schwarzes Strichmännchen mit rotem Herz

Zeiten des Lockdowns

Zeiten des Lockdowns sind auch immer Zeiten der besonderen Probe für Familien und Beziehungen. So eng „hockt man sich“ über so einen langen Zeitraum nicht „auf der Pelle“ (wie der Berliner sagt). Das strapaziert so manches Mal die Liebe und zerrt von Zeit zu Zeit mächtig an den Nerven. Was auf der einen Seite wirklich schön ist, nämlich Zeit als Familie zusammen zu verbringen, bedeutet auch, dass man die Fehler der anderen viel deutlicher sieht (und die anderen meine natürlich auch).

Gerade in solch anstrengenden Zeiten des Lockdowns ist Liebe gefragt, wirklich Liebe, um Streit zu vermeiden und Konflikte zu lösen. Im berühmten Hohelied der Liebe schreibt Paulus: „Liebe nimmt alles auf sich, sie verliert nie den Glauben oder die Hoffnung und hält durch bis zum Ende. Die Liebe wird niemals vergehen“ ( 1. Korinther 13, 7-8 HfA). Den ersten Satz kann man auch übersetzen mit „Liebe ist immer bereit zu verzeihen.“

Liebe – „Agape“

Schnell merke ich, wie ich hier an meine Grenzen komme. Das schaffe ich aus mir heraus nicht. Ein Geheimnis, um diese Worte des Paulus zu verstehen ist, dass Paulus hier ein besonderes Wort für „Liebe“ nutzt: „Agape“. Agape ist die Liebe, wie Gott uns liebt – was gleichzeitig bedeutet, dass ich keinen Druck oder kein schlechtes Gewissen empfinden muss, weil ich zumindest phasenweise anders fühle.

Ich kann nur mit Gottes Liebe lieben, wenn Gottes Liebe mich erfüllt und dazu befähigt, so zu lieben. Wenn Gottes Liebe mich durchströmt, dann kann ich von dieser Liebe abgeben. Paulus beginnt dieses 13. Kapitel mit sehr krassen Worten. Er sagt, selbst, wenn er nur Gutes tun würde, sogar all sein Besitz weggeben, diese Agape-Liebe, diese bedingungslose Liebe, diese Liebe, die alles auf sich nimmt, nie den Glauben oder die Hoffnung verliert und bis zum Ende durchhält, wenn er diese Liebe nicht hätte, dann wäre alles, was er tut sinnlos. Wirklich krass.

Diese Liebe Gottes kann ich mir nicht verdienen. Ich kann nichts tun, um sie zu vergrößern (und übrigens auch nichts, um sie kleiner zu machen). Das Einzige, was ich tun kann – und auch tun sollte – ist, dass ich mich nach dieser Liebe – gerade in Lockdown-Zeiten – ausstrecke, dass ich mich von dieser Liebe anstecken, ja infizieren lasse. Das Einzige, was ich tun kann, ist, mich von Gott mit dieser Liebe beschenken lassen.

Gottes Liebe als Geschenk empfangen

Wie kann das also geschehen, dass mich die Liebe Gottes durchströmt und erfüllt? Zwei Dinge sind, denke ich wichtig, um dieses Geschenk zu empfangen:

  1. Demut – Oft genug denke ich, ich schaffe das alleine. Demut bedeutet, dass ich es einsehe und akzeptiere, dass ich es nicht alleine schaffe. „Gott, ich bin nicht in der Lage so zu lieben, wie du liebst! Ich brauche dich jetzt in dieser Lockdown-Zeit. Bitte erfülle du mich mit deiner bedingungslosen und leidenschaftlichen Liebe, damit ich diese Liebe leben und weitergeben kann!“ Demut ist das Gegenteil von Stolz – und, obwohl es wohl kaum jemand zugeben würde, Stolz im Herzen zu haben, ist es genau deswegen oft schwer, demütig zu sein – eben, weil wir es tief im Herzen oft doch sind.
  2. Glaube – Oft genug glaube ich nicht daran, dass Gott gerade bei mir Wunder tun kann, gerade mich nutzen möchte, gerade mich mit seiner Liebe erfüllen will. Es ist wichtig, an Gottes Versprechen festzuhalten. 1. Johannes 4, 18 spricht ganz klar davon, dass Gott Menschen mit seiner Liebe erfüllen möchte. Wenn ich glaube, dass das für mich nicht gilt, ich mich zu schlecht ansehe oder nicht liebenswert, dann blockiere ich diesen Liebesstrom. Auch dann ist Gebet die Antwort: „Gott, ich bitte dich, dass du das wahr machst und mich mit deiner Liebe erfüllst auch jetzt im Lockdown. Bitte hilf mir zu glauben. Bitte hilf mir alle Blockaden einzureißen, damit dein Liebesstrom fließen kann – und bitte zeige auf, was deine Liebe in meinem Leben blockiert!“

Corona und Lockdown

Bei mir ist es oft wie ein Wechselbad der Gefühle oder ein Pingpong-Spiel. Mein Level an Liebe ist mal hoch, mal weniger hoch. Das ist ganz normal. Wenn ich aber sensibel dafür bin, dann bin ich auch eher bereit, an die Quelle zu gehen. Wenn mein Herz gerade wenig mit Liebe erfüllt ist und ich deswegen lieblos bin, dann macht die Quelle die Tore weit auf. Gott wird umso mehr Liebe geben. Wenn ich merke, dass ich in Gottes Liebe wandle, dann wird er mich weder zwingen noch in seiner Liebe ertrinken lassen.

Was wir gerade in diesen verrückten Zeiten von Corona und Lockdown am meisten brauchen, sind Liebe und Hoffnung. Gottes Liebe verliert nie die Hoffnung. Lass uns dafür beten, dass wir Menschen sind, die von Liebe beseelt Hoffnung ausstrahlen in diese Welt ohne Hoffnung und mit viel zu wenig Liebe!

Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de

Das Lied der Rock-Band Petra ist schon ziemlich alt, aber es ist eine der schönsten Balladen, die ich kenne, die 1. Korinther 13 als Text nutzt: