viele Regentropfen

Stimmung

Gestern war wieder einer dieser Tage. Wir haben als Familie etwas unternommen und hatten den ganzen Tag Spaß miteinander. Abends dann wollten wir noch eine Kleinigkeit essen gehen. Und ganz plötzlich, von einer Sekunde zur anderen, schlug die Stimmung bei unserem Sohn Joshua um.

Eben noch tollte er mit seiner Schwester herum, jetzt saß er, den Tränen nahe, wie ein Häufchen Elend, zusammengekauert auf seinem Stuhl und verstand die Welt nicht mehr. In solchen Momenten waren wir als Eltern oft verzweifelt, denn wir wussten nicht, wie wir darauf reagieren sollten. 

Hunger oder Durst

Heute haben wir den Schlüssel ein Stück entdeckt. Joshua hatte einfach den ganzen Tag fast nichts gegessen und getrunken. Er war völlig unterzuckert. Deswegen spielte es in ihm plötzlich verrückt. Das Fatale für Joshua ist, dass er es über Tag gar nicht merkt, dass er zu wenig Nahrung aufnimmt. 

Erst ab einem bestimmten Punkt, an dem es eigentlich schon zu spät ist, meldet sich sein Körper mit einem fast schon dramatischen Appell: „Hey, ich brauche Nahrung. Ich bin ausgedörrt …“ 

Die Krönung von allem war, dass es in dem Restaurant nur Saft und Wasser gab, Brause war alle. Das gab Joshua den Rest. Er war so schlecht drauf, dass er sagte, er wolle gar nichts bestellen. 

Nach einer Weile überwand er sich dann doch, und, nachdem er ein Glas Orangensaft getrunken („Ne, so etwas Ekeliges trinke ich nicht …“) und zwei, drei Stücken Pizza verspeist hatte („Ich habe gar keinen Hunger. Ihr könnt ja essen, ich will nichts …“), war er plötzlich wieder der fröhliche Junge, der er sonst ist. 

Innerer Hunnger – innerer Durst

Joshuas Problem haben viele Menschen, vielleicht nicht, was Pizza und Orangensaft angeht, sondern, was ihren inneren Hunger und inneren Durst angeht. Wir laufen durchs Leben und merken gar nicht, wie wir innerlich austrocknen. 

Und, wenn dann ein Christ kommt und sagt: „Deinen inneren Durst kann nur Jesus stillen!“ – dann erntet er maximal ein mitleidiges Lächeln. Die meisten Menschen, mit denen ich rede, würden nicht sagen, dass sie überhaupt einen inneren Durst verspüren.

Ich kann das verstehen. Auch bei mir selbst war es so, dass ich erst an einen Punkt kommen musste, wo ich wie ein Häufchen Elend zusammengekauert herumsaß und mit meinem Leben nicht mehr klarkam, bis ich gemerkt hatte: Alles, womit ich meinen Durst nach Leben hatte stillen wollen, war nicht nachhaltig. 

Auch ich hatte es nicht gemerkt im Alltag. Erst, als es fast zu spät war. Und auch ich wollte eigentlich so „etwas Ekeliges“ wie die Kirche nicht haben und spürte auch keinen Hunger. 

Fehlt etwas im Leben?

Johannes berichtet in der Bibel von einer Begegnung von Jesus mit einer Frau an einem Brunnen. Diese verspürt zwar körperlichen Durst, es wird aber nirgends gesagt, dass ihr augenscheinlich etwas im Leben fehlen würde. Jesus spricht die Frau direkt an: 

„Wer dieses Wasser (aus der Quelle) trinkt, wird bald wieder durstig sein. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird nie wieder Durst bekommen. Dieses Wasser wird in ihm zu einer nie versiegenden Quelle, die ewiges Leben schenkt“ (Johannes 4, 13-14 HfA). 

Wir wissen bis heute nicht, wie wir unserem Sohn Joshua beibringen können, dass er es rechtzeitig merkt, wenn sein Körper langsam anfängt zu unterzuckern. Wir merken das ja auch nicht.

Noch schwieriger ist es jedoch, den inneren Hunger nach Leben, unseren Durst nach Erfüllung zu spüren, denn das Angebot, sich mit Dingen vollzustopfen, die zwar Spaß machen, aber nicht nachhaltig sind, ist unendlich groß – Geld, Macht, Ansehen, Aussehen, das Einfamilienhaus, das schicke Auto, …

Spürst du den Durst?

Wohl dem, der nicht erst völlig fertig in der Ecke hockt und Jesus quasi als letzten Strohhalm in seinem Leben ergreift, sondern seinen inneren Durst nach Leben rechtzeitig spürt. Das Angebot, das Jesus der Frau am Brunnen gegeben hat, gilt bis heute, gilt für jeden, der inneren Lebensdurst verspürt. 

Zugreifen muss aber jeder selbst, denn nicht das Leben in einer Kirche oder Gemeinde ist die Quelle – das kann auch sehr schnell zu etwas werden, das Spaß macht, aber nicht nachhaltig ist – sondern Jesus selbst. Und wenn alles gut geht, dann finde ich den sogar in einer Kirche oder Gemeinde. 

Wie ist es bei dir im Leben? Spürst du den Durst?

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de