Herz

Vorurteile

Wer mich kennt, der weiß: Ich hatte damals, bevor ich Christ wurde, das Vorurteil, Christen wären alle Langweiler. Wenn man mich als Jugendlicher gefragt hätte, mit welchen Worten ich einen typischen Christen bezeichnet hätte, ich hätte wohl mit Worten, wie „graue Maus, immer brav, schlecht gekleidet, wenig Spaß im Leben“ geantwortet. Das Kennzeichen eines Christen wäre demnach, dass er unscheinbar ist, auf keiner Party auftaucht und immer abtaucht, wenn es darum geht, dass im Leben ein wenig die Post abgeht.

Auch heute, über dreißig Jahre, nachdem ich Christ geworden bin, muss ich sehen, dass ich mit meinen Vorurteilen nicht allein dastehe. „Man, du bist ja ein cooler Pastor“, hat mir einmal jemand auf einer Feier gesagt, „mit dir kann man ja sogar ein Bier trinken!“

Ich weiß nicht, ob es cool ist, wenn man Bier trinkt oder eher cool ist, wenn man kein Bier trinkt, aber es scheint immer noch so, dass auf die Bevölkerung das Christsein eher unattraktiv wirkt.

Kennzeichen – die Liebe!

Jesus selbst hat damals seine Freunde aufgefordert, ein ganz anderes Kennzeichen zu haben: die Liebe! Er sagt: „Wenn ihr nur euren Freunden liebevoll begegnet, ist das etwas Besonderes? Das tun auch die, die von Gott nichts wissen. Ihr aber sollt in eurer Liebe vollkommen sein, wie es euer Vater im Himmel ist“ (Matthäus 5, 47-38 HfA).

Wenn ich die Worte von Jesus ernst nehme – und das sollte ich, dann bedeutet das also: Je mehr ich als Christ reife, erwachsener werde, desto mehr sollte man mich an der Liebe erkennen. Nicht nur an der Liebe zu denen, die ich eh gern habe, sondern eben auch zu den anderen, die mir das Leben schwermachen. Reifer zu werden bedeutet, bedingungsloser zu lieben, auch meine Feinde!

Dass ich das allein nicht kann, bemerke ich, sobald ich das Haus verlasse. Ich habe aber einen Helfer an meiner Seite, Gottes Geist. In Galater 5 wird die Liebe als eine Frucht des Heiligen Geistes aufgezählt. Es ist also anscheinend gar nicht so scher (oder doch?):

Band der Vollkommenheit

Je mehr ich mich vom Geist Gottes erfüllen lasse, desto mehr bekomme ich die Fähigkeit zu lieben. Paulus nennt die Liebe sogar „das Band der Vollkommenheit“ (Kolosser 3,14).

Wenn ich mich aber von der Liebe leiten lasse, die von Gott selbst kommt, dann kann ich mein Leben gar nicht wie ein „griesgrämiger Durchhalte-Fanatiker“ leben. Ich persönlich glaube, dass auch Jesus viel gelacht hat und gefeiert.

Geschwister: Liebe und Freude

Ich kann mir nicht vorstellen, dass er, nachdem er ein Wunder gewirkt, jemanden geheilt oder von Bindungen befreit hat (aus Liebe!), mit ernster Mine von Dannen gezogen ist. Und wenn wir Jesus ähnlicher werden, dann glaube ich, sind Liebe und Freude Geschwister.

Jemand hat mir einmal gesagt: „Reife Christen lachen viel, nicht zuletzt über sich selbst.“ Wenn ich liebe, dann kann ich viel lachen, viel Freude erleben, kann feiern und eben auch mal ein Bier trinken, wenn ich das denn mag.

Ich glaube, dass die Liebe das größte Erkennungszeichen eines Christen sein sollte, das größte Maß, ob jemand reif ist im Glauben oder noch im Stadium eines Heranwachsenden oder gar eines Babys. Wenn es ein Kriterium gibt, an dem man ablesen kann, zu welchem Level christlicher Reife man herangewachsen ist, dann ist es die Liebe.

Aus diesem Grunde: Liebe viel und sei gesegnet!

„Früchte reifen durch die Sonne, Menschen reifen durch die Liebe“ (Unbekannt).

 

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Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de