Frauen am See mit erhobenem Armen

Feiern – Celebration

Als ich das erste Mal die Gemeinde betrat, fand ich es befremdlich, dass so viele Dinge eine englische Bezeichnung hatten. Die Leute, die mich am Eingang freundlich begrüßten, gehörten zum „Welcome Team“, das Foyer (mit einer coolen Bar und Sitzgelegenheiten) hieß Lounge. Und der Gottesdienst hieß nicht Gottesdienst, sondern „Celebration“ (Feier). Nun gut, dachte ich, wenn sie damit einladender wirken, als manch verstaubte Gemeinde, dann soll es eben so sein. Aber warum „Celebration“ und nicht „Worship Service“ (Gottesdienst), wie ich es aus der englischsprachigen Gemeinde kannte, in der ich einst als Pastor diente?

Die Antwort war mir schnell klar. Hier wurde wirklich gefeiert. Die meisten Gottesdienste, die ich kenne, sind eher „getragen“. Aber in dieser Gemeinde wurde (und wird bis heute) gefeiert, denn wir haben einen guten Gott, der uns liebt und der es gut mit uns meint.

Kirchenkultur

Irgendwie habe ich, seitdem ich Christ bin, immer versucht, mich der eher konservativen Kirchenkultur anzupassen. Man hat sich so und so zu verhalten, weil man ja Respekt gegenüber Gott und den anderen Menschen zeigen soll. Respekt finde ich absolut wichtig.

Deswegen wird eine bestimmte Kultur ausgelebt. Um es etwas plakativ zu sagen: Man kann jemanden mit verbundenen Augen in einen Gottesdienst führen, und er weiß, wo er ist, eben weil dort eine ganz besondere Atmosphäre herrscht.

In Psalm 138, 5 (NLB) schreibt David: „Sie werden von den Wegen des Herrn singen, denn der Ruhm des Herrn ist groß.“ Unwillkürlich kommt mir ein Gospel-Gottesdienst in den Sinn, den ich in den USA einmal erleben durfte. Es war eine kleine Gemeinde afroamerikanischer Christen – und dort ging wirklich die Post ab.

Die Menschen standen auf und tanzten, als sie von der Güte Gottes sangen. Wir hatten erst etwas komische Gefühle, nicht nur, weil wir die einzigen Weißen im Raum waren, sondern eben auch typisch deutsch.

So faszinierend die Atmosphäre war, so sind Deutsche nicht. So benehmen sich Deutsche maximal in einem Gospelkonzert. Schade eigentlich.

Lasst uns feiern

Heute sehe ich das alles etwas anders. Ich glaube an einen Gott, der echt genial ist. Und deswegen will ich ihn feiern. Ja, auch in Zeiten, die mal hart sind, denn ich weiß, dieser Gott wird mich durch diese Zeiten hindurchführen. Er ist der Sieger.

Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir emotional ausgeglichen sind – und da gehört das Feiern absolut dazu (nicht nur im Gottesdienst). Tatsächlich ist das Feiern so wichtig, dass es den Weg in die Bibel gefunden hat; ja, es gibt genügend Stellen, in denen Gott uns regelrecht dazu auffordert.

Den Gottesdienst wirklich zu feiern, ist ein guter Anfang. Aber das Leben zu genießen und zu feiern – und dies zum Ausdruck zu bringen, indem man sich Zeiten und Orte dafür sucht, ist eine Entscheidung, die mein Leben absolut reich gemacht hat.

Denn es bringt mein Leben in eine gesunde Balance – und das ist das beste Geschenk, was ich mir und was ich meiner Umwelt tun kann. „Feste soll man feiern, wie sie fallen“, sagen wir ja so gerne. Dann lasst es uns tun. Lasst uns beim Gottesdienst anfangen und lasst uns Zeiten suchen, in denen wir es uns einfach mal gutgehen lassen, denn: Das Leben ist schön!

Sei gesegnet!

„Feiern ist die Möglichkeit, lachend und Gott preisend vorwärts zu gehen“ (Richard J. Foster).

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de

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