Drei Worte
„Ich habe Durst“ (Johannes 19, 28 NLB). Drei Worte sind es, die mitten in der Kreuzigungsszene von Jesus ins Auge springen. Da hängt er, der Sohn Gottes, der, der nie Unrecht getan hat, der, der gesagt hat, er würde die Schuld der ganzen Welt auf sich nehmen, der, der den Menschen anbietet, sie mit dem lebendigen Gott zu versöhnen. Und plötzlich spricht er diese drei Worte: „Ich habe Durst!“
War er nicht der, der einst Wasser zu Wein gemacht hat, damit die Hochzeitsfeier weitergehen konnte? Hatte er nicht Wunder über Wunder getan, mit einem Wort Wind und Regen kontrolliert? War er nicht der, der einst über das Wasser gelaufen war? Und hatte Gott nicht einst gesagt: „Ich werde Wasser auf Durstige ausschütten“ (Jesaja 44, 3 NLB)?
Jesus
Und nun hängt Jesus selbst am Kreuz und hat Durst. Und während ich mir diese Fragen stelle, kommen mehr Fragen in mir hoch. Wenn Jesus Gottes Sohn war, warum war er dann in Samarien erschöpft (Johannes 4, 6)? Warum war er in Nazareth verwundert (Markus 6, 6)? Erbost im Tempel (Johannes 2, 15)? Warum war Jesus müde – und das mitten in einem Sturm, – als er mit seinen Freunden auf dem See war (Markus 4, 38), traurig am Grab des Lazarus (Johannes 11, 35) und hungrig in der Wüste (Matthäus 4, 2)?
Warum hatte Jesus all diese Gefühle, die wir auch haben? Und, um es auf die Spitze zu treiben – warum musste Jesus über 30 Jahre lang als Mensch über diese Erde wandeln, bevor er seine Mission erfüllte, für unsere Schuld zu bezahlen und uns mit Gott zu versöhnen?
Dem Scherz ins Auge blicken
Weil Jesus wusste, dass du diese Gefühle auch irgendwann fühlst. Jesus wusste, dass du erschöpft sein würdest, verstört, sauer. Er wusste, du würdest müde werden, in Kummer verstrickt, hungrig. Er wusste, du würdest dem Schmerz irgendwann ins Auge blicken müssen – und wenn nicht dem Schmerz deines eigenen Körpers, dann doch dem Schmerz deiner Seele, Schmerz zu scharf, um sie tragen zu können.
Und Jesus wusste, dass du eines Tages durstig sein würdest. Vielleicht nicht nur nach Wasser, sondern durstig nach Wahrheit, nach Leben – und der Wahrheit, die wir aus dem Bild eines durstigen Christus gewinnen: Er versteht dich.
Er hat gefühlt, wie du fühlst, denn er war ganz Mensch. Und weil Jesus unsere Gefühle kennt, weil er sie selbst erduldet hat, können wir zu ihm kommen.
Wen fragst du, wenn du Probleme hast?
Wenn du ein Mensch bist, der von Sorgen gequält wird, von finanziellen Problemen erdrückt, von Krankheit geschlagen – würdest du dann einen Milliardärs-Sohn um Rat bitten, der augenscheinlich noch nie Sorgen hatte und sich bester Gesundheit erfreut?
Wohl kaum. Warum? Weil du davon ausgehen müsstest, dass er absolut nicht versteht, was du gerade durchmachst. Jesus versteht dich, weil er erlitten hast, was du erleidest, weil er gefühlt hat, was du fühlst, weil er versteht, durch welche Krisen und Täler du in deinem Leben musst.
Ihm folgen
Wenn sein Leben dich schon nicht dazu bringt, ihm zu folgen, dann sollte es sein Bild am Kreuz tun. Im Hebräerbrief (4, 15-16 HfA) heißt es: „Doch er gehört nicht zu denen, die unsere Schwächen nicht verstehen und zu keinem Mitleiden fähig sind. Jesus Christus musste mit denselben Versuchungen kämpfen wie wir, doch im Gegensatz zu uns hat er nie gesündigt. Er tritt für uns ein, daher dürfen wir voller Zuversicht und ohne Angst vor Gottes Thron kommen. Gott wird uns seine Barmherzigkeit und Gnade zuwenden, wenn wir seine Hilfe brauchen.“
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de