Wüsten-Mentalität
Nachdem Moses das Volk Israel aus Ägypten befreit hatte, wanderte es ganze 40 Jahre lang durch die Wüste, um eine Strecke zurückzulegen, die man eigentlich in guten elf Tagen schaffen kann. Ich habe mich oft gefragt, was der Grund dafür war. Von einer Predigerin habe ich einmal sagen hören, die Israeliten hätten in der Wüste festgesteckt wegen ihrer „Wüsten-Mentalität“. Erst musste ich lachen und dachte mir: Na, die sind ja ziemlich dumm gewesen. Spätestens nach ein paar Wochen oder Monaten hätten sie doch sehen müssen, dass ihre Haltung zu nichts führt.
Einstellung
Macht doch eigentlich auch Sinn, oder? Ich sehe, dass ich mit einer bestimmten Einstellung, mit bestimmten Handlungen, mit einer Art und Weise nicht weiterkomme, also hinterfrage ich mich und überlege, was ich ändern kann.
Aber so ganz war mir noch nicht klar, was eigentlich mit „Mentalität der Wüste“ gemeint war. Ich schaute mir also an, wie sich das Volk Israel damals verhalten hat. Kaum waren sie aus Ägypten befreit worden, fingen sie an zu jammern und zu meckern (2. Mose 14, 11).
Jammern und meckern
Und das taten sie immer und immer wieder. Gott kümmerte sich trotzdem um sie. Daneben waren sie ungehorsam. Kaum war Moses auf dem Berg, um mit Gott zu sprechen, bastelten sich die Menschen einen neuen Gott, ein goldenes Kalb.
Kaum hatte Gott gesagt, sie sollten ihm doch vertrauen, drehten sie sich um und gehorchten nicht. Gott verbot ihnen, die Nahrung, die er ihnen schenkte, Manna, aufzusammeln und zu horten. Aber anstatt ihm zu vertrauen, dass er am nächsten Tag neues Manna schenken würde, sammelten sie, was sie tragen konnten.
Auf einer jüdischen Seite, auf der diese Geschichte ausgelegt wird, las ich noch einen Gedanken, nämlich, dass Gott versprochen hatte, das Volk in der Wüste zu versorgen. Warum also hätten sie die Wüste verlassen und ins gelobte Land gehen sollen? Dann wäre es doch mit der Bequemlichkeit vorbei gewesen.
Ohne Vision
Wenn ich das zusammenfasse, dann ist eine „Wüsten-Mentalität“ also eine bestimmte Einstellung, in der ein Mensch unzufrieden ist und meckert, Gott und seinem Plan misstraut, aufmüpfig ist, faul, weil er weiß, dass Gott ihn versorgt und damit ohne Vision für ihr Leben und ohne Träume.
Die Folge davon ist, dass dieser Mensch sich immer nur im Kreis dreht – das Volk lief immer und immer wieder um den Berg Sinai herum – und kam nicht vorankommt. Das kommt mir ziemlich bekannt vor. Wie viele Menschen, die ich kenne, tun genau das, sie schimpfen ständig, misstrauen, sind aufmüpfig und ungehorsam, haben keine Vision und keine Träume mehr im Leben und bewegen sich nur noch im Kreis.
Steckenbleiben
Dem Volk Israel ließ Gott damals sagen: „Der Herr, unser Gott, sprach am Sinai zu uns: ›Ihr lagert nun schon lange genug an diesem Berg.‹“ (5. Mose 1, 6 NLB). Wenn du auch das Gefühl hast, in deinem Leben schon lang genug im Kreis gelaufen zu sein, dann gilt dieser Satz auch dir.
Wenn du anfängst, Gott wirklich zu vertrauen, dann wird er die Träume und Visionen für dein Leben schenken (er hatte dem Volk Israel ja das „gelobte Land“ deutlich zugesagt). Egal, wie dein Leben aussieht, Gott ist alles möglich (Matthäus 19, 26).
Alles, was gebraucht wird, ist unser Glaube, dass Gott es tun wird. Tust du das? Oder bleibst du in deiner Wüsten-Mentalität stecken?
Gebet
Vater, dir ist alles möglich. Du kannst meinem Leben eine neue Richtung geben, indem du mir Visionen und Träume schenkst. Bitte hilf mir, dass ich aufhöre, immer im Kreis zu laufen. Bitte hilf mir den Mut zu haben, auf dich zu hören und neues Land in meinem Leben zu entdecken. AMEN!
Sei gesegnet!
„Wer vom Ziel nicht weiß, kann den Weg nicht haben und wird im selben Kreis all sein Leben traben“ (Christian Morgenstern).
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de
