Das Leben ist von Höhen und Tiefen bestimmt

Als ich den Satz las: „Die Samen der Mutlosigkeit können in einem dankbaren Herzen keine Wurzeln schlagen“, dachte ich zuerst, er wäre wirklich genial und so wahr. Aber sofort musste ich an all die Menschen denken, die dem sofort widersprechen würden. Man könne doch nicht immer dankbar sein, dafür sei das Leben einfach zu sehr von Höhen und Tiefen bestimmt. 

Kaum hast du etwas, über das du dich freust, bekommst du die nächste Hiobs-Botschaft. Und was ist mit den Menschen, die schweres Leid zu tragen haben? Wie sollen die dankbare Herzen haben? Erkenne, wie beschenkt du bist.

Ja, ich kann beides verstehen, aber ändert das etwas an der Wahrheit der Aussage?

Niemals aufhören zu danken

David hatte alles andere als ein leichtes Leben, er war ständig von Leid geplagt und mindestens genauso oft vom Tod bedroht. Und dennoch sind selbst seine Klagelieder voller Zuversicht. Dennoch schreibt er eine ganze Reihe Dankes-Psalmen. 

In Psalm 34 zum Beispiel heißt es: „Ich will den Herrn allezeit loben und nie aufhören, ihm zu danken“ (Psalm 34, 2 HfA). Wann will er Gott loben? Allezeit? Wann hört er auf zu danken? Niemals. 

Vielleicht ist fehlender Dank ein Grund, warum wir Deutschen so oft als mürrisches Volk gelten, warum in so vielen Gemeinden eher „Trauerstimmung“ als Freude herrscht. Das ist zumindest meine Erfahrung. Und schnell werden handfeste „Argumente“ auf den Tisch gepackt: 

„Wenn du erleben würdest, was ich erlebt habe, dann wärst du auch nicht fröhlich!“ – „Leid gehört einfach zum Glauben dazu!“ – „Ich wüsste wenig, für das ich in meinem Leben dankbar sein könne!“ Solches oder Ähnliches höre ich dann immer wieder. 

Erkenne, wie beschenkt du bist

Nicholas, ein Mann mittleren Alters, kam mit dieser Einstellung einst auch zu seinem Pastor.  Er konnte sich über nichts freuen und empfand überhaupt keinen Grund, dankbar zu sein. Der Pastor schlug ihm vor, eine kleine Übung zu machen.

Er nahm ein Blatt Papier und zog in der Mitte von oben nach unten eine Linie. Auf die linke Seite sollte der deprimierte Mann alles aufschreiben, was gut in seinem Leben lief, rechts alles, was ihm Mühe machte. 

Nicholas lachte: „Es gibt nichts, das ich auf die linke Seite schreiben könnte“, sagte er. „Okay, lass es uns trotzdem versuchen“, antwortete sein Pastor. Dann fügte er hinzu: „Es tut mir leid, dass deine Frau vor kurzem gestorben ist!“ Nicholas sah den Geistlichen verwirrt an: „Wovon redest du? Meine Frau ist nicht gestorben, sie ist gesund und munter!“ Dann schreib es auf die linke Seite: »gesunde Ehefrau!«“ 

Nach einer kurzen Pause sagte der Pastor: „Nicholas, es tut mir wirklich leid, dass dein Haus abgebrannt ist!“ Wieder empörte sich der deprimierte Mann: „Mein Haus ist nicht abgebrannt!“ Der Pastor lächelte: „Dann schreib es auf die linke Seite: »Dach über dem Kopf!«“

Jetzt kam der Pastor richtig in Fahrt: „Nicholas, es tut mir so leid, dass du deinen Arbeitsplatz verloren hast!“ „Woher hast du all den Unsinn?“, sagte Nicholas aufgebracht: „Ich habe einen guten Job!“ Der Pastor schrieb »guter Job« auf die linke Seite. Und so ging es weiter.

„Kann ich die Liste mal sehen?“, fragte Nicholas, der langsam verstand. Nachdem er die Liste durchgesehen hatte, schrieb er ein Dutzend weiterer Segnungen hinzu, die er bisher als selbstverständlich hingenommen hatte.  Er verließ das Büro seines Pastors mit einer völlig anderen Einstellung.

Konzentriere dich nicht auf Dinge die nicht gut laufen

Es ist so leicht, sich auf das zu konzentrieren, was in unserem Leben nicht gut läuft, was uns fehlt oder darauf, wie hoch die Hürden sind, die wir überspringen müssen. Aber all das raubt uns Energie und Lebensfreude. Und die Samen der Mutlosigkeit können Wurzeln in unserem Herzen treiben. 

Wenn wir unseren Blick auf all das richten, was wir nicht haben, was uns fehlt oder schwerfällt, werden wir deprimiert durchs Leben gehen. Wenn wir unsere Blickrichtung ändern und uns auf Dinge konzentrieren, die uns glücklich und zufrieden machen, mit denen wir beschenkt und gesegnet sind, werden wir leichter, weil wir dankbarer leben. 

Jeder Tag, den wir leben, ist ein Geschenk von Gott. Nimm dir doch einmal ein wenig Zeit und schreibe auch solch eine Liste auf, wie Nicholas. Hänge sie dir an deinen Spiegel im Bad und lies sie dir durch, wann immer du sie siehst. Du wirst sehen, dass du schwierige Dinge viel leichter tragen und dein Leben viel mehr genießen kannst, wenn du dich auf das konzentrierst, für das du dankbar bist.

„Indem du dankst, wird Gott dein Denken erneuern und du kannst schrittweise lernen, deine Situation aus Gottes Perspektive zu sehen“ (Hans Peter Royer).

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de