Ein Löffel Salz

Kleine Botschaften

Ich liebe gute Karikaturen, kleine Comics mit Botschaft. Manche sind zum Schmunzeln, manche regen zum Nachdenken an, manche aber sind wie ein Schlag in die Magengrube. Eine dieser Karikaturen lässt mich seit Tagen nicht los.

Auf ihr zu sehen ist ein Mann, der neben Jesus sitzt und ihm eine Frage stellt. Sinngemäß sagt er: „Jesus, warum gibt es eigentlich so viel Leid und Ungerechtigkeit auf der Welt? Warum tust du nichts dagegen?“ Jesus sieht ihn sanft, aber ernst an und antwortet: „Dasselbe wollte ich dich eigentlich auch gerade fragen… „

Diese Antwort saß.

 

Unrecht und Leid

Mit den Kindern meiner sechsten Klassen spreche ich immer über das Thema Leid. Ich verteile dann immer aktuelle Tageszeitungen (für manche das erste Mal, dass sie eine solche in den Händen halten) und bitte sie, alle Artikel auszuschneiden, bei denen Menschen Unrecht oder Leid erlitten haben, Gewalt, Tod, Raub, aber auch Naturkatastrophen und Unglücke.

Als nächstes sollen sie zwei Stapel machen. Der eine Stapel soll das Leid zeigen, das menschengemacht ist, der andere, auf den der Mensch keinen Einfluss hat. Auf dem ersten Stapel finden sich also Geschichten über Kriege, Hungersnöte, Scheidungen, Streitigkeiten und mehr, auf den anderen Berichte über Erdbeben, Vulkanausbrüche und Ähnliches.

Ab und zu gibt es dann Zeitungsartikel, die nicht leicht zuzuordnen sind, zum Beispiel Zugunglücke oder Flugzeugabstürze. Dann diskutieren wir darüber, auf welchen Stapel diese Geschichte gehört.

Eigentlich wäre es gut, das Gespräch noch zu erweitern, nämlich nicht nur die Frage zu stellen, wer für das Leid verantwortlich ist (der Mensch oder „das Schicksal“), sondern auch, wo der Mensch Leid verhindern oder lindern könnte.

Anpacken statt philosophieren

Denn oft genug, wenn wir über das Leid und der Welt sprechen und darüber philosophieren, warum ein liebender Gott so viel davon zulassen kann, sitzen wir selber im warmen Kämmerlein, vielleicht noch mit einer Tasse Tee in der Hand und schauen mitleidig auf die armen Anderen herab.

Das klingt sicherlich ziemlich hart, ist es auch. Aber wenn man sich die Sache anschaut, dann kommt man schnell zu dem Ergebnis: Wir können unheimlich viel Leid in der Welt lindern, wenn wir den Hintern hochbekommen und einfach anpacken würden.

Biblisch ausgedrückt würde Jesus vielleicht fragen: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen?“ (Matthäus 5, 13 LUT). Es ist sicherlich einfach, Jesus zu fragen, warum er nichts gegen das Leid in der Welt tut, ihn vielleicht sogar anzuklagen.

Aber wir müssen uns dann gefallen lassen, dass er genau die Frage an uns zurückstellt. Warum tun wir eigentlich so wenig? Und, wenn es jetzt in dir rebelliert (wie in mir) und du denkst: „Ich mach ja schon eine ganze Menge, sollen doch die anderen auch etwas tun…“ – dann zeigt sich schnell, wo das eigentliche Problem liegt.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Mich bewegt diese kleine Karikatur bis heute – und ich bin dem Zeichner sehr dankbar.

Sei gesegnet!

Quelle: https://ro.pinterest.com/pin/812477588998680414/

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de