Schlechte Stimmung verbreiten

Wir haben eine Nachbarin, die die ganze Straße tyrannisiert. Sie legt sich mit so ziemlich jedem an, der ihr in die Quere kommt, schreit herum, brüllt vom Balkon, wird ausfallend und droht, wenn ihr etwas nicht passt. So manch einer, der mit ihr zu tun hatte, ist richtig sauer auf die Frau – und zu Recht, könnte man sagen. Immerhin ist sie die einzige in der ansonsten wirklich tollen Nachbarschaft, die völlig aus der Reihe tanzt und eine schlechte Stimmung verbreitet. 

Angemessen reagieren

Wie sollte man angemessen reagieren? Dem Ärger freien Lauf lassen? Der Wut Raum geben? Vielleicht beim nächsten Mal zurück brüllen, selber schimpfen und beten, dass die Frau ihre Wohnung verliert? Sicherlich nicht.

Ja, es gibt Zeiten, da sind wir sauer. Es gibt Situationen, da werden wir zornig. Bei Jona greift Gott ein, als der wütend und am Boden zerstört ist: Der Herr antwortete Jona: »Ist es recht, dass du deshalb zornig bist?« (Jona 4, 4 NLB). 

Wenn Gott Fragen stellt, dann ist es nicht, weil er die Antwort nicht kennt. Wenn Gott Fragen stellt, dann möchte er uns herausfordern, möchte, dass wir nachdenken und selber auf die Lösung kommen. Ist es recht, wenn wir sauer sind, selbst wenn wir allen Grund dazu hätten? 

Ist es recht, dass du sauer bist?

Menschlich würden wir vielleicht sofort mit Ja antworten, aber wenn das so einfach wäre, dann würde Gott uns nicht so herausfordern. Wenn ich einem Menschen Böses wünsche, weil er böse ist, wenn ich hoffe, dass ihn das Strafgericht Gottes mächtig trifft, wenn ich enttäuscht bin, dass Gott gnädig ist und diesen furchtbaren Menschen nicht im nächsten Gully verschwinden lässt, dann macht das etwas mit mir. 

Ich bin sauer. Ich habe üble Gefühle und üble Gedanken. Es versaut mir den Tag, nicht dem anderen, der es eigentlich verdient hätte. Solche Wut – und wenn sie auch verständlich und berechtigt sein mag – ist wie ein Geschwür, das uns von innen auffrisst.

Und was ist die Folge?

Es zerstört mich und nicht den anderen. Es beeinflusst mein Leben und nicht das Leben des anderen. Gehe ich an der Nachbarin auf der Straße vorbei, dann geht mein Blutdruck hoch, selbst wenn ich mir auf die Zunge beiße und nichts sage.

Nicht falsch verstehen. Unrecht sollte man nicht akzeptieren. Wir dürfen, können und sollen uns zur Wehr setzen. Aber umgekehrt sollten Wut und Ärger nicht unser Leben beeinträchtigen. 

Ist es recht, dass du zornig bist?

Du magst recht haben, aber du bestrafst dich und nicht den anderen. Viel besser ist es, seine Wut abzugeben. An der richtigen Stelle herauszulassen. Wie sagt man so schön in der Pädagogik? Wir sollten bei einem Konflikt die emotionale Ebene von der Sachebene trennen.

Das macht unser Leben leichter und auch unser Zusammenleben mit anderen. Gelingt es immer? Sicherlich nicht. Ansonsten müsste Gott die Frage nicht dem Jona und auch nicht uns stellen. 

Lass deinen Zorn, deine Wut heraus.

Das ist gesund. Lass sie aber an der richtigen Stelle heraus. Such dir Orte und Handlungen, die dir helfen, dass diese Gefühle abfließen. Vor allem aber bitte Gott, dass er dir hilft zum einen nicht so schnell zornig zu werden, zum anderen, dass er dir deinen Zorn abnimmt.

Tausche am Kreuz deinen Zorn gegen Gottes inneren Frieden. Gott hat versprochen, sich zu kümmern. Und wenn du friedlich und sachlich an Konflikte gehst, wirst du sie lösen können, ohne dass dein Leben durch Wut, Ärger und Zorn beeinträchtigt werden.

„Wer sich mit Liebe wappnet, überwindet Zorn, Elend, Übermacht und Missgeschick“ (Buonarroti Michelangelo).

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten

https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de