten. Wir sind unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Leben. Und so wie es keinen Sinn macht, wenn eine Erdbeere neidisch wäre, dass sie keine Äpfel hervorbringt oder nicht so würzig schmeckt, wie Schnittlauch, so macht es keinen Sinn, wenn wir neidisch auf das Leben anderer sind.
Warten
Was ich erst lernen musste, was mich aber viel entspannter leben lässt, ist, dass ich nicht alles in der Hand habe – und nicht alles sehen muss. Wenn ich etwas säe, dann bringe ich die Samen in die Erde, bedecke sie etwas und muss dann warten.
Vieles, was dann geschieht, sehe ich nicht. Der Same bringt Wurzeln hervor und dann irgendwann kommt der Sprössling ans Tageslicht.
Säen bei Gott tue ich jedes Mal, wenn ich mich für seinen Willen entscheide und das Richtige tue – und zwar unabhängig davon, ob in meinem Leben gerade Trockenheit herrscht, krasser Regen, Sturm oder wundervolles Frühlingswetter.
Unbekannte Zeitspanne
Jedes Mal, wenn ich also eine gute Saat säe, wird sie aufgehen, aber nicht sofort und nicht dann, wann ich es will, sondern, wenn die Zeit reif ist. Zwischen Saat und Ernte liegt eine gewisse (für mich unbekannte) Zeitspanne.
Und auch, wenn ich manchmal denke, es würde nichts passieren in meinem Leben, Gott würde gerade nichts tun, wenn ich gerade keine sichtbaren „Ergebnisse“ sehe, dann sollte ich daran denken, dass Gott dennoch am Werk ist – vielleicht gerade sozusagen unter der Erde.
Es liegt an mir, meine Blumenkästen und Töpfe anzustarren und negative Gefühle darüber zu haben, dass noch gar nichts zu sehen ist oder mich darauf zu freuen, dass die Sprösslinge kommen werden, wenn die Zeit reif ist und dann irgendwann zu stattlichen Pflanzen heranwachsen, die Frucht bringen, wenn ich sie gut pflege.
Die Zeit der Saat ist notwendig für eine Ernte, die Zeit des Wartens ebenso. Sei nicht entmutigt, wenn du das Gefühl hast, dass Gott gerade nichts tut in deinem Leben. Vertraue ihm und entscheide dich weiterhin für das Richtige.
Gott wird sein Verspechen halten und Ernte schenken, wenn die richtige Zeit da ist.
Sei gesegnet!
„Der Mensch soll säen, aber in Gottes Hand steht die Ernte. Für das, was ich tue, bin ich verantwortlich. Was ich wirke, waltet Gott“ (Jeremias Gotthelf).
Jürgen Ferrary für GottinBerlin
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