Mann steht in der Abendsonne im Wasser

Rückblick

Wenn ich abends meine Kinder ins Bett bringe, dann schauen wir immer kurz zurück auf den vergangenen Tag und beten vor dem Einschlafen. Wir versuchen, Altes, was uns belastet, hinter uns zu lassen und beten für das, was vor uns liegt. Vor ein paar Tagen hat mir meine 7-jährige Tochter dabei eine krasse Lektion gelehrt. 

Wir hatten Gott gerade gesagt, dass wir uns auf das freuen, was er für uns für den nächsten Tag vorbereitet hat. Ich wollte das Gebet abschließen und betete: „Segne bitte Oma und Opa, Onkel Jolle, …“ Ich zählte alle Familienmitglieder auf und endete dann mit: „Und segne bitte alle, die wir lieb haben!“

Lektion

Sarah, schon fast schlafend, antwortete: „Und vor allem auch die, die wir nicht lieb haben!“ Ich hatte nicht ganz verstanden und frage nach: „Was hast du gerade noch gesagt, Schatz?“ Sie schaut mich mit ihren großen Augen an: „Ich hab gesagt, Gott soll die segnen, die wir nicht mögen. Die haben das doch besonders nötig. Und die, die böse zu uns sind!“

„Das ist aber ganz schön schwierig für die zu beten!“, sagte ich noch. „Aber Papa, schau mal. Es ist doch ganz einfach, für die zu beten, die wir lieb haben. Aber die, die böse sind, die haben Gebet doch auch nötig – vielleicht sogar noch mehr als die lieben Menschen!“

Und jetzt schien sie wieder absolut wach zu sein, denn sie strahlte und setzte noch einen obendrauf: „Wenn jemand böse ist, dann hat er ein böses Herz. Und wer sollte das denn in Ordnung bringen, wenn nicht Gott? Außerdem wird Gott Menschen für ihr böses Herz später mal bestrafen. Und das willst du doch auch nicht, oder?“

Böses nicht mit Bösem vergelten

Wenn ich mir die Weltgeschichte so anschaue, dann beruhigt es mich ein Stück, dass sich jeder Mensch eines Tages vor Gott verantworten muss für das, was er hier auf Erden alles getan hat. Aber Sarah hat recht. Böses soll man nie mit Bösem vergelten. 

Und wenn ich jemandem etwas Böses wünsche, weil der böse ist, dann stelle ich mich auf eine Stufe mit ihm. Auch Jesus fordert uns auf: „Betet für die, die euch Böses tun“ (Lukas 6, 11, 28 NgÜ). Ich ändere Menschen nicht, wenn ich sie innerlich verfluche. Ich ändere auch nichts an dem, was sie Schlimmes tun.

Gebet macht Unterschiede

Ich glaube aber fest daran, dass Gebet einen Unterschied macht – Gebet für Menschen, die ich lieb habe ebenso, wie Gebet für Menschen, die böse zu mir sind. Ich weiß das aus meinem eigenen Leben zu bestätigen. 

Ich habe als Kind und Jugendlicher viel Hass in meinem Herzen gehabt und habe sehr vielen Menschen wehgetan. Heute weiß ich, dass es die Gebete anderer waren, die mein Herz weich gemacht haben, sodass ich mich eines Tages für Gott öffnen und mich verändern lassen konnte.

Gerade in unseren heutigen Tagen brauchen wir Menschen, die inbrünstig beten, um Weisheit, was die Politik angeht, und ebenso, dass Gott die Herzen von Despoten, Kriegstreibern und anderen üblen Gestalten anrührt und verändert. 

Danke, Sarah, für diese Lektion. Ich habe sie mir hinter die Ohren geschrieben. Lasst uns das wirklich tun, uns Zeit nehme, um besonders für die zu beten, die es bitter nötig haben. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de