aufgeschlagene Bibel auf dem Schreibtisch

Zum Guten dienen

Neben Johannes 3, 16 ist der Vers Römer 10, 28 wohl eines der am meisten verwandten Bibelzitate überhaupt: „Das eine aber wissen wir: Wer Gott liebt, dem dient alles, was geschieht, zum Guten. Dies gilt für alle, die Gott nach seinem Plan und Willen zum neuen Leben erwählt hat“ (Römer 10, 28 HfA). Aber ist der Spruch nicht nur eine Hilfe, Leid in der Welt auszuhalten und eine Art Halt, die einem hilft, nach vorne zu schauen, trotz aller Widrigkeiten?

Der Vers handelt, das übersehen wir oft, vom Gebet. Die Passage vorher sagt: Wenn wir nicht wissen, wie wir beten sollen, dann hilft uns der Geist Gottes. Das klingt schon etwas merkwürdig. Aber eigentlich auch wieder gut, denn, ich kenne Zeiten, in denen war ich so voller Kummer, Ärger, Sorgen oder anderen Emotionen, dass ich noch nicht einmal Worte fand, meine Gefühle Gott auszudrücken. 

Und in solchen Momenten, so schreibt es Paulus, würde uns der Geist von Gott helfen. Er würde quasi unser Sprachrohr werden, das unsere Gefühle in Worte umsetzt – oder manchmal auch in Tränen oder Schweigen.

Und genau an dieser Stelle folgt dieser Satz, dass alles, was uns geschieht, zum Guten dient, wenn wir Gott lieben. 

Nicht immer ist eitel Sonnenschein

Das Leben ist nicht immer leicht, und wie bei den Jahreszeiten ist leider nicht immer eitel Sonnenschein, sondern es folgen Herbst und Winter. Das erleben fast alle Menschen, Christen wie Nichtchristen. 

Die Frage ist: Wie kann das zu unserem Guten dienen? Wenn Gott uns doch so sehr liebt, warum müssen wir dann auch harte Zeiten überstehen, warum müssen wir durch Täler, warum sind die Winter manchmal so lang?

Gottes Plan ist es, uns wieder in sein Bild, zum Guten, zu verändern, uns Jesus wieder ähnlicher und ähnlicher zu machen. Das klingt oft sehr geistlich, ist aber manchmal mit Schmerzen verbunden. Wenn ich einen Töpfer sehe, dann bekomme ich ein wenig ein Bild davon. 

Ein Töpfer verwandelt einen Klumpen Ton in wunderschöne Gefäße, indem er sie formt. Und dieses Formen bedeutet nicht immer nur Streicheleinheiten für den Ton. Veränderungen brauchen manchmal Druck. 

Bei uns Menschen liegt es oft daran, dass wir – auch als Christen – ein rebellisches Herz haben, das sich, wann immer sich die Gelegenheit bietet, gegen Gott auflehnt. Wenn ich mir mein Herz so anschaue, dann erkenne ich schnell, dass es einiges braucht, es zu formen. 

Jesus war ein Mensch, der zu 100 % nach dem Herzen Gottes lebte. Davon bin ich meilenweit entfernt. Dazu kommt, dass die Welt nicht mehr so ist, wie Gott sie sich erdacht hat. Gott wollte kein Leid, keinen Krieg, keinen Kampf und keine Not. 

Gut und Böse

Diese Dinge sind Folge davon, dass wir Menschen selbst Gott sein wollen, selbst bestimmen wollen, selbst beurteilen, was Gut und was Böse ist. Wenn Paulus also schreibt, alle Dinge würden uns zum Guten dienen, dann gehört schon eine gehörige Portion Vertrauen dazu zu glauben, dass Gott diese unschönen Nebenwirkungen der Sünde in der Welt nutzt, um uns zu formen, um Schlechtes zu beseitigen und Gutes in uns wachsen zu lassen – uns eben Jesus ähnlicher werden zu lassen. 

Vielleicht sollten wir – so wahr dieser Vers ist – etwas sparsamer mit ihm umgehen, denn nicht immer haben wir das Vertrauen, nicht immer den Glauben und nicht immer erkennen wir einen Plan Gottes, wenn uns ein eisiger Wind ins Gesicht bläst. 

Wohl aber dem, der es für sein Leben annehmen kann, dass auch nicht so schöne Zeiten nicht nur zum Leben dazugehören, sondern Gott sie nutzen kann, uns hin zum Positiven – Guten –  zu verändern. 

Ich gehe in solchen Zeiten immer zum Kreuz und rede mit Gott über das, was ich nicht verstehe. Ich tausche dann bewusst meine unguten Gefühle, meine Zweifel und meine innere Rebellion gegen seinen inneren Frieden, seine Liebe und seine Hoffnung. Das kann – und damit sind wir wieder am Anfang – nur Gottes Geist selbst  schenken. 

Sei gesegnet.   

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de