Hände vorm Gesicht

Freudenfest – Trauerfeier

Am Boden zerstört, fassungslos, unendlich traurig, völlig verwirrt, das sind wohl passende Worte, die den Zustand der Menschen an diesem gut beschreiben. Jesus war tot, schnell hatte man ihn begraben, um nicht mit dem Sabbat in Konflikt zu kommen. Nun war alles still. Der Traum war zerplatzt. Alle Hoffnung dahin.

Noch eine Woche zuvor waren die Freunde von Jesus unter Jubel in Jerusalem eingezogen. Jesus wurde wie ein König gefeiert. Alle dachten, sie wären auf der Siegerstraße, doch jetzt war alles vorbei. Aus dem Jubel wurden Schreie, die den Tod von Jesus forderten, aus dem Freudenfest eine Trauerfeier.

Game Over

Warum hatte Gott das alles zugelassen? Hatten sie sich geirrt? Sie waren doch so fest davon überzeugt gewesen, dass Jesus der Sohn Gottes war. Sie hatten alles stehen und liegen lassen und waren ihm gefolgt. Sie hatten Wunder erlebt und schier nie endenden Segen.

Wo war all das jetzt? Wir reden so gerne von einem Schicksalsschlag, davon, dass das Schicksal einen mitten in die Magengrube gehauen hätte und man k.o. zu Boden gegangen ist Aus das Spiel. Game Over.

Der Tag danach

Karfreitag beschreibt den Tag nach solch einem Schicksalsschlag; der Tag danach. Ich selbst kenne solche Tage, ja auch Wochen, in denen alles in mir zu schreien scheint, weil ich den Schmerz kaum aushalte, aber gleichzeitig das Gefühl habe, Gott würde schweigen.

Ich kenne Zeiten und habe sie mehr als einmal durchlebt, in denen ich weinend auf dem Boden lag oder auf meinen Knien und Gott anschrie: „Wo bist du? Warum schweigst du? Ich brauche dich jetzt!“, nur um ihm im nächsten Moment anzuflehen: „Herr, ich bin am Boden zerstört. Schenke mir neue Kraft, wie du es versprochen hast!“ (Psalm 139, 25).

Der Tag ist auch der Tag davor

Ich habe im Laufe der Jahre, in denen ich Christ bin gelernt, dass Karfreitag nicht nur der Tag danach ist, sondern auch der Tag davor. Der Tod von Jesus ist nicht das Ende. Der Stein vor seinem Grab für Gott kein Hindernis.

Dein Schmerz ist nicht das Ende, deine Trauer kein Hindernis, dass nicht wieder andere Zeiten kommen. Jesus war tot, aber es war erst der Anfang. Wenn wir schwere Zeiten durchmachen, unseren persönlichen Karfreitag, wenn das Schicksal uns schwer schlägt, dann sollten wir daran denken: Es dauerte nur noch eine kurze Weile, bis der riesige Stein vor dem Grab wie nichts wegrollte, wie Jesus scheinbar plötzlich wieder lebte und der Tod besiegt war.

Das Beste kommt noch

Solange wir leben gibt es kein Tal, das zu tief ist, kein Berg, der zu hoch ist, kein Problem, das zu groß ist oder zu klein. Es gibt Zeiten, die unerträglich hart sind. Es gibt Zeiten, in denen wir das Gefühl haben, Gott würde schweigen und uns mit unseren Gefühlen alleine lassen.

Die Wahrheit ist, er ist immer bei uns, auch in den dunkelsten Momenten unseres Lebens. Er verlässt uns nie, und er hat immer einen Plan. Nach Karfreitag und dem Schweigen am Samstag folgt der Ostersonntag und mit ihm der Sieg und die Freude.

Leiden und Sterben

Ohne Leiden und Sterben hätte es keine Auferstehung geben können. Ohne den Tod nicht den Sieg. Ich verstehe nicht, warum wir manchmal durch Zeiten hindurchmüssen, von denen wir denken, wir ertragen sie nicht. Aber ich halte daran fest, dass weder der Karfreitag noch der Samstag danach das Ende ist, damals nicht und mein persönliches auch nicht.

Der Karsamstag, das ist ein Dreh- und Angelpunkt, an dem sich das Schicksal wendet, auch mein persönliches. Mit dieser Zusage und Hoffnung kann ich Karfreitag und den Tag danach überstehen, denn ich weiß: der Sieg wird kommen! Der Tod hat nicht das letzte Wort!

Sei gesegnet!

„Im Vertrauen auf Gottes Liebe kann ich mit Schuld, Enttäuschungen, unerfüllten Hoffnungen und geplatzten Träumen umgehen“ (Gisela Gießler).

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de

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