Gutes wollen und Schlechtes tun
Manchmal, wenn die Pferde wieder mit mir durchgehen, dann wünschte ich mir, es wäre einfacher, sich zu ändern. Jemand reizt mich, und ich merke, dass mein Blutdruck hochgeht und ich mich innerlich tierisch aufrege – obwohl ich weiß, dass das weder für die Situation hilfreich ist, noch mir guttut. Dennoch passiert es immer noch. Dabei sagt die Bibel doch, dass wir neue Geschöpfe sind, wenn wir Christen werden, dass wir demnach alles Alte hinter uns gelassen haben (2. Korinther 5, 17). Warum klappt das also nicht?
Regelrecht unter Druck setze ich mich dann manchmal, ich müsse beim nächsten Mal anders und besser reagieren – aber das macht es auch nicht besser, denn neben meinen Charakterschwächen habe ich dann auch noch Druck auf meinen Schultern und einen Sack voller Schuldgefühle von Momenten, wo ich dann doch wieder das Falsche getan habe.
Echt jetzt? – Sogar Paulus?
Und dann stolpere ich über Paulus. Und denke mir: „Echt jetzt? Sogar Paulus?“ In seinem Brief an die Gemeinde in Rom gesteht er: „Ich will eigentlich Gutes tun und tue doch das Schlechte; ich verabscheue das Böse, aber ich tue es dennoch“ (Römer 7, 19 HfA).
In mir wächst das nächste Gefühl: Irgendetwas läuft doch hier falsch. Die Zeilen schreibt Paulus, ´der` Paulus, der die halbe damals bekannte Welt verändert hat, weil er die frohe Botschaft verbreitete, von dem ganz viele Briefe es in die Bibel geschafft haben.
Entweder mit Paulus ist etwas nicht richtig oder mit mir. Wie kann der Mann so etwas sagen? Und wie war das jetzt mit der „neuen Schöpfung“, die Worte stammen doch auch aus seiner Feder?
Nicht perfekt
Ich denke, es ist gut, dass Paulus so ehrlich ist, denn es nimmt mir wahnsinnig viel Druck aus meinem Leben. Ich muss nicht perfekt sein, und ich bin auch nicht perfekt. Wenn der große Paulus immer noch Fehler hatte und Fehler machte, dann darf ich das auch.
Ein Stück später schreibt er (Vers 24): „Ich unglückseliger Mensch! Wer wird mich jemals aus dieser tödlichen Gefangenschaft (dass ich immer wieder Schlechtes tue, obwohl ich es nicht will) befreien?“
Paulus weiß, dass er Hilfe braucht, weil selbst er es nicht schafft, ein „guter“ Mensch zu werden. Und nur einen Vers später gibt er selbst die Lösung (Vers 25): „Gott sei Dank! Durch unseren Herrn Jesus Christus bin ich bereits befreit.“
Kurskorrektur
Auch, wenn noch vieles Alte an uns klebt, wir sind befreit worden. Wir müssen nicht mit Schuldgefühlen herumlaufen, weil wir nicht perfekt sind. In dem Moment, wo ein Mensch Christ wird, beginnt etwas Neues, ein Prozess. Der Status des Menschen hat sich verändert, und nun beginnt der Prozess, Jesus ähnlicher zu werden.
Setz dich also nicht unter Druck, perfekt sein zu wollen. Mach dich vielmehr auf den Weg – wie Paulus – und lass dich von Gott verändern. Jesus hat bereits alles getan, was nötig war, um das Ruder herumzureißen. Jetzt liegt es an uns, den Kurs immer wieder korrigieren zu lassen.
Und so wie Paulus Jesus immer ähnlicher wird, wirst du es auch erleben, dass Dinge sich ändern, sich dein Charakter verbessert, du weniger Fehler machst, eben auch Jesus ähnlicher wirst.
Sei gesegnet!
„Niemand wird vom Bösen dadurch befreit, dass er auf die Übel sieht und vor ihnen erschrickt, sondern indem er auf die Güte des Herrn schaut und dadurch überwindet“ (Martin Luther).
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de