Mann stützt sich auf der Brüstung ab

Gehört und doch vertan

Der Komiker Helge Schneider hat einmal ein witziges Lied geschrieben mit dem Titel: „Ich habe mich vertan“. Er beschreibt darin auf witzige Weise Alltagssituationen, in denen er sich geirrt, eben vertan hat. Wenn ich Zucker statt Salz für die Kartoffeln genommen, Brot statt Kuchen gekauft oder die falsche Jacke gewählt habe, dann ist das vielleicht peinlich und kann so einiges anrichten. Aber was, wenn ich meine, Gottes Stimme gehört zu haben und mich hier aber „vertan“ habe?

Als ich mit Anfang 20 meine ersten zaghaften Schritte als Christ gegangen bin, da bewegte mich diese Frage sehr. Ich wollte Gottes Willen in meinem Leben umsetzen, wollte aber auch keinen Fehler machen. Mein Motiv war vielmehr, dass ich ziemliche Angst hatte, Gott könne mich wieder vor die Tür setzen, als dass ich Sorge hatte, mit meinem Leben zu scheitern. Das war zu dieser Zeit bereits geschehen.  

Andere in meiner damaligen Gemeinde sahen meine innere Not und wollten mir mit guten Ratschlägen helfen. Zum Thema „Gott hören“ gab es den Tipp: „Probier es einfach aus. Wenn es klappt, dann weißt du, dass es von Gott war, wenn nicht, dann hast du dich eben vertan!“

Fatale Entscheidungen

Als Kind einer Alkoholiker-Mutter kam dieser Ratschlag absolut nicht in Frage, denn ich sah an meiner eigenen Familie, wohin es führen kann, wenn man fatale Entscheidungen trifft und auf falsche Wege abbiegt. Mein Problem aber blieb.

Also war meine Konsequenz, dass ich mich darauf verließ, was der Pastor am Sonntag predigte. Auch das ist leider nicht unproblematisch, denn als Teil dieser Gattung weiß ich, wie leicht es ist, Dinge zu predigen, um Menschen zu beeinflussen – und wie schwierig es ist, auch als Pastor darauf zu hören, was Gott am Sonntag möchte, dass ich es sage. 

Irgendwann stolperte ich über einen Vers im Hebräer-Brief (3, 7-8 HfA), wo es heißt: „Heute, wenn ihr meine Stimme hört, dann verschließt eure Herzen nicht wie eure Vorfahren, als sie sich erbittert gegen mich auflehnten“. 

Verschließe nicht dein Herz!

Mir wurden schlagartig zwei Dinge klar: Gott redet mit uns. Und: Ich darf mein Herz nicht dafür verschließen, denn das würde Auflehnung gegen ihn bedeutet. Und das wollte ich absolut nicht.

Also versuchte ich zu hören und machte im Laufe der Zeit immer wieder Erfahrungen mit dem Hören. Ich lernte, Gottes Stimme von anderen Stimmen immer mehr zu unterscheiden – scheiterte natürlich auch immer mal wieder. Je mehr ich Gott kennenlernte, desto leichter fiel mir die Unterscheidung. 

Gott hat dabei verschiedene Wege genutzt, um zu mir zu sprechen: in der Stille im Gebet, beim Lesen der Bibel und durch starke Impulse, die ich ab und an in Anbetungszeiten verspüre (manchmal sind es auch Bilder, die vor meinem inneren Auge auftauchen). 

Wenn ich mir unsicher bin, dann prüfe ich, ob das, was ich gehört oder gespürt habe, wirklich von Gott sein kann (1. Thessalonicher 5, 21). Gott würde sich zum Beispiel nie selbst oder seinem Wort widersprechen. Er würde seinem Wort auch nichts hinzufügen. 

Oft bete ich gerade bei inneren Eindrücken und Bildern darum, dass Gott sie bestätigen soll. So hatte ich vor einigen Wochen den Eindruck, ich solle der Kinder-Pastorin unserer Gemeinde etwas Ermutigendes sagen. Die erste Woche traute ich mich das nicht, weil ich unsicher war. Aber, als Gott in der folgenden Woche den selben Eindruck schickte, fasste ich Mut und sprach sie an. 

Dabei ist es wichtig, sensibel zu sein. Sätze wie: „Gott hat gesagt, du sollst …“ oder: „So spricht der Herr …“ sind nicht sonderlich passend. In diesem Fall bedankte sich die Pastorin und bestätigte, dass das, was ich ihr sagte, gerade ein Thema war, dass sie sehr beschäftigen würde. 

Bitten – hören – prüfen – nachfragen

Ich bin mir sicher, Gott hatte gesprochen. Deswegen sind die folgenden kleinen Schritte für mich wichtig geworden: Bitten – hören – prüfen – nachfragen – Schritte gehen. 

Nein, es gelingt nicht immer – und Gott hat mir auch noch nicht die Lottozahlen vom nächsten Samstag verraten, wohl aber eine ganze Reihe Türen geöffnet (und auch geschlossen), Wege aufgezeigt, Warnschilder in den Weg gesetzt und andere Menschen durch mich gesegnet (was mir sehr viel bedeutet). Und wenn ich mich geirrt habe – was auch immer wieder geschieht, dann bleibt mir immer noch, das Lied von Helge Schneider zu summen: „Ich habe mich vertan …“ Mehr als meine Eitelkeit leidet da nicht drunter. 

Versuche doch in der kommenden Woche dir Zeit zu nehmen und mit Gott genau über dieses Thema ins Gespräch zu kommen. Stell ihm deine Fragen, sage ihm deine Zweifel und bitte ihn, dass er zu dir spricht – und dir dann auch bestätigt, dass er es war und nicht dein Hirn, dein Bauch oder Einflüsse von außen. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de