Hängende Buchstaben

Ostergarten

Kurz vor den Osterferien habe ich mit meinen sechsten Klassen einen Ostergarten besucht. Verschiedene Räume waren liebevoll dekoriert worden und erzählten die Geschichte von Jesus von Palmsonntag bis zu seiner Auferstehung an Ostern. Viele Eindrücke durch die Gestaltung der Räume und die Erzählung der Mitarbeiterin waren sehr berührend, besonders ein Hinweis sorgte für Staunen und Gemurmel: Wir mussten alle vor einem Raum stehenbleiben, in dem eine hübsch gedeckte Tafel zum Pessachfest einlud.

Fußwaschung

Die Dame, die uns führte, berichtete davon, wie Jesus sich plötzlich das Obergewand auszog, sich ein Tuch um die Hüfte schwang und anfing, seinen Freunden die Füße zu waschen.

Diese Vorstellung allein fanden die Kinder schon sehr unangenehm. Aber als die Dame dann noch beschrieb, wie die Füße ausgesehen haben müssen, die den ganzen Tag nur in Sandalen über die staubigen Straßen gelaufen waren, drehten sich schon einige der Kinder weg.

Die Leiterin setzte aber noch einen drauf. Sie sagte: „Wisst ihr, damals gab es noch keine Straßenreinigung. Und wenn ein Esel dann mal auf das Pflaster sein Geschäft gemacht hat, dann blieb das einfach liegen, und die Menschen liefen dann dadurch.“ Spätestens jetzt war die Vorstellung, anderen die Füße zu waschen, eine Horrorvorstellung.

Liebe – mehr als ein Gefühl

Die Frau beendete den Raum mit folgenden Worten: „Das war genau das, was Jesus meinte, als er sagte: »So gebe ich euch nun ein neues Gebot: Liebt einander. So wie ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben« (Johannes 13, 34 NLB). Liebe ist viel mehr als ein Gefühl. Liebe bedeutet, dass ich dem anderen diene, auch, wenn es Überwindung braucht!“

Es war in diesem Moment so still, wie fast die ganze Führung über nicht. Die Führerin hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Und was sie sagte, betrifft nicht nur Kinder, die gerade in die Pubertät kommen und ihre ersten Liebesgefühle entdecken.

Anweisung – dient einander

Jesus weist uns an, uns untereinander so zu lieben, so wie er uns geliebt hat. Das hatte mit Sicherheit nicht immer mit überschwänglichen Gefühlen zu tun, wohl aber mit der Entscheidung, anderen zu dienen, ihnen zu helfen, Dinge zu tun, die Überwindung brauchen.

Das bedeutet auch, dies zu tun, wenn Menschen es eben nicht verdient haben. Meiner Frau würde ich mit allem helfen, weil ich sie liebe. Natürlich würde ich ihr auch die Füße waschen. Aber was ist mit denen, die ich nicht leiden kann? Die mir das Leben schwermachen? Die mich verletzt haben?

Ich habe Schwierigkeiten, mir vorzustellen, dass diese Art von Dienst mein Leben reicher und glücklicher machen soll, aber ich muss mich fragen: Wenn Jesus dies anweist, höre ich auf ihn? Vertraue ich auf ihn oder tue ich (wieder einmal), wovon ich denke, dass es richtig ist?

Liebe wie Jesus

Ich könnte zum Beispiel einmal ganz provokativ fragen, wie viele „hier“ schreien würden, wenn es darum geht, die Toiletten in der Gemeinde zu putzen. Das ist zu plakativ? Na gut, aber warum herrscht fast in allen Gemeinden ein Mangel an Mitarbeitern? Für die Kinder- und Jugendarbeit, für das Lobpreisteam, beim Stühle stellen und beim Aufräumen?

Immerhin sagt Jesus: „Eure Liebe zueinander wird der Welt zeigen, dass ihr meine Jünger seid“ (Vers 35). Frage dich einmal, was dich davon abhält, so zu lieben, wie Jesus. Frage dich, was dich davon abhält zu dienen. Und nicht nur in der Gemeinde. Wie sieht es aus mit der alten Dame in deiner Straße, deinem Chef, deiner Schwiegermutter?

Sicherlich bist du auch gerettet, wenn du nur konsumierst, aber ich glaube, du nimmst dir selber so einiges an Lebensqualität. Zu lieben, wie Jesus, beginnt mit deiner Entscheidung. Warte nicht, bis deine Gefühle dir ihr O.K. geben. Beim Füße waschen werden sie das vielleicht nie.

Sei gesegnet!

„Die Logik der Welt treibt uns zum Erfolg, zur Herrschaft und zum Geld; die Logik Gottes zur Demut, zum Dienen und zur Liebe“ (Papst Franziskus).

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de

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