Pink Schriftzug Peace

Ärger über Ärger

Wieder einmal lässt mich eine Kollegin hängen, sodass ich mehr arbeiten und vor allem improvisieren muss. Als ich ihren Namen am schwarzen Brett lese, koche ich hinterher. Und als sich dann eine andere Kollegin neben mich stellt, um ebenfalls den Vertretungsplan zu checken, habe ich die Worte auf den Lippen: „Immer dieselben, die blau machen, und wir müssen das dann ausbaden…“

Ich komme in die Mensa und setze mich an den Tisch, an dem schon ein paar Kollegen sitzen, die sich aufgeregt und aufgebracht unterhalten. Es geht – wieder einmal – um den Chef. Die Unzufriedenheit ist groß, und die Worte, die fallen alles andere als herzlich.

Auf dem Weg nach Haus laufe ich durch den Park und hänge in meinen Gedanken, als plötzlich ein Jugendlicher mit einem Miet-Roller so knapp an mir vorbeirast, dass ich den Windzug noch spüren kann. „Der hat hier aber mit seinem E-Roller so gar nichts zu suchen“, denke ich noch, als er direkt vor meiner Nase eine Vollbremsung hinlegt und mit dem Hinterrad driftet, sodass der Roller sich fast ein ganzes Mal um seine eigene Achse dreht. Am liebsten würde ich den Mund aufmachen und ihm mal richtig die Meinung geigen!

Als ich nach Hause komme, checke ich noch kurz die Aktivitäten in einigen sozialen Netzwerken – und wieder fange ich an, mich zu ärgern – vor allem über die Leute, die ach so quer sind, es aber mit dem Denken anscheinend nicht so haben. Ich habe schon die passenden, vernichtenden Worte im Mund und würde am liebsten gepfefferte Antworten schreiben – aber da kommen meine Kinder ins Zimmer, und ich habe besseres zu tun.

Es wird Abend, und ich schalte den Fernseher an. Die Nachrichten zeigen furchtbare Bilder aus Afghanistan. Ich bin traurig, aber auch wütend – wütend darauf, dass Menschen so grausam sein können. Wütend darauf, dass eine Religion so ausgenutzt und ausgelebt wird, dass es einigen gut geht, andere unter die Räder kommen oder sogar sterben. Ich verachte Gewalt – habe aber schnell die Gedanken im Kopf: „Denen müsste man allen die Hölle heiß machen …“

Frieden stiften

Ich schlage vor dem Schlafengehen noch meine Bibel auf, weil ich als Letztes noch einen Bibelvers im Kopf haben möchte und nicht den Ärger des Tages. Und ich stoße auf die Bergpredigt von Jesus: „Glücklich sind, die Frieden stiften, denn Gott wird sie seine Kinder nennen“ (Matthäus 5, 9 HfA) ruft er seinen Zuhörern zu. 

Nein, wir Christen dürfen uns nicht alles gefallen lassen. Wir sollen und müssen aufstehen gegen Unrecht und Gewalt. Viel zu viele von uns halten den Mund. Wir sollen und müssen auch für Werte einstehen und diese verteidigen. Auch fordert uns die Bibel auf, Menschen darauf hinzuweisen, wenn das, was sie leben oder sagen dem widerspricht, was die Schrift lehrt.

Mache einen aktiven Schritt

Aber ich habe gerade an diesem Tag gelernt: Ich kann mich nicht zurücklehnen und darauf warten, dass Frieden einkehrt – besonders dann nicht, wenn ich mit am Unfrieden beteiligt bin. Jesus sagt ganz klar, dass wir aufgerufen sind, Frieden zu stiften. Das ist ein aktiver Schritt. 

Und ich merke an diesem Punkt wieder einmal, wie sehr ich Gott dazu brauche, denn ich schaffe das alleine nicht. Ich bin ein Mensch, der schwer seinen Mund halten oder seine Emotionen unter Kontrolle bringen kann. Und dennoch gilt die Aussage mir. Gott wird mich sein Kind nennen, wenn ich Frieden stifte. Und es wird mir besser gehen, denn Freude wird mich erfüllen. 

Und, dass Frieden im Herzen mich mehr erfüllt, als Ärger und Streit, das weiß ich. Was kann ich also tun, außer zu versuchen, mich zusammenzureißen? In Situationen, in denen ich merke, dass ich eher Streit stiften möchte, in denen die Pferde in mir durchgehen, wo sich der Ärger mächtig breit macht in mir, sollte ich mich nach Hilfe ausstrecken, sollte ich leise bis zehn zählen und Gott bitten, mich mit seinem Frieden zu erfüllen.

Wir werden sehen, ob das klappt, wenn wieder einmal der Vertretungsplan mies aussieht oder ein E-Roller mich schneidet. Einen Versuch ist es wert. Denn, wenn ich mich nach positiven Veränderungen in meinem Leben sehen, sie aber nicht erlebe, dann liegt es wahrscheinlich daran, dass ich keinen Frieden in mir habe und mit Smog keinen Frieden leben kann. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleitenhttps://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de