Bild mit Sanduhr auf einer weißen Mauer

Hochzeit

Es ist Hochsommer und unwahrscheinlich warm. Auf dem wunderschönen Rangsdorfer See schwimmt vor dem Hotel eine künstliche Insel mit einem großen Zelt darauf. Darin soll ich gleich ein junges Paar verheiraten. Die Stuhlreihen sind aufgebaut, die Bar hält kühle Getränke bereit, alles ist wunderschön dekoriert, ja sogar die Sektgläser zum späteren Anstoßen stehen zum Füllen bereit auf den Tabletts. Alles ist nach Plan vorbereitet. Unter der Plastikplane fühlt man sich – trotz geöffneter Fenster – wie in einer Sauna.

Wo bleibt die Braut?

Aber bald sollte es ja losgehen, es fehlt nur noch die Braut. Und die sollte gleich da sein, denn sie saß bereits nach Plan in einer eigens für die Hochzeit angemieteten Limousine und war auf dem Weg. Die Zeit verstrich, aber die Braut tauchte und tauchte nicht auf. Gefühlt wurde es immer heißer auf der Insel, denn die Sonne brannte unermüdlich auf die Plane des riesigen Party-Zeltes.

Ich trank bestimmt drei Flaschen Selters und fragte mich schon, was ich wohl tun würde, wenn die Braut just in dem Moment auftauchen würde, wenn ich dringend das Bedürfnis hätte, die Selters auch wieder zu entsorgen.

Unruhe

Aber sie kam einfach nicht. Ganz gegen den Plan. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Bräutigam seine Ruhe verlor und auch die Trauzeugen wurden langsam aber sicher hektisch. Ein Telefonat folgte dem nächsten, aber die Braut war nicht zu erreichen.  Die Hochzeit fand ja in Brandenburg statt, wie konnte man da erwarten, dass jemand Handy-Empfang hatte?

Erlösende Nachricht

Nach schlappen zwei Stunden dann kam die erlösende Nachricht – die Braut sei eingetroffen. Die Limousine hatte sie zwar pünktlich nach Plan abgeholt, war dann aber zu einer völlig falschen Adresse gefahren. Die meisten der Gäste (ich ebenso) fanden die Geschichte so skurril, dass wir alle herzhaft lachten. Gut, wir hatten eine Menge Schweiß verloren, wir hatten alle Unmengen von Wasser in uns hinein geschüttet, und einige hatten sicherlich einen Sonnenbrand. Aber eine wirkliche Katastrophe war die Verschiebung der Zeit ja eigentlich nicht.

Unter Kontrolle

Nur für die Braut war der Tag gelaufen. Ihre fast minutiöse Planung war aus den Fugen geraten. Sie wollte alles in ihren Händen haben und nichts dem Zufall überlassen – und dann kam doch aus einer völlig unerwarteten Ecke das nicht planbare Chaos und schlug unerbittlich zu. Und Kontrolle abzugeben, das war die Braut weder gewöhnt noch war sie bereit dazu. Sie wollte, dass alles nach Plan läuft. Sie war sauer, frustriert und das zeigte sie auch deutlich – an einem der wichtigsten Tage ihres Lebens.

Ich war, wenn ich ganz ehrlich bin – ziemlich froh, dass ich nur für die Hochzeitszeremonie zuständig war und mich dann danach (ziemlich schnell) verabschieden konnte.

Nichts dem Zufall überlassen

Wenn solche Dinge passieren, dann kommt mir immer der Spruch in den Kopf: „Der Mensch denkt und Gott lacht…“ Der ist nicht biblisch, ich finde ihn dennoch attraktiv. Da versucht man wirklich an alles zu denken und nichts dem Zufall zu überlassen und dennoch gibt es Hintertüren und Eventualitäten, die wir nicht gesehen haben. Das hat schon der Prophet Jeremia erkannt, denn er schreibt: „HERR, ich habe erkannt: Das Leben eines Menschen liegt nicht in seiner Hand. Niemand kann seine Schritte nach eigenem Plan lenken“ (Jeremia 10, 23 HfA).

Wir haben nicht alles in der Hand!

Es ist gut zu erkennen: Wir haben nicht alles in der Hand. Wir können nicht alles kontrollieren. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob mich mein nächster Schritt nach vorne bringt oder zu Fall. Wie meine ich dann, die Zeit bis zum nächsten Urlaub, bis zum nächsten Sommer, bis zur Rente durchplanen zu können?

Diese Einsicht hilft mir, mein Leben entspannter anzugehen. Und mit einer gesunden Portion Humor wird das Leben gleich viel leichter, auch wenn wieder einmal gute Planungen über den Haufen geworfen werden müssen.

Planen

Ich plane auf jeden Fall, morgen wieder eine Andacht zu schreiben. Und würde mich freuen, wenn du planst, sie zu lesen. Mal schauen, ob es klappt.

Sei gesegnet!

 Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de