Unterirdischer Gang mit gefliesten Wänden und Licht

Atombombe

„Papa, was ist, wenn Putin wirklich die Atombombe schmeißt?“ Mein Sohn schaut mich sorgenvoll an und ich schaue ihn ebenfalls sorgenvoll an. „Müssen wir dann alle sterben?“ Wie soll ich ehrlich und ernsthaft auf solch eine Frage antworten?

Ich bin aufgewachsen mitten im Kalten Krieg. Wir haben in der Schule Filme geschaut, wie man sich verhalten soll, wenn eine Atombombe unser Land treffen würde. Wir haben auch Filme über Hiroshima gesehen. Und auch ich hatte als Kind Angst vor einem Atomkrieg. 

Mehrmals stand die Welt kurz davor, aber bisher ist alles gut gegangen. Aber die Bilder haben sich tief in meinen Kopf eingebrannt: der Atom-Pilz, der kurz nach der Detonation einer Atombombe aufsteigt, die Druckwelle, die alles vernichtet, die zerstörten Städte, die fast vollständig dem Erdboden gleichgemacht wurden. 

Und heute droht Putin jedem Land, das der von ihm überfallenen Ukraine beistehen würde, es müsste mit Konsequenzen rechnen, wie es die Welt noch nie gesehen hätte und setzt seine Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft. Alles nur Bluff?

Angst, vor dem was noch kommt

Ich gebe zu, ich habe Angst. Auch Hitler hat die völlige Zerstörung in Kauf genommen – wird Putin also diesen letzten Schritt wagen, eine Atombombe abzuwerfen  und einen Atomkrieg anzetteln, der das Ende dieser Welt bedeuten würde? Ist Suizid und das Mitreißen von allem um ihn herum mit in den Tod Teil seines Denkens?

„Wir müssen alle irgendwann sterben und wissen nicht, wann!“, antworte ich meinem Sohn und hoffe ein Stück, dass er nicht weiter über dieses Thema sprechen möchte. Aber er will: „Papa, hast du Angst?“

Ja, ich habe Angst – ich muss es zugeben. Ich habe Angst, weil im Moment alles so unberechenbar scheint. Niemand kann sagen, was morgen passiert. Liest man den Kommentar eines Fachmannes, Kommentators oder Militärstrategen, sagt der etwas völlig anderes als der Kommentar eines anderen. 

Die einen beschwichtigen, die anderen warnen. Ich habe Angst vor dem, was noch kommen kann. Ich merke, wie sie langsam an meinem Körper hochkrabbelt und mehr und mehr Raum einnimmt. Angst davon, dass eine Atombombe abgeworfen wird und ein Atomkrieg angezettelt wird. Wie soll ich also antworten? Ich will ehrlich sein, ich will die Angst meines Sohnes aber auch nicht stärker machen als sie schon ist. 

Gott hat alles in seiner Hand

„Weißt du, Joshua“, beginne ich langsam, „ich bin mir sicher, dass Gott alles in seiner Hand hat. Jesus hat diese Welt überwunden, deshalb brauchen wir eigentlich keine Angst zu haben. Gott ist es, der bestimmt, wann wir leben und wann wir sterben. Wir wissen auch so nicht, ob wir morgen früh aufwachen  und leben dürfen!“

Aber das reicht ihm immer noch nicht. „Hilft dir das wirklich?“, fragt er. „Angst ist nichts Schlimmes. Angst ist völlig normal. Auch Jesus hatte Angst. Es gibt Situationen, da hilft nur noch beten, denn auch, wenn wir Angst haben, trägt uns Gott durch!“

Und das meine ich ehrlich. Ja, ich habe Angst vor einer Atombombe, vor einem Krieg, aber ich halte fest an dem, was Gott versprochen hat: „Fürchte dich nicht, denn ich stehe dir bei; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott! Ich mache dich stark, ich helfe dir, mit meiner siegreichen Hand beschütze ich dich!“ (Jesaja 41, 10 HfA).

Manchmal hilft nur noch beten – und im Moment ist so eine Zeit. Wenn ich für meine Kinder da sein möchte, wenn ich weiterleben möchte, dann muss ich mich meiner Angst stellen und darf nicht zulassen, dass sie mich auf den Boden drückt. 

Ich glaube fest daran, dass Gott Wunder tun, den Krieg in der Ukraine beenden und Frieden herstellen kann. Dafür sollten wir inständig beten. Aber eben auch dafür, dass er uns hilft, unsere Ängste und Sorgen zu tragen und dass er uns starkmacht. 

Am Ende des Gesprächs lehnt sich mein Sohn bei mir an und fühlt sich sichtbar geborgen. Was für ein starkes Bild. Genau das möchte ich bei Gott auch erleben. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de