Die Morgensonne strahlt über ein Feld

Begeistert vom vergangenen Jahr

Im Religionsunterricht läuten wir das neue Jahr ein. Wir schauen zurück, wie das letzte Jahr war, entscheiden uns, was wir bewusst zurücklassen wollen – wie Streit, Ärger oder Frust – und überlegen uns, was wir uns für realistische „gute Vorsätze“ für dieses Jahr setzen wollen. Ein Kind begeistert mich in dieser Stunde besonders:

Ich teile einen kleinen Fragebogen zum Thema aus, mit Fragen wie: „Welche schönen Erlebnisse nimmst du mit ins neue Jahr? Was nimmst du dir vor?“ Eine Frage lautet: „Was sollte in diesem Jahr so bleiben, wie es war?“ Als ich nach den Antworten frage, meldet sich Daniel, ein Junge von 11 Jahren. Ich frage ihn: „Daniel, was sollte in deinem Leben in diesem Jahr so bleiben, wie es war?“ Der Junge strahlt mich an, dann antwortet er: „Alles, Herr Ferrarÿ.“ Erst denke ich, es wäre die typische Antwort eines Schülers, der witzig sein will, also hake ich nach: „Warum möchtest du, dass alles so bleibt?“ Daniel strahlt weiterhin: „Weil das Leben einfach schön ist. Jeder Tag ist spannend. Und das soll auch so bleiben. Ich möchte jeden Tag genießen und mich überraschen lassen, denn jeder Tag hält doch Überraschungen bereit!“ Ist das die Antwort eines Grundschülers? Ich hätte diese Worte eher von einem alten, erfahrenen jüdischen Rabbi erwartet – oder von einem mitreißenden Prediger, aber doch nicht von einem Kind in der 6. Klasse. 

Bin ich offen für ein Abenteuer?

Aber Daniel hat recht. Eine solch eine Erwartungshaltung lässt ihn offen sein für Neues, für Aufregendes, für Unerwartetes. 

Habe ich diese Offenheit eigentlich auch? Oder erwarte ich nichts von meinem Alltag? Meine Antwort auf Daniels Statement müsste eigentlich ein ehrliches Gebet sein: „Gott, ich möchte auch mit solch offenen Augen und Ohren durchs Leben gehen. Bitte überrasche mich auch in meinem Alltag. Bitte mach doch auch, dass mein Leben auch so spannend wird.“

Aber habe ich den Mut dazu, so zu beten? Was, wenn Gott mir das schenkt. Bin ich flexibel genug, aus meinem Zeitplan auszubrechen, um das, womit Gott mich überrascht, zu sehen, zu untersuchen, auszuprobieren?

Was, wenn Gott mich wirklich zu einem Abenteuer einlädt? Bin ich bereit dafür? Nehme ich mir Zeit zu antworten, wenn mein Nachbar mich plötzlich und überraschend nach meinem Glauben fragt? Wenn jemand mich bittet, für ihn zu beten, weil er sich in einer schwierigen Situation befindet? Würde ich jemandem die Hände auflegen, der sich nach Gesundheit sehnt? Und was, wenn Gott dann wirklich ein Wunder schenkt? 

Es gibt unendlich viele Türen, die Gott aufmachen, unzählige Möglichkeiten, wie er uns überraschen und faszinierend viele Wege, wie er unseren Tag spannend machen kann. 

David – einst ein einfacher Hirtenjunge, dann Musiker und schließlich König des Landes (was für ein Abenteuer) – schreibt in einem seiner Lieder: „Kommt und seht, was euer Gott getan hat, wie wunderbar er an seinem Volk gehandelt hat“ (Psalm 66, 5 NLB). 

Erwartungshaltung

Diese Worte bringen mich wieder zurück zu Daniel aus meiner 6. Klasse und seiner Erwartungshaltung. Ich möchte auch so erwartungsvoll sein. Ich möchte auch so begeistert sein von dem, was Gott in meinem Leben tut, und wenn ich abends ins Bett gehe, dann möchte ich sein, wie David, begeistert von dem, was Gott an diesem Tag alles getan hat – und erwartungsvoll, auf das, was Gott für morgen für mich geplant hat. 

Ich weiß gar nicht, ob Daniel gläubig ist, aber ich weiß: Dafür lohnt es sich zu beten!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de