Ist Gott nicht ungerecht?

Es gibt Tage, da denken wir, wir sind vom Pech verfolgt. Jona durchlebte solch eine Zeit. Er wollte unbedingt sehen, wie die Stadt, die er so sehr hasste, dem Erdboden gleichgemacht werden würde. „Da ging Jona an den Ortsrand der Stadt und machte sich eine Laubhütte, unter die er sich setzte, um abzuwarten, wie es mit der Stadt weiterging“, so heißt es in Jona 4, 5 (NLB). Jona war bockig.

Gott hatte ihm zwar gesagt, dass er Gnade über Recht walten lassen wollte, aber Jona wollte es dennoch mit seinen eigenen Augen sehen. Er ist frustriert, er ist durcheinander, er ist völlig außer sich. Also setzt er sich außerhalb der Stadt hin, dass er von dort aus alles beobachten konnte, was passieren würde. Er empfand Gott als ungerecht.

Gott sendet

Aber es passierte nichts, zumindest nicht mit der Stadt. Was aber geschieht, ist, dass Gott einen Strauch wachsen lässt, der Jona Schatten spendet. Gott sendet schon wieder. Er sendet den Sturm, er sendet den Wal, jetzt sendet er einen Strauch und lässt ihn wachsen. 

Und zuerst könnte man denken, Gott würde so handeln, um den armen, geschundenen Jona ein bisschen zu verwöhnen, ihm die Seele zu streicheln. Immerhin war es sehr heiß, Jona muss körperlich und mental am Ende gewesen sein. 

Aber es ging Gott um etwas anderes. Er wollte, dass Jona etwas erkennt. Er wollte Jona etwas klarmachen. Deswegen hat er immer und immer wieder ins Leben von Jona eingegriffen – und so auch, als Jona dort am Ortsrand saß. 

Gott schickt einen Strauch, der Jona Schatten spendet, dann aber schickt er einen Wurm: „Doch Gott ließ auch einen Wurm kommen. Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch fraß sich der Wurm durch den Busch, sodass dieser vertrocknete. Nachdem die Sonne aufgegangen war, schickte Gott einen sengenden Ostwind. Die Sonne brannte auf Jonas Kopf, bis er matt wurde und sich den Tod wünschte. »Ganz sicher ist es besser, dass ich sterbe, als dass ich lebe«, rief er.“ (Jona 4, 6-7 NLB). 

Schlechte Zeiten

Ich kann mir vorstellen, dass Jona sich dachte: „Na das ist ja mal absolut Murphys-Gesetz. Völlig klar, dass gerade dieser Strauch von einem Wurm befallen wird, unter dem ich sitze!“

Solche Zeiten gibt es, in denen alles schiefgeht. Wir alle haben mal einen wirklich schlechten Tag, vielleicht auch eine schlechte Woche. Schlimm ist es, wenn wir das Gefühl haben, dass dauerhaft Dinge nicht funktionieren, wenn wir denken, wir sind vom Pech verfolgt. 

Du bist ziemlich angeschlagen, hast das Gefühl, Gott würde dir etwas schicken, um deinen Ärger zu vertreiben, deinen Frust zu lindern, deine Verletzungen weniger schmerzhaft zu machen, deine Trauer ein Stück zu trösten – und dann kommt der nächste Hammer. 

Ist Gott nicht völlig ungerecht?

Bei Jona frage ich mich: Was hätte Gott sonst für eine Chance gehabt, Jona etwas klarzumachen, wenn nicht auf sehr drastische Weise? Hätte Jona gehört, wenn Gott sanfter mit ihm gesprochen hätte? Gott hat ihm klargemacht, dass er ein gnädiger Gott ist – und Jona war so frustriert, dass er sterben wollte. 

Gott hat ihm gezeigt, wie sehr er sich kümmert – aber Jona wollte davon nichts wissen. Er lebte ein Stück in seiner Welt, hatte nur noch seinen Tunnelblick. 

Drastische Maßnahmen

Manchmal nutzt Gott drastische Maßnahmen, um uns Menschen etwas klarzumachen. Manchmal, wenn wir 25 Stopp-Schilder und 17 rote Ampeln überfahren haben, stellt Gott uns ein Hindernis in den Weg, das wir nicht übersehen können. Ist das ungerecht?

Warum? Weil er nicht möchte, dass wir bockig in die Irre laufen. Manchmal erinnert mich das Bild daran: Ein kleines Kind rennt vor Mama weg, Mama rennt hinter und stoppt das Kind unsanft, noch bevor es auf die Straße laufen kann. 

Sicherlich ist es nicht immer wie bei Jona, dass es erst Entlastung für Seele gibt und dann kommt der harte Schluss. Aber frage dich doch mal: Kann es sein, dass auch wir manchmal so verbockt sind, dass Gott nur dann eine Chance hat, dass wir ihn hören, wenn er zu drastischen Maßnahmen greift?

Genauer hinschauen

Kann es sein, dass manchmal dicke Brocken in unserem Weg liegen, nicht, weil uns jemand ärgern will, sondern, weil wir sonst einfach weiterlaufen und gar nicht mitbekommen, wie Gott eingreifen möchte? Vielleicht sollten wir beim nächsten Hindernis, an dem wir uns unser Schienbein stoßen, genauer hinschauen. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten

https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de