aufgewühltes Meer mit hohen Wellen

Zeiten rau – Not groß

Wenn Stürme des Lebens über einen hinwegfegen, dann fangen viele Menschen an, sich mit religiösen Dingen zu beschäftigen. Das war bei mir nicht anders. Ich bin damals über eine absolute Lebenskrise zum Glauben gekommen. Aber was, wenn sich herausstellt, dass Gott so ganz anders ist, als wir ihn uns vorgestellt haben?

Wenn die Zeiten rau sind, die Not groß, dann fällt das Beten leicht. Und man hofft nicht nur, dass es Gott wirklich gibt, sondern, dass er so eingreift, wie wir es uns vorstellen: In der Not natürlich, dass er sie lindert, im Sturm, dass er ihn besänftigt. 

Todesängste

Denn dazu ist Gott doch da, so denken wir. Er ist der Sturmstiller und der Hoffnungsgeber. Petrus und die restlichen Freunde von Jesus mussten aber erfahren, dass Gottes Wege nicht immer unsere Wege sind, als sie mitten auf dem See im Sturm Todesängste ausstanden. 

Jesus erscheint, so, wie sie es erfleht hatten, aber sein Erscheinen bringt ihnen nur noch mehr Angst, denn Jesus setzt die Naturgesetze außer Kraft und läuft auf dem Wasser. Die Angst, die die Freunde in diesem Moment haben müssen, übersteigt, denke ich, unsere Vorstellungskraft. 

Petrus findet als Erster die Stimme wieder: „Da rief Petrus: »Herr, wenn du es wirklich bist, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.« »Komm her!«, antwortete Jesus“ (Matthäus 14, 28-29 HfA). Es ist die Todesangst, die Petrus dazu treibt. Jesus ist der sprichwörtliche Strohhalm, an den er sich klammert. 

Zwei Dinge finde ich erstaunlich: Das erste ist, dass es völlig abwegig erscheint, dass jemand gerade völlige Angst davor hatte, dass ein Wunder geschieht, nun aber selbst Teil des Wunders werden möchte. „Damit du mich rettest, bin ich sogar bereit, auch, auf dem Wasser zu laufen!“

Das zweite ist, dass der Sturm immer noch tobt. Es ist eben nicht so, dass Jesus auftaucht und plötzlich die rosafarbenen Watte-Wölkchen am Himmel schweben. Und in dieser Not hat Petrus plötzlich einen Glauben, den er vorher nicht hatte. 

Er hatte zuvor erkannt, dass Jesus der Messias ist, hatte sein vorheriges Leben und seine Familie hinter sich gelassen und war ihm gefolgt. Er hatte gesehen, wie Jesus Wunder getan hatte, Kranke geheilt, Besessene frei gemacht, Hoffnungslosen Hoffnung gegeben und Ausgestoßene angenommen. Er hatte gehört, wie Jesus über das Reich Gottes predigte, über Gottes Liebe und seine Vergebung. 

Wirklich Glauben

Aber wirklich Glauben hat er erst in dieser Situation gelernt. Jetzt kam es darauf an. Jetzt stand sein Leben auf dem Spiel. Jetzt war Schluss mit Ponyhof. In dieser Situation war die Angst so groß, dass er alles auf eine Karte setzte: »Herr, wenn du es wirklich bist, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.« 

Wenn du der bist, der rettet, dann bin ich sogar bereit etwas zu tun, was meinem Verstand widerspricht, was eigentlich nicht geht – dann riskiere ich alles. 

Ich habe es immer und immer wieder erlebt und gesehen, dass Menschen viel gehört, viel gesehen und auch viel erlebt haben, was Glaube angeht. So mancher ist in den Glauben hineingewachsen. Der Glaube gehörte irgendwie zum Leben dazu. 

Teeny-Idol

Justin Bieber ist so ein Beispiel. Er hat gerade ein bewegendes Video veröffentlicht (leider nur auf Englisch: https://www.youtube.com/watch?v=j3cYLcE9ICg), indem er zeigt, was der Unterschied zwischen Glauben und sein Leben anvertrauen bedeutet. Er hat immer wieder als Teenie-Idol und Weltstar seinen Glauben bekundet. Heute sagt er, er wusste, dass Jesus existiert, dass er rettet und dass er den Menschen mit Gott versöhnen würde. 

Aber sein Leben sprach eine andere Sprache. Sein Leben war geprägt von Egoismus, Drogen, Gewalt und mehr. Aber auch für ihn kam irgendwann solch ein Petrus-Moment, als er kurz davor war, alles zu verlieren. Und da hat auch er alles auf eine Karte gesetzt.

Heute wirkt er geläutert, gereift, gefestigt. Ob es so bleibt, weiß man nicht – aber selbst Petrus hat ja immer wieder Rückschläge und Rückfälle erlebt. Manchmal denke ich: Ich wünsche niemandem eine wirkliche Krise mit existentiellen Ängsten und Nöten im Leben – aber sie macht es manchem (wie mir selbst) leichter, sich wirklich auf Gott einzulassen, wirklich sein Herz zu übergeben, wirklich Veränderung zu erleben vom Sünder hin zum Kind Gottes. 

Petrus hat seine Angst getrieben, was treibt dich in die Arme Gottes?

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de