Im Sonnenschein Wüstenlandschaft

Von vorne anfangen

Als ich mit Anfang 20 Christ wurde, habe ich sofort gespürt, dass Jesus wirklich existiert, dass er lebt, erfahrbar ist und in mein Leben eingreift, wenn ich ihn darum bitte. Ich hatte ihn spürbar an meiner Seite und dachte mir: „Jetzt wird alles gut. Du kannst ganz von vorne anfangen und von nun an ein glückliches, zufriedenes Leben leben!“ Ganz so einfach sind Gottes Pläne mit uns dann doch nicht. Ein neues Leben beginnen heißt, Schritt für Schritt zu gehen.

Für mich war klar, dass alles, was ich bisher falsch gemacht hatte, meiner Vergangenheit angehören würde und dass mein neues Leben anfangen würde, wie Günter Schabowski einst die Maueröffnung angekündigt hatte: „Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.“

 
Wenn ich damals gewusst hätte, dass das „nur“ der Beginn einer langen Reise sein würde, dass es nicht nur viele Höhen, sondern auch eine Menge Tiefen geben würde auf meinem Weg, dann weiß ich nicht, ob ich damals so euphorisch ja zum Glauben gesagt hätte. 
 

Siegreiches Leben

Mit dem Tod und der Auferstehung von Jesus ist der Sieg über das Böse vollbracht. Wir können ein siegreiches Leben führen. Aber es wird nicht so sein, dass wir von einem Tag zum anderen in der Lage sind umzusetzen, was Gott alles für uns vorbereitet hat. 
 
Die Reise in unseren Leben erinnert mich an das Volk Israel, das – weil es sich immer und immer wieder aufgelehnt hatte – 40 Jahre lang in der Wüste verharren musste. Dann, als sie das gelobte Land endlich sahen, sagte ihnen Gott: „Nach und nach wird er diese Völker vertreiben. Ihr werdet sie zwar nicht alle auf einmal bezwingen, denn sonst würden sich die wilden Tiere zu stark vermehren und euch schaden“ (5. Mose 7, 22 HfA).
 

Schritt für Schritt

Israel hatte das Gebiet vor langer Zeit verlassen – andere hatten sich breit gemacht. Die galt es zu vertreiben. Wie in unserem Leben: Da, wo Gott eigentlich Raum haben sollte in uns und unserem Leben, machen sich andere Dinge breit: Egoismus, Stolz, Rebellion, Süchte. 
 
Auch diese müssen so Schritt um Schritt vertrieben werden, weil wir ansonsten immer wieder in die alten Fallen tappen, alte Fehler machen, Bindungen nicht brechen können. Und genauso, wie Gott dem Volk Israel sagt, es würde die „Feinde zwar nicht alle auf einmal bezwingen“, werden auch wir Siege so „nach und nach vertreiben“.
 
Das ist manchmal nicht leicht zu tragen, besonders, wenn wir bestimmte Dinge loswerden wollen: alte Verletzungen, Ängste, innere Wut, schlechte Angewohnheiten. Dann wünschen wir uns einen schnellen Durchbruch, eine Befreiung von einer Sekunde zur anderen, einen unumkehrbaren Sieg.
 
Die Tatsache, dass wir mit Gott auf einer Reise sind, dass wir Stück für Stück das gute Land einnehmen und mehr und mehr fruchtbaren Boden unter unseren Füßen spüren bewahrt uns davor, wieder stolz zu werden, wieder in alte Muster zu verfallen, wieder zu denken, wir könnten alles alleine schaffen und wären die Könige der Welt.
 
Ein anderer Aspekt, dass wir Schritt für Schritt nach vorne kommen, ist, dass wir realisieren können, dass wir ein siegreiches Leben leben können, ein Leben, in dem wir immer freier werden. Jesus schenkt uns immer wieder Durchbrüche. Das gibt Mut und Vertrauen, dass wir auch die großen Baustellen in unserem Leben bewältigen können. 
 

Gebet:

Vater im Himmel, bitte verzeih, wo ich ungeduldig bin, weil ich sofort den Sieg haben möchte. Bitte hilf mir zu sehen, dass, wenn ich falle und nach dir rufe, du mich Schritt für Schritt zum Sieg führst, dich liebevoll um mich kümmerst und umsorgst. Bitte hilf mir, dass ich nicht stolz werde und in alte Muster verfalle, sondern meine Freiheit mehr und mehr zu genießen lerne. AMEN

Sei gesegnet.

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de