Mädchen mit gefolchtenen Zöpfen im Kornfeld

Du bist du

„Du bist du… Das ist der Clou, ja der Clou: Ja, du bist du“ – so heißt es in einem Lied, das wir damals in meiner Jugend oft gesungen haben. Du bist du – und niemand anderes. Viele Menschen in unserer heutigen Zeit wollen sich „selbst verwirklichen“, wollen die Normen und Erwartungen, die die Gesellschaft an sie hat, verlassen und eben „sie selbst“ sein. Schade nur, dass das häufigste Bedauern auf dem Sterbebett von Menschen eine andere Sprache spricht.

 

Mir selbst treu bleiben

Die Australierin Bronnie Ware hat ein Buch mit dem Titel „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ geschrieben. Es wurde zu einem Bestseller und ist in 27 Sprachen übersetzt worden. Die Worte, die Brookes von Sterbenden ihren Aussagen nach am meisten gehört hat, waren: „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben, statt so zu leben, wie es andere von mir erwarteten.“
 

Anpassen

Mich hat diese Erkenntnis erschüttert, steht sie doch diametral dem Wunsch nach Individualismus des Einzelnen entgegen. Wir wollen anders sein und passen uns dann doch wieder an. Punks sind für mich hier ein gutes Beispiel. Heute sieht man sie nur selten, aber, als ich jünger war, da „lungerten“ zum Beispiel viele rund um die Gedächtniskirche.
 
Punks wollten sich abheben, wollten in keine Norm passen. Punk zu sein bedeutete, Individualist zu sein, sein eigenes Sein zum Ausdruck zu bringen. Aber gewundert hat es mich dann schon, dass sie zumindest äußerlich ziemlich „uni-form“ aussahen. Oder, um es zu überspitzen: Ich will anders sein, deswegen kleide und gebe ich mich so, wie alle anderen, die anders sein wollen und bin dann doch wieder einer von vielen. 
 

Was werde ich bereuen…?

Was werde ich bereuen, wenn ich auf dem Sterbebett liege? Werde ich auch sagen, dass ich mir zu wenig selbst treu geblieben bin? 
 
Ich weiß, dass ich bin, wer ich bin, weil Gott mich so erschaffen hat. Gott sagt uns: „Du bist kostbar in meinen Augen und wertvoll, und ich liebe dich“ (Jesaja 43, 4) – nicht weil du einer Norm entsprichst, nicht, weil du so lebst, wie andere es von dir erwarten – oder er von dir erwartet, sondern einfach, weil du bist, weil du da bist.
 
„Du bist du, das ist der Clou“ – es täte uns gut, wenn wir wirklich mehr Mut hätten, uns selbst treu zu sein, statt so zu leben, wie andere es von uns erwarten, einfach deswegen, weil wir nicht „andere“ sind, sondern, weil wir „wir“ sind. 
 

Schau dir einmal dein Leben an.

Kann es sein, dass du in manchen Bereichen nicht glücklich bist, weil du versuchst zu leben, wie andere es von dir erwarten? Dinge zu tun, um Normen zu erfüllen und nicht, weil das Herz es möchte, geht sehr schnell. Aus dem Hamsterrad wieder herauszukommen ist oft schwer. 
 
Es mag sein, dass andere, die eben bestimmte Erwartungen an dich haben, enttäuscht sind oder erschrocken. Aber es ist immerhin dein Leben und nicht ihrs. 
 
Ich lade dich ein, mit Gott darüber zu sprechen und dir den Mut von ihm schenken zu lassen, Dinge zu verändern, die dich unglücklich machen. Wenn wir das tun, gehören wir vielleicht nicht zu den Menschen, die auf dem Sterbebett bereuen, dass wir uns nicht selbst treu geblieben sind. 
 
Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de