Mann steht in der Abendsonne im Wasser

Rentner John

Vor ein paar Tagen durfte ich John kennenlernen. John ist ein Rentner in seinen 80ern und besitzt ein schönes Stück Land direkt an einem See. Besonders während der Zeiten der Corona-Beschränkungen, so sagt er, fuhr er gerne mit Gästen hier her. Man entspannt sofort, wenn man am See ankommt – dann erzählt John den Menschen gerne seine Lebensgeschichte. Und die hat es wirklich in sich.  

Lebensgeschichte

John wuchs in einer typisch-amerikanisch-christlich geprägten Familie auf. Als junger Mann wurde er Soldat in Deutschland, heiratete und baute sich danach ein typisches Leben mit Frau, Kindern und Einfamilienhaus auf. Alles war gut – außer der einen Sache, nämlich, dass der Alkohol ihn mehr und mehr gefangen nahm.

Sein Trink-Problem wurde schlimmer und schlimmer, sodass seine Frau ihn irgendwann verließ. Er verlor den Halt und dann so nach und nach alles, was er hatte, bis er schließlich – selbstverschuldet – unter absolut widrigen Umständen lebte. Als ein Arzt ihm dann auch noch mitteilte, er hätte nur noch maximal ein Jahr zu leben, weil seine Leber so stark angegriffen war, verlor er gänzlich seinen Lebensmut.

Einbildung?

Er versank noch mehr in Alkohol und Depressionen. Und an diesem Punkt fingen Johns Augen beim Erzählen an zu leuchten. Dann, so sagt er, eines Abends, hatte er eine Vision. Er hörte klar und deutlich eine Stimme, obwohl außer ihm niemand in dem Raum war: „John, ich liebe dich!“

War es Einbildung? War es der Alkohol? Er sagt heute, er wusste genau, dass es Jesus war – und das irritierte ihn zutiefst, denn obwohl er Jesus erkannte, wusste er mit den Worten nichts anzufangen. Wie konnte Jesus jemanden lieben, der so gescheitert war, so am Ende. 

Der Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Er beschloss zu versuchen, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Also fing er an, nach Arbeit zu suchen und fand sie bei einem Christen. Auch der nahm ihn an, obwohl er ihn regelmäßig enttäuschte, zu spät zur Arbeit kam oder alkoholisiert.

Nach ein paar Tagen bat der Arbeitgeber John, ihn im Auto mit in die Stadt zu begleiten. Dort erzählte er ihm, dass Jesus am Karfreitag für all das gestorben war, was er verbockt hatte, aber, dass er am Ostersonntag auferstanden sei und heute noch lebte. Und das Jesus ihm ein neues Leben schenken würde, wenn er dieses Geschenk annehmen würde.

John muss geguckt haben, wie die Frauen, die das leere Grab vor sich fanden, in das sie Jesus noch ein paar Tage zuvor gelegt hatten. Er war nicht mehr dort. Er war auferstanden. Nur einen Boten Gottes sahen sie: „Der Engel sprach die Frauen an. »Habt keine Angst!«, sagte er. »Ich weiß, ihr sucht Jesus, der gekreuzigt wurde. Er ist nicht hier! Er ist von den Toten auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht, wo sein Leichnam gelegen hat. Und nun geht und sagt seinen Jüngern, dass er von den Toten auferstanden ist und ihnen nach Galiläa vorausgeht. Dort werdet ihr ihn sehen. Merkt euch, was ich euch gesagt habe.« Die Frauen liefen schnell vom Grab fort. Sie waren zu Tode erschrocken und doch zugleich außer sich vor Freude“ (Matthäus 28,5-8 NLB).

Langes, glückliches Leben

John blickt heute auf ein langes, glückliches Leben zurück. Er hat in seinem eigenen Leben erlebt, was Ostern bedeutet, so wie Paulus es schreibt: „In seinem großen Erbarmen hat Gott uns neues Leben geschenkt. Wir sind neu geboren, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, und jetzt erfüllt uns eine lebendige Hoffnung“ (1. Petrus 1, 3 HfA).

Ich frage John, wie das möglich war, dass Gott das Ruder so herumgerissen hat. „Ich habe alles, was ich hatte – und das war nicht viel – auf die eine Karte gesetzt“, sagt er. Und das ist der schwerste Part. Menschen, die ganz unten sind und nichts zu verlieren haben, können das vielleicht leicht tun, aber je mehr du hast, an dem du aus deinem alten Leben hängst, desto schwerer ist es, loszulassen und alles Gott hinzuhalten.

Erleben wir seine Kraft der Auferstehung

Aber je weniger wir Gott hinhalten, desto weniger erleben wir seine Kraft der Auferstehung. Es ist, als würde ich einen Topf auf den Herd stellen. Platziere ich ihn genau auf die Herdplatte, ist er im Nu heiß. Je weiter ich ihn vom Zentrum wegschiebe und je weniger der Topf die Heizplatte berührt, desto langsamer erwärmt sich, was im Topf ist. 

Zum Glück gibt es Menschen, wie John, die mir zeigen, was für eine Veränderung möglich ist. Sie machen mir Mut, Gott immer mehr hinzuhalten und zu sagen: „Ich stelle es dir zur Verfügung, bitte mach das Beste daraus!“

Und ehrlich? Ich habe noch nie erlebt, dass er es nicht getan hätte. 

Was sind die Dinge, an denen du festhältst? In welchen Bereichen deines Lebens vertraust du dir immer noch mehr selbst, als Gott. Und was sind die Gründe dafür?

Frohe Ostern, der Herr ist auferstanden.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de