Im gewellten Wasser ist ein Lichtstrahl

Gebetsteppich

Als ich gestern eine Anzeige in einem Nachbarschaftsportal entdeckte, ließ mich das Aufhorchen. Es geht um Gebet. Jemand verschenkte einen islamischen Gebetsteppich. Ich nehme gerne Gegenstände aus anderen Religionen als Anschauungsmaterial für meinen Unterricht und schrieb den Mann deshalb an. Was sich aus dieser Mail entwickelte, war dann aber völlig anders, als ich es gedacht hatte. 

Der sehr nette, ältere Herr rief nämlich innerhalb von Minuten zurück. Der Teppich sei bereits vergeben, so sagte er, er hätte aber noch einen zweiten, den er mir vermachen würde. Ich wurde neugierig. Warum besitzt ein Mensch mehrere Gebetsteppiche und verschenkt diese dann. 

Eigene Religion

Hatte sich der Mann vom Islam abgewendet? Nicht ganz. Der Mann hatte sich eine Art eigene Religion zusammengebaut. Er zeigte mir einen Platz in seiner Wohnung, den er „Ashram“ nannte. Dort lag der Gebetsteppich vor einer großen Buddha-Statue. 

An der Seite neben Buddha stand „Ganesha“, eine hinduistische Gottheit. 

Der Mann war ganz begeistert, dass ich Pastor bin und erzählte mir von seiner bisherigen spirituellen Reise. Die hatte ihn schon an einige Orte gebracht – auch zu einem christlichen Kloster. 

Frieden in der Seele

„Eigentlich“, so sagte der freundliche Herr, „ist doch alles eins. Wir suchen doch alle nach Frieden in der Seele. Die einen nennen es Gebet, die anderen Meditation. Die einen Buddha, die anderen Ganesha, Allah oder Gott. Meditation ist das wichtigste – oder eben Gebet, wie du es nennen würdest.“

Mich faszinierte, wie gebe-freudig dieser Mann war. Der Teppich, den er mir schenkte, kam seinen Angaben nach aus Nepal, war handgewebt und hatte Seide mit eingearbeitet. Ich möchte nicht wissen, was der mal gekostet hat. 

Auf der anderen Seite brachte er mich zum Nachdenken. Er suchte nach Frieden und „nutzte“ dafür alle möglichen spirituellen Quellen. Und für ihn ist alles gleich – ein buddhistisches Weltbild, das keinen Gott kennt, ebenso, wie eine Gottheit des Hinduismus, die neben Millionen anderer Götter angebetet wird. Der, den Moslems „Allah“, also Gott nennen, der unnahbar ist und der Gott der Bibel, zu dem wir Vater sagen dürfen. 

Er meditiert, was ihm ja augenscheinlich guttut und sieht dies auf einer Stufe mit dem Gebet zu Jesus. Ist es das? Die Bibel sagt: „Bei Gott allein findet meine Seele Ruhe, von ihm kommt meine Hilfe“ (Psalm 62, 2 NgÜ). Ruhe in Gott zu finden, bedeutet, Ruhe bei einem Gegenüber zu finden.

Meditieren bedeutet, sich in sich selbst zu versenken und dadurch zur Ruhe zu kommen. Beim Gebet geht es um Begegnung, nicht nur um Versenkung. David schreibt: „An dem Tag, als ich zu dir rief, hast du mich erhört; du hast mir Mut verliehen und meiner Seele Kraft gegeben“ (Psalm 138, 2 NgÜ).

Gebet ist nicht gleich Gebet

Ich suche nicht etwas „in mir“, sondern jemanden „außerhalb von mir“. Ich suche Ruhe und Frieden, weil mich Gott, der mich liebt, anrührt, weil er mir Geborgenheit und Trost, Sicherheit und Hoffnung schenkt. Deshalb ist Gebet auch nicht gleich Gebet, denn: Ich kann beten zu einem unpersönlichen Gott, zu vielen Göttern, ja sogar zum Universum – ich kann aber auch den einen Gott anrufen, der mir begegnen will.

Was ist Gebet für dich? Ein Loslassen von Schuld? Ein Schrei nach Hilfe? Ein Zeichen der Hoffnung? Alles gut und richtig – Gebet ist aber mehr. Gebet ist dein persönliches Date mit dem Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat, der seinen Sohn Jesus für dich gegeben hat – aus Liebe – damit du frei sein und neu beginnen kannst, dem Gott, der dir sagt: 

„Es mag sein, dass das Tal, durch das du gehen musst, sehr tief ist. Aber ich gehe mit dir – und werde dich zum Sieg führen!“ 

Es mag sein, dass du durch gerade eine harte Zeit gehen musst. Bedenke: Gott lässt dich nie allein. Es mag sein, dass du im Moment voller Schmerz bist und Angst vor der Zukunft hast. Gott möchte dir Frieden und eine Perspektive schenken. Auch, wenn der Berg vor dir unbezwingbar scheint – Jesus hat ihn schon lange überwunden und bahnt dir einen Weg. 

Erlebst du Gott so in deinem Gebet?

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de