Glaskugel mit Sonnenuntergang

Prüfe dich selbst, ob du Probleme versteckst

Meine Mutter war Alkoholikerin. Das Schlimme für mich als Kind war, dass sie es gut geschafft hat, nach außen hin zu verstecken. Wie hätte mir jemand helfen können, wenn er doch nicht mitbekommen hätte, dass etwas in unserem Haushalt nicht stimmte? Irgendwann hatten wir eine Sozialarbeiterin vom Jugendamt, die verstand, was bei uns zu Hause los war. Sie half und unterstützte mich, sodass ich mit 16 Jahren ausziehen und mit 18 Jahren auf eigenen Beinen stehen konnte.

Als ich die Frau dann irgendwann einmal fragte, wie sie mitbekommen hatte, dass meine Mutter ein Problem hatte, sagte sie mir, dass es bei uns zu Hause „zu sauber“ und zu „ordentlich“ gewesen sei. Manche Alkoholiker würden sich genau dadurch verraten, dass sie ihr Problem versteckten, indem alles zu perfekt und steril aussehen würde.

Eingeständnis

Der Alkoholismus war aber nicht das schlimmste Problem meiner Mutter. Ihr schlimmstes Problem war, dass sie sich nicht eingestanden hat, überhaupt ein Problem zu haben. Und das ist ein Charakterzug, den sehr viele Menschen haben.

Ich habe kein Problem, ich brauche keine Hilfe. Es gibt die verschiedensten Arten, die Kontrolle über sein Leben zu verlieren, aber wenn man sich nicht eingesteht, dass etwas aus den Fugen geraten ist, dann kann niemand helfen, auch Gott nicht. Deshalb prüfe dich.

Unter einem Fluch stehen

Bei dem einen ist es die Sucht, bei jemandem anderen eine Depression. Wieder andere haben Zwänge oder schlechte Bindungen. Viele leiden unter ihrer Vergangenheit, unter dem, was sie erlebt haben. Auch das sorgt dafür, dass wir unser Leben nicht genießen können, weil wir wie unter einem Fluch stehen.

Bei all dem möchte Gott eingreifen, möchte helfen. Er möchte Befreiung schenken und Heilung, Trost, Kraft und Mut. Gott möchte neue Türen öffnen, Wege ebnen, Neuanfänge schenken. Aber dazu müssen wir Menschen an den Punkt kommen, wo wir uns eingestehen, dass wir hilfsbedürftig sind.

Prüfe dich!

Paulus schreibt: „Prüft euch, ob euer Glaube echt ist. Prüft euch selbst. Wenn ihr nicht sagen könnt, dass Jesus Christus unter euch ist, habt ihr die Prüfung nicht bestanden“ (2. Korinther 13, 5 NLB). Das Wichtigste an diesem Vers ist die Aufforderung, sich selbst zu prüfen – und damit zu einem Ergebnis zu kommen.

Egal, was in deiner Vergangenheit passiert ist, es muss deine Gegenwart und deine Zukunft nicht beeinflussen. Egal, welche Abhängigkeiten und schlechten Bindungen du hast. Du kannst sie hinter dir lassen.

Kein leichter Prozess

Jesus möchte dich frei machen (Johannes 8, 36), aber dazu ist es notwendig, sich zu prüfen, zu erkennen, dass du nicht frei bist und dann Gott nach dem nächsten Schritt zu fragen, der zur Freiheit führt. Das ist kein leichter Prozess.

Bei meiner Mutter hat es bis fast zu ihrem Tod gedauert, aber sie hat noch ein paar schöne Jahre gelebt, in der der Alkohol sie nicht mehr unter Kontrolle hatte.

Stelle dich deiner Vergangenheit. Stelle dich deinen Problemen. Stelle dich den Dingen, die dir die Freude am Leben rauben. Das ist der erste Schritt in Richtung Freiheit. Stelle dich der Wahrheit, denn das ist der erste Schritt zu einem glücklichen Leben.

Sei gesegnet!

„Ich kann es mir leisten, ehrlich und realistisch gegen mich selbst zu sein; ich kann es mir leisten, denn ich bin ein freies, entkrampftes Kind Gottes“ (Helmut Thielicke).

Jürgen Ferrary für GottinBerlin

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