Ein Fels liegt auf der Wiese

„Warnung“ an meine Mutter

Als meine Mutter im Jahr 2000 an den Folgen von Alkohol und Zigaretten verstarb, musste ich ihre Wohnung ausräumen und auflösen. Dabei fand ich einen Zettel in ihren Unterlagen, den ich ihr als Kind einmal geschrieben hatte. Ich hatte zwar mit dem Glauben gar nichts am Hut, aber auf diesem kleinen Zettel stand ein Bibelzitat aus einer sehr alten Luther-Übersetzung: 

Die Worte stammten aus dem 1. Korintherbrief, Kapitel 10, Vers 10 und lauteten: „Darum, wer sich läßt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle“ (LUT 1912). Ich kann mich noch genau an die Situation erinnern, als ich ihn geschrieben habe. 

Es sollte eine Art Warnung an meine Mutter sein, ein Schrei nach Gerechtigkeit. Denn viel zu oft verwandelte sie der Alkohol in eine ungerechte Furie. Ich wollte ihr damit vor Augen halten: Du denkst, du bist stark, aber eines Tages wirst auch du fallen. Pass auf!

Das ist sie dann auch. Jünger, als ich heute bin, war sie, als sie auf dem Sterbebett lag – und ziemlich einsam. 

Pass auf, dass du nicht fällst

Vielen Despoten dieser Erde – von Putin bis Assad, vielen ungerechten Arbeitgebern, gewalttätigen Vätern und gierigen Betrügern möchte ich diese Worte heute auch zurufen: „Deshalb seid vorsichtig! Gerade wer meint, er stehe besonders sicher, muss aufpassen, dass er nicht fällt“ (1. Korinther 10,12 HfA).

Eines Tages wird euch der gerechte Zorn Gottes treffen, eines Tages werdet ihr vor eurem Schöpfer stehen und müsst Rechenschaft ablegen. Eines Tages wird die Gerechtigkeit siegen, denn Jesus ist der Sieger. 

Ich würde sicherlich – ähnlich, wie damals meine Mutter – kaum jemanden zur Umkehr damit bewegen, aber es tut im Angesicht der Ungerechtigkeit und Dunkelheit, die unsere Welt regieren, gut, sich daran zu erinnern, dass Jesus das letzte Wort hat. 

„Weltgericht“

Gewalt, Bomben, Terror, Unterdrückung mögen heute stark sein, wie Felsen – aber sie haben keinen Bestand, weil Gott die Mächte des Bösen schon lange besiegt hat. 

Während ich mir so vor meinem inneren Auge vorstelle, wie ein Putin klein und zitternd eines Tages vor Gott steht und sein gerechtes Urteil erhält, spricht plötzlich mein eigenes Gewissen zu mir. Denn wenn ich mir anschaue, wann Paulus zu wem diese Worte gesagt hat, dann merke ich, dass es hier gar nicht um ein „Weltgericht“ geht. 

Er hat es nicht dem römischen Kaiser zugerufen, nicht den herrschsüchtigen Schriftgelehrten, nicht den Gewalttätern und nicht den Egoisten. Diese Worte galten den Nachfolgern von Jesus. Ihnen sagt er: „Passt auf, dass ihr nicht fallt!“

Das erinnert mich stark daran, wie Jesus beim letzten Abendmahl zusammen mit seinen Freunden saß und mehr als Erstaunen auslöste, als er sagte: „In dieser Nacht werdet ihr euch alle von mir abwenden“ (Matthäus 26. 11).  

Lass dich nicht verführen

Die Warnung, die Paulus ausspricht, gilt – ganz klar – dir und mir. Pass auf! Es geht Paulus nämlich nicht darum, den Mächtigen zu zeigen, dass ihre Macht auf sehr dünnem Eis liegt, es geht Paulus um unsere Standhaftigkeit im Glauben. Wir alle – du und ich – sind anfällig für die Sünde, ob wir es nun wahrhaben wollen oder nicht. 

Wir alle haben unsere Schwachstellen und lassen uns schnell zu Dingen verleiten, von denen wir wissen, dass sie falsch sind. Und so sehr mir der Ausspruch des Paulus Mut macht und ich fest daran glaube, dass die Tage des Putin genauso gezählt sind, wie die des bösen Arbeitgebers, so sehr zeigt dieser Vers auf mich. 

Wenn ich mich meiner Abneigung, meinem Hass hingebe, mag er auch noch so begründet sein, dann habe ich den Weg von Gott schon verlassen, dann bin ich schon am Fallen – um nur ein Beispiel zu nennen. Ziemlich gruselige Vorstellung. Pass auf, dass du den Weg Gottes nicht verlässt.

Ich habe den Zettel, den ich einst meiner Mutter geschrieben habe, nie vergessen. Er ist mir Mahnung und Warnung selbst darauf zu achten, mich nicht vom guten, vom richtigen Weg abbringen zu lassen. Es ist wichtig, sich vom Bösen nicht verführen zu lassen und seine Stärken nicht zu überschätzen. Deswegen ist es gut, immer wieder solche Warnungen zu hören und darauf zu reagieren. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de