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Rabbi Chofetz Chaim

Im 19. Jahrhundert lebte in Polen ein angesehener jüdischer Gelehrter und Rabbi mit Namen Chofetz Chaim. Über ihn werden eine ganze Reihe Geschichten erzählt. Eine davon handelt von einem ratsuchenden Mann, der ihn irgendwann besuchte. Als der Fremde das winzig kleine Zimmers des Rabbis sah, das mit nur einem Bett, einer Bank, einem Stuhl und einem Tisch – und daneben einer Reihe Bücher – sehr karg eingerichtet war, fragte der Ratsuchende: „Meister, wo haben Sie Ihre Möbel und den Hausrat?“

Der Rabbi erwiderte: „Wo haben Sie Ihre?“ „Meine?“, fragte der Mann etwas irritiert, „ich bin doch nur zu Besuch hier. Ich bin doch nur auf der Durchreise!“ – „Ich auch!“ antwortete ihm Chofetz Chaim daraufhin. 

Auf der Durchreise

Wir sind alle nur auf der Durchreise – wie recht der alte Rabbi doch hat. Unser Leben hier auf der Erde ist nur eine Zwischenstation. Das wissen Fromme, wie Nichtgläubige. Die Vision dessen, was hinterher kommt, ist sicherlich eine andere und damit auch die Konsequenz für das Leben im Hier und Jetzt. 

Wir Christen wissen, auf uns wartet eine Ewigkeit bei Gott, die unvorstellbar ist. Deswegen wird sie oft mit „Paradies“ oder „Himmel“ bezeichnet. Andere glauben vielleicht an eine leibliche Wiedergeburt hier auf Erden und wieder andere daran, dass mit dem Tod alles aus ist. 

Jede dieser Glaubenseinstellungen hat sicherlich andere Konsequenzen für das Leben hier. Wenn ich denke, mein Leben hier hat Einfluss darauf, ob ich in einer höheren oder niedrigeren Stufe mein nächstes Leben leben muss, wird sicherlich dazu führen, dass ich mir Mühe gebe, ein „gutes“ Leben hier in dem Sinne zu leben, dass ich alles dafür tun werde, eher in ein besseres Leben „wieder-geboren“ zu werden.

Wenn ich denke, dass dieses Leben alles ist, was ich habe, dann möchte ich sicherlich alles mitnehmen, was geht und lebe vielleicht in Sorge, ich könnte irgendetwas verpassen (was ja dann eigentlich auch egal wäre, weil mit dem Tod ja dann eh alles aus wäre).

Aber wenn ich weiß, dass es für mich als Christen eine unbeschreiblich großartige Ewigkeit bei Gott gibt, müsste meine Konsequenz doch hier sein, dass ich ein ganzes Stück gelassener mein Leben leben könnte, weil ich weiß: Das Beste kommt noch. Und eigentlich müsste in mir eine Dankbarkeit wachsen, dass ich gerettet bin – mir also keine Sorgen um die Zukunft machen muss. 

Im Hebräer-Brief findet sich ein passender Vers. Dort heißt es: „Auf uns wartet also ein neues Reich, das niemals erschüttert wird. Dafür wollen wir Gott von Herzen danken und ihm voller Ehrfurcht dienen, damit er Freude an uns hat“ (Hebräer 12, 28 NLB).

Im Hier und Jetzt

Ich frage mich jedoch manchmal (Achtung, Frontalangriff…): Wo sind eigentlich all die entspannten, dankbaren Christen, die glücklich das Hier und Jetzt genießen? Oder anders herum: Woran liegt es eigentlich, dass wir oft so wenig auf die Worte der Bibel vertrauen, sondern ebenso gehetzt und unzufrieden durchs Leben laufen, wie jeder andere Mensch auch. 

Ehrlich? Ich habe das Gefühl, wir haben es ein ganzes Stück verlernt, zufrieden zu leben, dankbar zu sein für das, was Gott uns schenkt und Gelassen zu sein durch das Wissen, wir sind nur auf der Durchreise. Haben wir Angst, dass das, was kommt uns doch enttäuscht? Oder misstrauen wir dem, was die Bibel sagt, was kommen wird?

Warum denken wir Christen auch so oft, wir würden hier auf Erden etwas verpassen? 

Stelle dir heute einmal selbst die Frage: Was nährt eigentlich dein Misstrauen, dass Gottes Wort wahr ist? Traust du Gott zu, dass er aus der Zwischenstation hier auf Erden das Beste für dich herausholen will? Und glaubst du, dass wir wirklich nur auf der Durchreise sind und auf uns eine Ewigkeit der Herrlichkeit wartet? Wenn du Zweifel hast, was müsste Gott tun, damit du ihm vertraust?

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de