Mann steht in der Abendsonne im Wasser

Trauerfeier

Nun war er also auch verstorben, der alte Herr K. Es ist erst drei Jahre her, seit ich die Trauerfeier für seine Frau halten durfte, und nun saß ich im Wohnzimmer der gemeinsamen Tochter, um die nächste Rede vorzubereiten. An so einiges konnte ich mich noch erinnern, aber ein Aspekt berührte mich dann doch sehr. 

Herr K. hatte Karriere in der ehemaligen DDR gemacht. Schon allein deshalb waren er und seine Frau bereits kurz nach dem Krieg aus der Kirche ausgetreten. Das war damals eben so. Er war Musiker und hatte es bis ganz nach oben geschafft: DEFA-Filmorchester, Dresdener Philharmonie – daneben aber auch unzählige Auftritte mit seinem Tanzorchester. 

Herr K. hatte wirklich ein aufregendes und erfülltes Leben hinter sich. Als wir damals die Beerdigung seiner Frau vorbereiteten, kam irgendwann das Thema Glaube auf. Wir sprachen über K.’s Kindheit, seine Konfirmation  – und er sagte: „Mein Glaube ist nie ganz verschwunden, er war nur lange verborgen!“

Also segnete ich seine Frau, die wohl ihr Leben lang Gläubige war. Als ich nun neben der Tochter von Herrn K. saß, erzählte sie mir, dass ihr Vater seit der Trauerfeier angefangen hatte, regelmäßig zu beten, erst frei, mit eigenen Worten, dann, als die Demenz weiter fortschritt, kopierte er sich das Vaterunser aus der Trauerrede seiner Frau und las es immer wieder mit der Lupe.

Unerwartete Ernte

Meine Worte über Gott und den Glauben, die ich zur Trauerfeier gefunden hatten, hatten diesen Mann nicht mehr losgelassen. Etwas war entzündet worden, ein Feuer, das über Jahrzehnte fast erloschen war, eine Sehnsucht, die irgendwo in uns Menschen steckt: Gemeinschaft mit Gott zu haben. 

Ich bekomme selten ein so bewegendes und tiefes Feedback, aber jetzt war ich tief berührt und sprachlos. Ich hatte zaghaft gesät und sah nun die Ernte. Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth: „Ich bin davon überzeugt: Wer wenig sät, der wird auch wenig ernten; wer aber viel sät, der wird auch viel ernten“ (2. Korinther 9, 6 HfA).

Er bezieht sich hier auf das liebe Geld, aber es gilt für alles, für Weizenkörner ebenso, wie für die Liebe – oder eben für das Säen von Gottes guter Botschaft. 

Es dauert nicht mehr lange, dann muss oder besser darf ich Herrn K. beerdigen. Ich hoffe, ich finde wieder warme Worte, die dann sein Leben und seinen Charakter gut beschrieben. Und ich werde ihn ebenfalls Gott anbefehlen, ihn aussegnen, für ihn beten, denn ich bin überzeugt davon, dass Herr K. Frieden mit Gott gefunden hat. 

Sei mutig, wenn es darum geht, zu säen. Nicht immer sehen wir die Früchte sofort, manchmal auch gar nicht hier auf Erden. Aber so, wie Paulus es schreibt, werden wir dennoch viel Frucht sehen, wenn wir viel und wenig Frucht, wenn wir wenig säen. 

Manchmal ist es nur ein liebes Wort oder ein Ohr, das zuhört, manchmal ein Gebet, manchmal ein guter Gedanke aus der Bibel – es müssen nicht immer die großen Taten sein. 

Und gerade jetzt leben wir in einer fruchtbaren Zeit – sowohl, was die Natur angeht, als auch die Offenheit von Menschen. Deswegen, lass die Liebe Gottes reichlich scheinen und bete für die Menschen in deinem Umfeld. Es wird einen Unterschied machen. 

Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de