Wal-Skelett

Vom alten Kirchenvater Augustinus (354 -430) wird erzählt, er habe einmal ein Wal-Skelett am Strand gefunden. Er habe kritischen Intellektuellen damit beweisen wollen, dass nicht nur ein Mensch, sondern sogar mehrere in den Bauch eines solchen Tieres passen würden. 

Jemand sagte dazu einmal: „Was Jona da widerfuhr, kann man erleben, ohne im Fischbauch zu sein.“ Jona war vor dem Herrn und seinem Auftrag geflohen – nicht nur ein bisschen. Ich habe einmal gehört, dass Tarsis der letzte damals bekannte Punkt des Westens war, dass Jona also vom Hafen Joppe (Jaffa) aus, etwa 2200 km hätte fahren müssen, um Tarsis zu erreichen. 

Tarsis könnte also die maximal mögliche Entfernung von Ninive, dem von Gott befohlenen Zielort des Auftrags Jonas, darstellen. Und nun war er ganz unten angekommen, völlig am Ende. Erst der Sturm, dann das Wirken Gottes durch das Los. Man hatte ihn über Bord geworfen und nun fand er sich mitten im Bauch eines Wals. Seine Flucht hatte ihn hierher gebracht. 

Was würdest du tun, wenn du im Bauch eines Wales wärst?

Aber hier, im Bauch des Wales, besinnt sich Jona. Die Frage ist: Wie oft bist du vor Gott weggelaufen, hast deinen Willen durchgesetzt und bist in einer absolut ungemütlichen Situation gelandet? Und wie hast du reagiert? Was würdest du tun, wenn du im Bauch eines Wales wärst?

Jona fängt mitten im schleimigen, dunklen, stinkigen Bauch des Tieres an, mit Gott zu sprechen. „Und Jona betete zum Herrn, seinem Gott, aus dem Bauch des Fisches und sagte: »In meiner Not rief ich zum Herrn und er antwortete mir. Ich schrie zu dir aus dem Totenreich, und du hörtest meine Stimme!«“ (Jona 2, 2-3 NLB).

Tiefster Punkt

Jona rief zu dem Herrn mitten in seiner selbst produzierten Not. Oft genug denken wir: „Ich bin selbst schuld an meiner Situation, ich habe mir das selbst eingebrockt, also muss ich die Suppe auch selbst wieder auslöffeln! Ich bin doch vor Gott weggelaufen, warum sollte er mich jetzt hören?“ 

Jona aber kehrt in diesem Moment zurück und schreit zum Herrn, mitten in seinem Versagen, mitten in seinem Scheitern, am tiefsten Punkt seines Lebens – denn viel tiefer kann ein Mensch wohl nicht sinken. 

Ein Punkt ist noch interessant an diesem Vers. Im Deutschen lesen wir, dass Jona zweimal Gott angesprochen hat. Er „rief zum Herrn“ und er „schrie aus dem Totenreich“. Im Hebräischen werden zwei verschiedene Verben dafür genutzt. 

Das erste Wort bedeutet, dass Jona Gott mit Namen angesprochen hat. Jona ruft nicht irgendeinen Gott an oder das Universum. Es ist der Gott, den er vor den Seeleuten bekannt hatte, obwohl er auf der Flucht genau vor ihm war. Er wusste, wer Gott war. 

Gott – Schöpfer, Retter, Vater

Er wusste, Gott war sein Schöpfer, sein Retter, sein Vater. Gott möchte, dass auch wir ihn „beim Namen“ kennen, dass wir wirklich wissen, wer er ist und eine Beziehung zu ihm haben. 

Das zweite Verb bedeutet, dass Jona in seiner Verzweiflung zu Gott schrie: „Errette mich aus diesem Elend! Ich bin am tiefsten Punkt meines Lebens angekommen. Ich bin mehr tot als lebendig!“

Was das Buch Jona uns lehrt ist, dass wir beten sollten. „Ja, das weiß ich doch!“, magst du jetzt denken. Aber wissen wir das wirklich? Um es plakativ zu sagen: Wenn dem so wäre, warum ist dann der Kuchenstand nach dem Gottesdienst immer so gut gefüllt, aber beim Gebet in der Gemeinde treffen sich immer nur der Pastor und ein bis zwei weitere Leute?

Gebet als Priorität

Wie viel Zeit verbringen wir in der Woche vor dem Fernseher und wie viel Zeit im Gebet? Jona zeigt uns, wie wichtig das Gebet ist. Er sprach Gott bei seinem Namen an, und er schrie zu ihm – mitten aus dem Bauch eines Wales heraus. Und Gott hat ihn gehört und erhört. 

Mach das Gebet zu einer Priorität in deinem Leben. Lerne Gott beim Namen kennen und sprich mit ihm, wie mit einem guten Freund, überall und zu jeder Zeit.

„Das Gebet ist meiner Ansicht nach nichts anderes als ein Gespräch mit einem Freund, mit dem wir oft und gern allein zusammenkommen, um mit ihm zu reden, weil er uns liebt“ (Teresa von Avila).

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de