Die Sonne strahlt die Berge an

Lebensstil

Barmherzigkeit bedeutet mehr, als wie der Samariter durch das Leben zu laufen und zu schauen, wer gerade wieder verprügelt wurde, wem man helfen kann, den Kinderwagen die Treppe hochzutragen und für wen man in Bus und Bahn den Platz freimachen kann. Immerhin war ich Pfadfinder und habe mein Leben lang jeden Senior über die Straße gebracht, ganz gleich, ob der nun rüberwollte oder nicht. Barmherzigkeit ist ein Lebensstil. 

Gott sagt: „Ich habe das alles doch geschaffen, Himmel und Erde kommen aus meiner Hand! Dennoch achte ich auf die Menschen, die in Not sind. Ja, ich kümmere mich um die Verzweifelten und um alle, die voll Ehrfurcht auf meine Worte hören“ (Jesaja 66, 2 HfA). Gott ist barmherzig und gnädig, und er verspricht, dass er sich um alle kümmert, die ehrfürchtig sind. 

Was bedeutet dieses alte Wort Ehrfurcht?

Als Menschen werden wir unser Leben lang darauf getrimmt, alles selbst zu schaffen, selbst zu können. Wir sind unser eigener Herr. Ehrfürchtig vor Gott zu sein bedeutet das Gegenteil. Es bedeutet, dass ich mir dessen bewusst bin, dass ich eigentlich nichts kann ohne Gott. 
 
Das ist so, als hätte ich einen Garten. Ich kann die Erde umgraben, kann sogar neue, gute Erde verteilen. Ich kann Samen säen, den Boden wässern und düngen. Ich kann deswegen aber nicht ein einziges Samenkorn zum Sprießen bringen. Nicht eine Frucht wächst an einer Pflanze durch mich. Dass Pflanzen wachsen und Frucht bringen, wenn ich sie hege und pflege, ist ein Geschenk.
 
Es ist Gnade und folgt der Barmherzigkeit Gottes. Dies als Lebensstil zu machen bedeutet, dass ich aufhöre auf mein Können zu schauen und anfange, mich von Gott beschenken zu lassen. Das bedeutet nicht, dass ich – um bei dem Beispiel zu bleiben – aufhöre, zu säen, zu wässern und zu pflegen, ganz im Gegenteil. 
 

Gottes Gnade bewusst unterstellen

Aber es bedeutet, dass ich mich Gottes Gnade bewusst unterstelle. Kirche ist für mich ein Beispiel. Oft wird uns signalisiert, wir müssten unser Leben in Ordnung bekommen, den Geboten folgen, dies und das tun, dann wären wir gute Christen. 
 
So ist Kirche kein Ort mehr, an dem sich Arme, Kranke, Gescheiterte, Sünder, Suchende, Gestrauchelte und Gefallene treffen, um Heilung zu erfahren, sondern, es ist ein Club geworden derjenigen, die sich gut gekleidet in einer bestimmten Art und Weise verhalten, bestimmte (meist sehr alte) Lieder singen und somit eine Art exklusive Kultur haben.
 
Gnade als Lebensstil bedeutet, dass ich mir dessen bewusst bin, dass Gott gnädig und barmherzig ist – und, dass ich seine Gnade brauche. Und nicht nur das, sondern eben auch, dass ich mich seiner Gnade bewusst unterstelle. Paulus hat diese Wahrheit von Gott in deutliche Worte gefasst: „Aber Gott hat zu mir gesagt: »Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade, wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir.«“ (2. Korinther 12, 9 HfA).
 
Und er fährt fort: „Darum will ich vor allem auf meine Schwachheit stolz sein. Dann nämlich erweist sich die Kraft von Christus an mir. Und so trage ich für Christus alles mit Freude – die Schwachheiten, Misshandlungen und Entbehrungen, die Verfolgungen und Ängste. Denn ich weiß: Gerade, wenn ich schwach bin, bin ich stark“ (2. Korinther 12, 9-10 HfA).
 

Gnade als Lebensstil bedeutet,

sich darüber im Klaren zu sein, dass ich schwach bin und Gott stark, dass ich seine Gnade erlebe, weil ich ehrfürchtig bin vor ihm – und deswegen selbst zu einem gnädigen und barmherzigen Menschen werde. 
 
Dazu muss ich ein ganzes Stück einen starken Fels aus meinem Leben räumen, um den Weg freizumachen – meinen Stolz. Aber, wenn ich es tue, dann werde ich erleben, wie Gott auf mich achtet und wie er sich um mich kümmert. Spätestens dann merke ich, dass Gnade wirklich ein Lebensstil ist.
 
Sei gesegnet!
 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de